Mittwoch, Januar 15

Die Mutter Nawalnys fordert die Auslieferung der Leiche an die Familie. Sie wirft den russischen Behörden vor, sie zu einer heimlichen Bestattung zu drängen.

lia./ (dpa) Die Mutter des im russischen Straflager gestorbenen Kremlgegners Alexei Nawalny hat nach tagelangem Warten Zugang zu seiner Leiche erhalten. Sie habe den Körper ihres Sohnes am Mittwoch in der Leichenhalle zu sehen, aber nicht ausgehändigt bekommen, teilte Ljudmila Nawalnaja am Donnerstag in einer Videobotschaft mit. Sie forderte die russischen Behörden dazu auf, ihr den Leichnam auszuhändigen, damit sie ihn beerdigen könne.

Nawalnaja berichtete, sie habe 24 Stunden alleine mit Ermittlern und der Kriminalbeamten verbracht, bevor sie am Mittwochabend in die Leichenhalle in der Stadt Salechard im Norden Russlands gelassen worden sei. Ljudmila Nawalnaja äusserte sich nicht dazu, in welchem Zustand die Leiche ihres Sohnes war.

Nawalnaja warf dem Machtapparat vor, sie zu erpressen und ihren Sohn heimlich beerdigen zu wollen. «Sie stellen Bedingungen, wo, wann und wie ich Alexei beerdigen soll. Das ist gegen das Gesetz», sagte sie. Die Ermittler hätten gedroht, etwas mit der Leiche anzustellen, wenn sie einem heimlichen Begräbnis nicht zustimme. Deshalb habe sie sich an die Öffentlichkeit gewandt, weil die Angehörigen, aber auch die Anhänger die Möglichkeit haben sollten, sich von Nawalny zu verabschieden.

Der 47-Jährige Nawalny war am Freitag vergangener Woche im Straflager unter ungeklärten Umständen gestorben. Seine Familie und seine Mitarbeiter wurden erst am Samstag offiziell über seinen Tod informiert. Über den Aufenthaltsort der Leiche wurde die Familie Nawalnys über Tage im Dunkeln gelassen. Nawalnys Mutter sagte im Video, dass sie nun über den Abschluss der medizinischen Untersuchung informiert worden sei, auch über die Todesursache. Laut Angaben von Nawalnys Sprecherin Kira Jarmisch hiess es auf dem Todesschein, Nawalny sei eines natürlichen Todes gestorben. Nawalnys Frau Julia, sein Team und auch Menschenrechtler machen jedoch die russischen Behörden für den Tod Nawalnys verantwortlich. Nawalny hat 2020 einen Giftanschlag nur knapp überlebt.

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