Montag, Oktober 14

Elon Musk will mit einer riesigen, voll wiederverwendbaren Rakete die Raumfahrt fundamental verändern. Am Sonntag ist er seinem Traum ein Stück näher gekommen.

Die Geschichte des Starship war eine Geschichte der Fehlschläge. Ein ums andere Mal explodierten die Raketen – bis am Sonntag. Da vollführte das neue Raumschiff von SpaceX erfolgreich ein beeindruckendes Manöver. Die Antriebsrakete katapultierte das Raumschiff in die Höhe und landete dann zum ersten Mal zielgenau wieder auf der Startrampe, wo sie von Greifarmen aufgefangen wurde. Die Raumkapsel, das eigentliche Starship, landete nach einem Flug um die halbe Erdkugel im indischen Ozean. Ganz wie geplant.

Kann man eine explodierende Rakete als Erfolg feiern? Elon Musk tat genau das bei den früheren Versionen des Starship und erntete dafür regelmässig hämische Kommentare. Doch der Erfolg vom Sonntag zeigt: Die Strategie von SpaceX, iterativ aus Fehlern zu lernen, geht auf. Die Fehlschläge der letzten Jahre waren tatsächlich genauso bedeutsam wie der spektakuläre Erfolg am letzten Sonntag. Und es gibt allen Grund anzunehmen, dass es mit dem kontinuierlichen Fortschritt weitergehen wird.

SpaceX verbessert sich Schritt für Schritt

Der erste Testflug des Starship fand bereits im April 2023 statt. Doch die beiden Teile der Rakete, die Antriebsrakete Super Heavy Booster und das eigentliche Starship, trennten sich nicht erfolgreich voneinander. Beide explodierten. Auch im zweiten und im dritten Anlauf explodierte entweder die Antriebsrakete oder das Starship. Doch jedes Mal war von einem Testflug zum nächsten eine deutliche Verbesserung zu erkennen. Beim vierten Testflug im Juni lief bereits alles so gut, dass SpaceX sich für den fünften Versuch an diesem Wochenende an den riskantesten Schritt wagte: das Auffangen der Rakete.

Das ist das Prinzip, nach dem SpaceX seine innovativen Raketen entwickelt: Man baut einen holprigen Prototyp und lässt ihn starten, in der Erwartung, dass der Testflug wahrscheinlich fehlschlägt. Diesen Fehlschlag beobachtet man jedoch so sorgfältig, dass man daraus viel lernen kann. Die nächste Version der Rakete ist dann bereits deutlich besser, und einige Iterationen später ist aus all den Rückschlägen ein grosser Fortschritt geworden.

Mit wiederverwendbaren Raketen die Kosten senken

Mit dem gleichen Prinzip hat SpaceX bereits einmal etwas geschafft, was viele für unmöglich hielten: Bei den Falcon-Raketen, dem Vorgänger des Starship, landen seit Jahren die Antriebsraketen wieder auf dem Boden. Nach einer kurzen Reparatur können sie erneut verwendet werden. Einzelne Antriebskörper sind so bereits mehr als zehn Mal gestartet und wieder gelandet.

Allein aufgrund der enormen Grösse ist das beim Starship eine noch grössere Herausforderung. Mit 120 Metern Länge ist das Starship das grösste Raumschiff, das je gebaut wurde. Wenn es funktioniert, könnte es deutlich mehr Nutzlast oder Menschen ins All schiessen als alle Raketen vorher.

Ausserdem verfolgt SpaceX das Ziel der wiederverwendbaren Rakete beim Starship noch konsequenter. Denn auch die zweite Raketenstufe, die eigentliche Raumkapsel, soll wiederverwendbar sein. Beim jüngsten Testflug liess man diese noch kontrolliert im Ozean landen. Doch in der Zukunft soll sie ebenso wie die Antriebsrakete zum Startplatz zurückkehren können und von den Greifarmen aufgefangen werden.

Eine riesige, voll wiederverwendbare Rakete würde die Raumfahrt fundamental verändern. Denn heute werden sämtliche Weltraummissionen davon bestimmt, möglichst viel Gewicht zu sparen. Die wiederverwendbaren Raketen von SpaceX haben die Kosten pro Kilogramm Material, das ins Weltall transportiert wird, schon jetzt reduziert. Wird das Starship serienreif, dürften sie noch einmal deutlich sinken.

Das erklärte Ziel von Elon Musk ist es, mit dem Starship schon in der nahen Zukunft Menschen zum Mond und schliesslich zum Mars zu bringen. Bis dahin ist es noch ein weiter Weg. Doch Momente wie am Sonntag zeigen, dass man sich den ganz grossen Zielen nähert – Schritt für Schritt.

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