Freitag, Februar 7

Alphabet, Amazon und Co. geben sich selbstbewusst: Milliardenausgaben für KI seien genau das Richtige im Umgang mit neuen Konkurrenten wie Deepseek. Das Kerngeschäft läuft derweil durchwachsen.

Der Schock über das plötzliche Auftauchen eines neuen KI-Mitstreiters aus China hallt im Silicon Valley noch immer nach. Deepseek war das dominierende Thema bei Alphabet und Amazon, die diese Woche ihre Quartalsergebnisse vorgestellt haben. Beide Firmen scheinen im Umgang mit dem neuen Konkurrenten die gleiche Strategie zu verfolgen: viel, viel Geld in KI zu investieren.

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Eine Viertelbillion Dollar für KI-Infrastruktur

Alphabet wird dieses Jahr 75 Milliarden Dollar in KI-Computerchips, KI-Datenzentren und dafür notwendige Immobilien stecken. Damit wird Googles Mutterkonzern rund jeden fünften Dollar, den er dieses Jahr umsetzen dürfte, in KI investieren – deutlich mehr als in den Vorjahren.

Auch Amazon setzt alles auf die KI-Karte: Im laufenden Jahr will der Konzern etwa 86 Milliarden Dollar investieren. Die beiden Konzerne sind damit keineswegs allein: Meta und Microsoft geben vergleichbare Beträge aus. Bereits im vergangenen Jahr haben die vier Konzerne eine Viertelbillion Dollar in den Ausbau von KI-Infrastruktur gesteckt.

Leisten können sie sich das problemlos: Alphabet sitzt auf Cash-Reserven von 99 Milliarden Dollar, Amazon auf solchen von 82 Milliarden Dollar.

Sinkende KI-Kosten werden die Nachfrage anregen

Bei der Präsentation der Quartalszahlen hinterfragten Investoren diese Woche dennoch, ob solche Ausgaben wirklich nötig sind. Schliesslich hat Deepseek gerade ein hervorragendes KI-Modell für angeblich knapp 6 Millionen Dollar präsentiert.

Alphabets CEO, Sundar Pichai, bemühte sich im Telefonat am Dienstag zu betonen, dass man kein Geld verschwende, im Gegenteil: Alphabet sei «besessen von den Kosten pro Anfrage» und enorm kapitaleffizient. Man sei in einer guten Marktposition, um Milliarden von Kundenanfragen kostengünstig beantworten zu können. Doch um sich für die Zukunft zu wappnen, müsse Google weiter enorm in die Infrastruktur investieren: «Die Kosten für KI werden in den nächsten Jahren weiter sinken, und das wiederum wird zu einer grösseren Nachfrage und mehr Anwendungsfällen führen», lautet Pichais Überzeugung.

Andy Jassy brachte das gleiche Argument am Donnerstag im Telefonat mit Amazons Investoren vor: «Wenn ein Produkt billiger wird, denken die Leute manchmal, dass man damit nun weniger Geld verdienen wird.» Tatsächlich sei das Gegenteil der Fall – das habe Amazon gelernt, als man 2006 den Cloud-Dienst AWS lanciert habe. Die Kosten für Speicherplatz und Rechenkapazität in der Datenwolke seien seitdem rapide gesunken, die Nachfrage aber gestiegen. «Die tieferen Kosten inspirieren die Leute dazu, sich mehr Anwendungsfälle auszudenken – und letztlich werden Firmenkunden bald jedes ihrer Produkte mit KI versehen wollen.»

Jassy schien den neuen Konkurrenten aus China gar zu begrüssen: Dessen Modell sei sehr beeindruckend, weshalb man es kurzerhand in Amazons KI-Produktpalette integriert habe. Auch würde nun die ganze KI-Forschung von Deepseeks Fortschritten lernen und diese schnell kopieren – so funktioniere einfach die Arbeit an den Modellen.

Googles Umsatz unter den Erwartungen

Im Kerngeschäft, mit dem die Konzerne letztlich all diese KI-Investitionen finanzieren, läuft es derweil recht gut. Zwischen Oktober und Dezember setzte Amazon knapp 188 Milliarden Dollar um, 10 Prozent mehr als im Vorjahr, und machte dabei einen Gewinn von 20 Milliarden Dollar, fast doppelt so viel wie im Jahr zuvor. Im nachbörslichen Handel sanken die Aktien von Amazon um 4 Prozent.

Alphabets Ergebnisse fielen durchwachsen aus: Der Umsatz stieg im Jahresvergleich um 12 Prozent auf 96,5 Milliarden Dollar und wuchs damit langsamer als in den Vorjahren. Der Konzern erwirtschaftete dabei 26 Milliarden Dollar Gewinn (+28 Prozent). Die Alphabet-Aktien fielen am Dienstag im nachbörslichen Handel um 8 Prozent.

Im Bereich Cloud-Computing scheinen sich die Investitionen in KI bereits auszuzahlen – ein Punkt, auf den vor allem Andy Jassy gern verwies. KI-Anwendungen benötigen sehr viel Rechenkapazität, die Kunden meist über Datenwolken wie Amazons AWS einkaufen. AWS ist mit einem Anteil von rund einem Drittel der Marktführer und wuchs jüngst noch einmal um stolze 19 Prozent auf einen Umsatz von 28,8 Milliarden Dollar.

Für Amazon ist das besonders erfreulich, weil AWS der Wachstumsmotor für den ganzen Konzern ist; etwa die Hälfte des Konzerngewinns im letzten Quartal war der Cloud zu verdanken. Es scheint, dass dieser Motor nach wie vor problemlos schnurrt.

In diesem Punkt unterscheidet sich Amazon auch von den Konkurrenten Microsoft und Alphabet, den Nummern zwei und drei: Deren Geschäft mit der Datenwolke wuchs in jüngster Zeit langsamer als erwartet.

Amazon verdient immer mehr Geld mit Werbung

Interessant ist auch die Entwicklung im Werbemarkt der Konzerne: Amazon steigt zu einem zunehmend wichtigen Akteur im Markt für Digitalwerbung auf. Dieser wird eigentlich von Alphabet und Meta dominiert, doch Amazon baut seinen Anteil zunehmend aus – vor allem dank Werbung, die es vor Videos auf seiner Streamingplattform Prime schaltet. Der Konzern setzte so im letzten Quartal 17 Milliarden Dollar um.

Bei Alphabet, dem Marktführer, läuft dieses Geschäft ebenfalls weiterhin reibungslos: 54 Milliarden Dollar nahm der Konzern allein mit Google Search im vergangenen Quartal ein, mehr als die Hälfte des gesamten Konzernumsatzes. Auch hier könnte KI künftig eine Rolle spielen: Google will zunehmend Anzeigen in seinen KI-generierten «Overviews» schalten.

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