Mittwoch, Oktober 9

Magistraler Sturz im Büro +++ (Un-)Sicherheitspolitik im Bundeshaus +++ Die Dreimilliardenoper +++ Durchsagen aus der Bundesgasse

Fraktur de Suisse

fab. Es geschah am Freitagnachmittag im Bundeshaus Ost: Guy Parmelin ist im Büro gestürzt und hat sich dabei den Oberarm gebrochen. Dass Bundesräte mit dem Velo (Ueli Maurer), auf der Skipiste (Viola Amherd) oder wegen einer Bündnerin (Christoph Blocher) stürzen, ist schon vorgekommen. Der Sturz im Büro aber gibt in Bern Anlass für wilde Thesen. Kolportiert werden sie nach ortsüblichen Bräuchen nur hinter vorgehaltenem Unterarm. SVP-intern wird zudem besorgt konstatiert, dass Parmelin die Rechte gebrochen habe.

Anzufügen bleibt, dass der politische Bruch in Bern grosse Tradition hat. In der Regel werden keine Körperteile gebrochen, sondern Versprechungen, Abmachungen oder Anstandsregeln, gelegentlich auch Verfassungsartikel, Amtsgeheimnisse und Herzen.

Bundesrat Parmelin konnte das Spital am Dienstag zum Glück wieder verlassen. Doch bereits droht neue Unbill: Sein Kommunikationschef Urs Wiedmer aspiriert dem Vernehmen nach auf das Amt des Bundesratssprechers. Für seinen Chef, für den er viel mehr ist als nur ein Sprachrohr, wäre das bitter: Kaum hat Parmelin den Arm gebrochen, würde er auch noch seine rechte Hand verlieren.

Übergangsphase vorbei

bin. Das Nachrichtenportal «Watson» wollte aus der chaotischen Sitzung der Sicherheitspolitischen Kommission (SiK) rund um die Armeefinanzen eine Märtyrer-Geschichte basteln. In der Hauptrolle: SiK-Präsidentin Priska Seiler Graf, die sich nach dem umstrittenen Kommissionsentscheid unerschrocken auf den medialen Spiessrutenlauf wagte und laut «Watson» für die trötzelnden Bürgerlichen den Kopf hinhalten musste.

Die SP-Nationalrätin zeigte sich im Porträt unbeirrt. Dem Bundesrat wirft sie gar Alarmismus und Angstmacherei vor. Das VBS und die Bürgerlichen würden mit ihren Forderungen lediglich austesten, «wie viel Geld sie mit der Angst vor Russland für die Armee rausholen können». Alles nur ein politischer Bluff?

«Wir leben in einer gefährlichen und volatilen Übergangszeit», hat der Bundesrat noch im Juni im jährlichen Bericht zur Beurteilung der Bedrohungslage festgehalten. Für die SiK und deren Präsidentin scheint diese Übergangszeit bereits wieder vorbei. Auf den Zahlungsrahmen für die Armee hat sie nach den Sommerferien gleich ganz verzichtet.

Der letzte Akt

fab. Apropos Sparen: Nach dem munteren Laientheater, das National- und Ständerat in den letzten Monaten dargeboten haben, dürfte das eidgenössische Finanzdrama in den nächsten Wochen in ernsthaftere Bahnen übergehen. Regie führt Karin Keller-Sutter, die im Theater Bern für die Sparsparte zuständig ist. Als Souffleure fungieren die Mitglieder eines fünfköpfigen Experten-Ensembles: Die umstrittene «Gaillard-Gang» alias die «Fünf Finanzfreunde» soll konkrete Sparvorschläge für die nächsten Akte präsentieren.

Demnächst in diesem Theater soll das Quintett seine Vorlage für die berüchtigte Brecht-Adaption «Die Dreimilliardenoper» abliefern. Es soll ein wahrer Thriller sein – mit brutalen Kürzungen, Überschüssen aus dem Hinterhalt, klaffenden Lücken, blutigen Gemetzeln. Ob aber letztlich die Inszenierung auf der Bundeshausbühne zu einem Happy End führt oder zu einem Schrecken ohne Ende, obliegt wieder dem eingangs erwähnten Laientheater, in dem traditionell viele Selbstdarsteller mitwirken.

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