Dienstag, Oktober 8

Mit der Übernahme durch den saudischen Staatsfonds PIF ist auch die letzte Warenhausbeteiligung von Signa verkauft.

Nun geht es Schlag auf Schlag bei der Verwertung von René Benkos Warenhausbeteiligungen: Nur wenige Tage nach der Bekanntgabe des Globus-Verkaufs an die thailändische Central Group hat auch die britische Selfridges Group neue Besitzer gefunden.

Selfridges gehörte wie Globus einem Gemeinschaftsunternehmen aus Signa und Central. Die beiden Partner hatten die britische Warenhausgruppe Ende 2021 für rund 4 Milliarden Pfund gekauft.

Anders als bei Globus und der KaDeWe Group wird Central allerdings bei Selfridges nicht Alleineigentümer. Die Thailänder bleiben bei ihrer bereits bestehenden Mehrheit von 60 Prozent. Den Anteil der Signa-Gruppe übernimmt der saudische Staatsfonds Public Investment Fund (PIF). Damit ergibt sich neu eine 60:40-Prozent Partnerschaft zwischen Central und dem PIF. Dies hat Central am Montagabend bekanntgegeben.

Der PIF war bisher schon, allerdings in viel geringerem Ausmass, bei Selfridges investiert. René Benko hatte aus Geldnot und hinter dem Rücken seiner thailändischen Partner bereits kurz nach dem Kauf einen Teil des Signa-Anteils an die Saudi weitergereicht, und zwar sowohl an der operativen Gesellschaft als auch an den Liegenschaften.

Als Benkos Signa-Gruppe insolvent wurde, sassen die Saudi bei den Verhandlungen über die Konkursmasse von Anfang an mit am Tisch. Die Thailänder hätten sie nicht gegen ihren Willen auskaufen können.

Möglicherweise war die Central Group aber auch froh um diese Konstellation. So ist nicht klar, ob die Thais den finanziell grossen Brocken Selfridges auch noch vollständig hätten übernehmen wollen oder können, nachdem sie schon in der Schweiz und in Deutschland für ihren ehemaligen Partner Signa hatten einspringen müssen. Central nennt den PIF in der Mitteilung vom Mittwoch jedenfalls den «bevorzugten Partner». Mit den neuen Besitzverhältnissen ist klar, dass Central strategisch im Lead ist. Der PIF wird vor allem finanziell unterstützen.

Immobilien sind ebenfalls Teil des Deals

Anders als bei Globus betrifft die Transaktion bei Selfridges nicht nur das operative Geschäft, sondern auch die Liegenschaften. Die britische Gruppe besitzt zwar nur zwei Immobilien, aber dafür sehr wertvolle: eine an der Londoner Oxford Street und eine in Manchester. Für diese zahlten Benko und die Thailänder vor knapp drei Jahren rund 2,4 Milliarden Pfund.

Jetzt fliesst bei den Liegenschaften praktisch kein Geld. Laut dem jüngsten Bericht des Sanierungsverwalters von Signa Prime zahlt der PIF für den Kauf des Signa-Anteils einen Cash-Kaufpreis von 1 Million Pfund, also rund 1,2 Millionen Euro. Dafür fällt in der Insolvenzmasse eine Forderung der Hypothekargeberin Bangkok Bank Limited in Höhe von rund 733 Millionen Euro weg. Zudem reduziert der PIF seine eigene Forderungen gegenüber Signa Prime von 103 auf 51,5 Millionen Euro.

Geld zurück für Julius Bär?

Mit dem Verkauf von Selfridges ist die Verwertung des Luxuswarenhausgeschäfts der Signa-Gruppe beendet. Die Thailänder haben vor kurzem 100 Prozent der Globus Magazine AG übernommen. Die KaDeWe-Warenhausgruppe in Deutschland, zu der neben dem KaDeWe in Berlin auch das Alsterhaus in Hamburg und der Oberpollinger in München gehören, haben sie bereits im Juni erworben, da es dort ein separates Insolvenzverfahren gab.

Damit wird sich auch bald zeigen, wie der Signa-Kollaps für die Gläubiger des Luxushandelsgeschäfts der Gruppe ausgeht. Anders als bei den Immobilien ist hier die Situation relativ übersichtlich: Die mit Abstand wichtigste Gläubigerin ist die Bank Julius Bär. Sie hatte der in der Schweiz ansässigen Signa European Invest Holding, unter der die Beteiligungen an Globus, KaDeWe und Selfridges hängen, laut Insidern 200 Millionen Franken geliehen. Das entspricht einem Drittel des von der Bank kommunizierten Kredits an die Signa-Gruppe, der sich auf 606 Millionen Franken belief.

Wie viel genau von den 200 Millionen an die Bank zurückfliesst, lässt sich noch nicht sagen. Zum einen ist nicht bekannt, wie viel der PIF für die Übernahme des Warenhausgeschäfts von Selfridges bezahlt; auch bei Globus gab es keine Zahlen. Zum anderen ist Julius Bär zwar die wichtigste Gläubigerin, aber nicht die einzige.

Sanierungsverfahren noch nicht abgeschlossen

Hinzu kommt, dass der Verkauf von Selfridges und Globus mit der Vertragsunterzeichnung formell noch nicht abgeschlossen ist. Es handelt sich ja nicht um einen gewöhnlichen Firmenverkauf, sondern um eine Verwertung im Rahmen eines Sanierungsverfahrens unter behördlicher Aufsicht.

Die beiden Sachwalter Daniel Hunkeler und Georg Wohl, die in die Verhandlungen um Globus und Selfridges involviert waren, sprechen allerdings von einem «den Umständen entsprechend guten Ergebnis für alle Gläubiger» und stehen somit hinter der Vereinbarung.

Nun muss die Gesellschaft ihren Gläubigern einen Nachlassvertrag vorlegen, denn diese werden einen Teil ihrer Forderungen abschreiben müssen. Bis zum Abschluss eines solchen Vertrags (für den ebenfalls eine gerichtliche Genehmigung erforderlich ist) wird es noch einige Monate dauern.

Insider gehen davon aus, dass Julius Bär knapp 100 Millionen Franken zurückerhalten könnte. Der Betrag dürfte vor allem aus dem Verkauf der Selfridges-Gruppe stammen, die erfolgreich 18 Läden in drei Ländern betreibt. Bei Globus dürfte hingegen kaum Geld geflossen sein.

Die Bank wird die 100 Millionen als ausserordentlichen Gewinn ausweisen können. Dies deshalb, weil sie die gesamten Signa-Kredite von 606 Millionen in der Jahresrechnung 2023 sicherheitshalber bereits abgeschrieben hat.

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