Mittwoch, Oktober 2

Nach dem Rechtsruck bei der Europawahl machen Investoren einen Bogen um den Euro. Wie es in naher Zukunft mit der Währung weitergeht, hängt aber nicht primär von Europas Politik ab.

Europa bewegt sich nach rechts – und der Euro nach unten. So hat die Einheitswährung mit Verlusten auf die Europawahl reagiert, bei der rechtsnationale Parteien einen deutlichen Zuwachs verbucht hatten. Die Niederlage etablierter Regierungsparteien nagt am Vertrauen in den Euro. Das zeigt sich etwa in Relation zum Dollar. So kostete der Euro am Montag mit 1.075 Dollar so wenig wie noch nie seit rund einem Monat.

Macron sorgt für Verunsicherung

Ähnliche Einbussen erlitt der Euro zu Wochenbeginn auch gegenüber dem Franken. Das passt zum Trend der vergangenen Tage. Denn seit der letzten Mai-Woche, als zwischen dem Franken und dem Euro plötzlich die Parität in Griffnähe schien und der Franken immer schwächer wurde, hat der Wind gedreht. Der Euro hat gegenüber der Schweizer Währung wieder knapp 3 Prozent an Wert verloren.

Der Euro verliert gegenüber dem Dollar an Wert

Euro-Dollar-Kurs seit Jahresanfang

Wenn die Investoren beim Euro erneut mehr Risiken sehen, hat dies auch mit dem französischen Präsidenten Emmanuel Macron zu tun. Dieser hat noch am Sonntagabend nach den Stimmengewinnen des populistischen Rassemblement national die Nationalversammlung aufgelöst und Neuwahlen per Ende Juni angekündigt. Damit wächst die politische Unsicherheit in zusätzlichem Mass.

Das zeigt sich auch am Anleihenmarkt. Dort trennten sich am Montag zahlreiche Investoren von französischen Staatsanleihen. Die Rendite für zehnjährigen Schuldtitel stieg um rund 10 Basispunkte auf 3,19 Prozent, was dem höchsten Niveau seit November entspricht. Der Spread, also die Zinsdifferenz zwischen französischen und deutschen Staatsanleihen, liegt nun mit 54 Basispunkten so hoch wie noch nie seit dem Januar.

Die Schlüssel liegen in den USA

Warum die Nervosität? Der Ausblick auf Neuwahlen ruft den Investoren die ungelösten Finanzprobleme Frankreichs in Erinnerung. Nachdem die Corona-Pandemie und die Energiekrise die Staatsausgaben in die Höhe schnellen liessen, ist es Paris nicht gelungen, das Defizit wieder unter Kontrolle zu bringen. Anfang Monat und kurz vor der Europawahl senkte daher die Rating-Agentur S&P die Bonität Frankreichs von «AA» auf «AA-».

Ob sich der Euro bald wird fangen können, hängt aber nicht in erster Linie von den Folgen der Europawahlen ab, zumal deren Resultat zirka den Erwartungen entsprach. Wichtiger sind die USA: So fielen die am Freitag veröffentlichten Daten zum amerikanischen Arbeitsmarkt deutlich besser aus erwartet. Von einer konjunkturellen Abkühlung ist in den USA noch immer wenig spürbar, was dem Dollar Auftrieb verleiht.

Amerikas Notenbank dürfte deshalb diesen Mittwoch den Leitzins erneut unberührt lassen. Angesichts der noch immer zu hohen Teuerung und des soliden Arbeitsmarktes wird man es kaum eilig haben mit Zinssenkungen. Dies im Gegensatz zum Euro-Raum, wo die Zentralbank vergangene Woche die Zinsen bereits gesenkt hat. Das geldpolitische Auseinanderdriften beidseits des Atlantiks ist ein weiterer Grund, dass der Dollar derzeit gegenüber dem Euro zur Stärke neigt.

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