Für die Zürcher SVP ist klar: Hier wird eine Christin desavouiert. Die Veranstalterin argumentiert mit Sicherheitsbedenken.
Bernarda Brunović ist eine Schweizer Sängerin und hat es bei der Gesangstalentshow «The Voice of Germany» 2018 ins Halbfinale geschafft. Am Freitagnachmittag hätte sie bei M4Music – dem Pop-Musik-Festival des Migros-Kulturprozents – in Zürich auftreten sollen. Doch nun hat die Veranstalterin die Sängerin kurzfristig aus dem Programm gestrichen.
Wie M4Music auf Instagram schreibt, erfolge die Konzertabsage zur Sicherheit des Publikums und aller Beteiligten. Dies, nachdem es in den sozialen Netzwerken Äusserungen gegeben habe, die darauf schliessen liessen, «dass es rund um dieses Konzert zu Störaktionen kommen wird». Denn Bernarda Brunović ist in Zürich vor allem für ihre Auftritte beim «Marsch fürs Läbe» bekannt – einer länderübergreifenden umstrittenen Demonstrationsreihe gegen Abtreibungen. Gegendemonstrationen von linksradikalen Abtreibungsbefürwortern sind dabei an der Tagesordnung.
Brunović ist gläubige Christin und macht daraus kein Geheimnis. Das zeigt schon ein kurzer Blick auf ihren Instagram-Kanal. «Wer singt, betet doppelt» steht da etwa, oder «So gross ist der Herr.»
Linksradikale Gruppen werden «hofiert»
Bei der Zürcher SVP sorgt die Absage von Brunovićs Auftritt für Empörung. Allein der Glaube der Sängerin genüge «linksradikalen Chaoten, um im Internet massive Drohungen gegen die Sängerin auszustossen und öffentlich zur Störung ihres Auftritts aufzurufen», schreibt die Partei am Donnerstag in einer Mitteilung. Die Veranstalterin knicke «ohne Not vor einer winzigen, aber äusserst laut und aggressiv auftretenden linksradikalen Minderheit ein».
In der Stadt Zürich würden linksradikale Gruppen geradezu «hofiert». Daher sei es leider keine Überraschung, dass «dröhnende Stille» herrsche, wenn eine konservative Künstlerin bedroht und desavouiert werde, schreibt die SVP weiter. Die Stadtpolizei sei «offenbar nicht in der Lage oder Willens, die Sicherheit der Sängerin und der Konzertbesucher zu gewährleisten».
Rufe hingegen eine rechtsradikale Gruppe im Internet dazu auf, eine linke Sängerin zu stören, wäre «der Aufschrei immens, und die Sicherheitsorgane würden mit einem Grossaufgebot» für einen reibungslosen Ablauf sorgen.
Die Stadtpolizei Zürich weist den Vorwurf der SVP entschieden zurück. Grundsätzlich sei der Veranstalter verantwortlich für die Sicherheit der Teilnehmenden, sagt der Mediensprecher Pascal Siegenthaler. Diese umfasse auch die auftretende Künstlerin. Die Stadtpolizei Zürich stehe beratend zur Seite, interveniere aber nur bei einer Gefährdung der öffentlichen Sicherheit beziehungsweise bei einem Delikt.
Im Fall der Kommentare zum Auftritt von Bernarda Brunović habe M4Music die Stadtpolizei um eine Einschätzung der Situation gebeten, sagt Siegenthaler. Dabei habe es sich um eine Lagebeurteilung der Polizei gehandelt, keine Empfehlung für das weitere Vorgehen. Der abschliessende Entscheid liege bei der Veranstalterin.
Keine Kenntnis von «Marsch fürs Läbe»-Auftritten
Die Festivalveranstalterin erntet auf ihrem Instagram-Kanal viel Häme für die Konzertabsage. Nicht etwa, weil sich die Mehrheit der Kommentatoren mit der ausgeladenen Sängerin solidarisiert. Vielmehr fragt man sich, warum die Veranstalterin nicht die Verantwortung für die eigene Progammgestaltung übernehme.
Die Mediensprecherin von M4Music verweist Medienanfragen zu Bernarda Brunović an den Mutterkonzern Migros. Deren Mediensprecher schreibt, M4Music habe zum Zeitpunkt, als man Bernarda Brunović eingeladen habe, keine Kenntnis von deren Auftritten beim «Marsch fürs Läbe» gehabt. Das Festival prüfe zwar den Hintergrund der eingeladenen Künstlerinnen und Künstler. Aber immer im Wissen darum, dass «in Anbetracht von diversen gesellschaftlichen und politischen Themen, verschiedenen Kanälen und zeitlicher Tiefe auch etwas übersehen» werden könne.