Montag, November 25

Dem früheren Präsidenten scheint die Gefolgschaft der Republikaner gewiss. Doch damit ist die Präsidentschaftswahl noch nicht gewonnen.

Die Niederlage von Nikki Haley in New Hampshire wiegt schwer. Wo, wenn nicht in dem vergleichsweise liberalen Ostküstenstaat, könnte sie sonst eine Chance gegen Donald Trump haben? Dennoch will Haley noch lange nicht aufgeben. So viel Kampfgeist ist sympathisch und gut für die Politik, die immer auch ein Wettbewerb sein sollte. Besonders realistisch ist das aber nicht. Der Kampf um die republikanische Präsidentschaftskandidatur dürfte bald vorbei sein, spätestens nach dem Super Tuesday Anfang März. Doch danach wird es wieder spannend werden.

Trumps Wahlkampagne beweist Strategie und Disziplin

Der frühere Präsident zeigte sich in den beiden ersten Vorwahlen in Iowa und New Hampshire in Hochform und spielte seine Stärken in beeindruckender Weise aus. Dazu zählen in erster Linie die Energie und die Ausstrahlung, mit denen er an den Wahlveranstaltungen sein Publikum vom ersten bis zum letzten Augenblick in seinen Bann zieht. Die einstudierten Spässchen über die politischen Konkurrenten, das unverrückbare Selbstbewusstsein, die mit Lügen und Bombast gespickten Behauptungen – Trump wirft sich wie ein Sportstar mit allem, was er hat, in den Ring und begeistert seine Fans. Diese danken ihm die aufputschende Show mit ihrer Stimme.

Trump bewies bisher aber auch eine bemerkenswerte Organisation, Strategie und Disziplin seiner Vorwahlkampagne. So war es goldrichtig, auf die Fernsehdebatten der republikanischen Anwärter zu verzichten und als früherer Präsident erhaben über deren Gezänk zu stehen. Die Fokussierung auf die ersten Vorwahlstaaten hat sich ebenfalls ausgezahlt – der Nimbus des Unbesiegbaren hat sich sofort über Trump gelegt. Die gedemütigten Konkurrenten Vivek Ramaswamy und Ron DeSantis gaben rasch auf, was primär Trump zusätzliche Stimmen einbringt.

Schliesslich fällt auf, wie zielstrebig Trump sich Verbündete in der Republikanischen Partei sichert – und Konkurrenten ausschaltet. Dass er noch kurz vor der Wahl in New Hampshire den Grossteil der politischen Elite in Haleys Heimatstaat South Carolina auf seine Seite zog, war ein frustrierender Rückschlag für seine schärfste Konkurrentin. Trump hat seine Partei in einem Ausmass unter Kontrolle, wie das nicht einmal während seiner Präsidentschaft der Fall war.

Wer Ambitionen hat, schart sich hinter den Anführer und behält seine persönliche Meinung für sich. Als Belohnung winkt ein künftiges Regierungsamt, die Alternative ist die wahrscheinliche Zerstörung der politischen Karriere durch Trump, wie das so viele eigenständige republikanische Politiker in den letzten sieben Jahren erleben mussten. Gegen diesen durchaus rationalen Machtmechanismus kommt niemand in der Partei an.

Die Persönlichkeit wird sich nicht ändern

Diese Übermacht, die Wucht, mit der Trump die Partei dominiert, ist jedoch auch seine grösste Schwäche. Das wurde in New Hampshire sichtbar. Laut dem politischen Lehrbuch würde ein Kandidat nach gesicherter Unterstützung der Partei sich gegen die Mitte des politischen Spektrums öffnen, um auch unabhängige Wähler für sich zu gewinnen. Das ist für Trump kaum vorstellbar. Sein grösster Trumpf ist seine Persönlichkeit, die entweder Wähler abschreckt oder begeistert. Seinen Charakter wird er im weiteren Wahlkampf weder ändern noch in den Hintergrund rücken. Was er sagt, spielt ohnehin eine Nebenrolle bei einem Mann, der Lügen und Täuschung zu seinem Markenzeichen gemacht hat.

Das ist Trumps grösstes Risiko, wenn es im Herbst um die Wahl zwischen ihm und Präsident Biden gehen wird. Während in New Hampshire laut Nachwahlbefragungen die republikanischen Anhänger zu 74 Prozent Trump folgten, scheiterte er bei den ungebundenen Wählern, von denen er nur 33 Prozent Zustimmung erhielt. 19 Prozent der Republikaner sagten, sie würden Trump nie ihre Stimme geben. Die Bedeutung des kleinen Staates ist nicht überzubewerten. Aber wenn das landesweit so bleibt, wird es für Trump schwierig, einen für die Präsidentschaft genügend breiten Rückhalt zu gewinnen.

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