Freitag, Oktober 18

Der EVP-Politiker Hanspeter Hugentobler gibt sein Amt per sofort ab. Aus gesundheitlichen Gründen, wie er betont. Davor hatten Eltern in einem offenen Brief erneut seine Demission verlangt.

Die Zürcher Gemeinde Pfäffikon kommt nicht zur Ruhe. Am Donnerstag hat Hanspeter Hugentobler, der Schulpräsident von der EVP, seinen sofortigen Rücktritt aus der Schulpflege und damit auch aus dem Gemeinderat bekanntgegeben. Dies «aus gesundheitlichen Gründen», wie Hugentobler auf seiner Homepage schreibt.

«Zur grossen Aufgabenlast des Schulpräsidiums kam der komplexe Schulkonflikt mit Rücktrittsforderungen und medialer Kampagne dazu, der über Monate andauerte und meine Kräfte überstieg – für mich in einem Milizamt gesundheitlich nicht mehr leistbar», so Hugentobler weiter. Der EVP-Politiker ist auch Präsident der Zürcher Kantonalpartei und Kantonsrat. Diese beiden Ämter werde er behalten, schreibt er der NZZ.

Rücktrittsforderung per offenem Brief

Mitte April hatte der «Zürcher Oberländer» über den forcierten Abgang eines schwulen Primarlehrers in Pfäffikon berichtet, der im Zuge des Sexualkundeunterrichts ins Visier christlich-konservativer und muslimischer Eltern geraten war. Zwei Wochen später zogen Hunderte von Demonstranten durch den Ort, um ihre Solidarität für den von der Schulbehörde fallengelassenen Lehrer zum Ausdruck zu bringen, mit Regenbogenfahnen, farbigen Luftballons und einem Transparent mit der Aufschrift: «Für ein queeres Hinterland».

Der Vizepräsident der Schulpflege bestätigte damals auf Anfrage der NZZ, dass es bei der Auflösung des Arbeitsverhältnisses mit dem betreffenden Lehrer zu Unregelmässigkeiten gekommen sei. Der Mann sei jedoch nicht entlassen worden, weil er schwul sei. Die Gründe der Trennung seien «vielschichtig». So habe der Lehrer den Dialog mit seinen Kritikern verweigert. Weitere personelle Konsequenzen werde es nicht geben. Die Ereignisse würden von einer Anwaltskanzlei untersucht: «Wir wollen das Vertrauen in die Schule Pfäffikon wiederherstellen.»

Pfäffiker werfen der Gemeinde vor, befangen zu sein

Doch von diesem Vertrauen ist offenbar nicht viel übrig geblieben. Am Donnerstagmorgen forderten rund 80 Pfäffikerinnen und Pfäffiker in einem offenen Brief den sofortigen Rücktritt Hugentoblers. Der Leiter Bildung der Gemeinde und die Leiterin der Schule, an der der homosexuelle Lehrer unterrichtet hatte, seien ebenfalls nicht mehr tragbar. Es sei «unerlässlich, dass die Schule durch Personen geführt wird, die willens und fähig sind, die Interessen der Schüler*innen, Eltern und Lehrpersonen gleichermassen zu vertreten und eben auch zu schützen».

Der Vizepräsident der Schulpflege, Roger Klos von der SVP, betont auf Anfrage, dass es zwischen dem offenen Brief und dem Rücktritt Hugentoblers keinen Zusammenhang gebe. Rücktrittsforderungen habe es bereits im April gegeben. Die Schulbehörden hingegen blieben bei ihrer Linie: «Wir warten nun auf das Ergebnis der externen Untersuchung.» Realisiert wird diese von derselben Kanzlei, die die Gemeinde bereits bei der Trennung von dem Lehrer beraten hatte – ein Umstand, den diejenigen, die den offenen Brief unterzeichnet haben, in deutlichen Worten kritisieren: Pfäffikon liefere gerade ein «Musterbeispiel» von «Befangenheit und Interessenkollision», heisst es in dem Schreiben.

Roger Klos lässt sich davon jedoch nicht aus dem Konzept bringen. Man habe zwar die gleiche Kanzlei beauftragt wie damals. Durchgeführt werde die Untersuchung jedoch von einer anderen Anwältin. «Wir sind überzeugt, dass das funktionieren wird.»

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