Freitag, Februar 28

Die Aktien haben seit 2020 so viel Gesamtrendite erzielt wie Microsoft und Amazon. Die Bewertung der US-Tochter macht Anleger zunehmend nervös. Doch viele unterschätzen das Potenzial des Konzerns, der von Trumps Wahl profitiert und Private-Equity-Fonds für seine Expansion anzapft.

Die Deutsche Telekom hat Anlegern binnen fünf Jahren genau so viel Rendite eingebracht wie Amazon, Microsoft und SAP. Die Gesamtrendite einschliesslich Dividenden beträgt 165%.

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Die Kehrseite des Börsenerfolgs: Die Bewertung ist seit dem Herbst 2023 erheblich gestiegen, besonders bei der Tochter T-Mobile US.

Die Entwicklung führte zwischen Ende November und Mitte Januar zu einem Kursrückgang von 15%. «Investoren stellen die üppige Bewertung der US-Tochter T-Mobile US infrage», warnten die Analysten von JPMorgan.

Kursgewinner: Deutsche Telekom und T-Mobile US

Wie also stehen die Chancen, dass T-Mobile US mittelfristig die eigenen Ziele erreichen kann? Und welchen Wert hat das übrige Geschäft der Deutschen Telekom? Kurz: Ist die Deutsche-Telekom-Aktie auch nach dem Anstieg von Kurs und Bewertung noch ein attraktives Investment?

Der Name Deutsche Telekom ist mittlerweile geradezu irreführend: Rund zwei Drittel des bereinigten Ebitda kamen 2024 aus den USA, nur ein Viertel aus Deutschland und ein Zehntel aus dem übrigen Europa.

Die ökonomischen Gewichte dürften sich noch weiter in die USA verschieben. Denn das Wachstum dort ist deutlich stärker. Während der Ebitda der Gruppe gemäss der Mittelfristprognose des Unternehmens bis 2027 jährlich um 4 bis 6% wachsen soll, stehen für das Geschäft ausserhalb der USA nur 3 bis 4% Zuwachs in Aussicht.

Der Konzerngewinn pro Aktie soll pro Jahr zweistellig zulegen, bis 2027 ergäbe das ein Plus von insgesamt 50%. Die Rendite auf das eingesetzte Kapital (ROCE) soll von zuletzt 8,5 auf 9% leicht steigen.

Die hohen Erwartungen der Anleger sind nicht mehr leicht zu erfüllen: Als die Deutsche Telekom am Mittwoch, 26. Februar, Geschäftszahlen für 2024 präsentierte, knickte der Kurs zeitweilig 5% ein, während der Dax um mehr als 1% stieg. Hauptgrund war die Prognose für 2025 des bereinigten Ebitda nach Leasingkosten von 45 Mrd. €; die bei Bloomberg erfassten Analysten hatten 47 Mrd. € erwartet. Ein Teil der Differenz ist dem für die Prognose zugrunde gelegten Euro-Dollar-Wechselkurs von 1.06 $ geschuldet.

Die Marktstellung in den USA ist sehr gut abgesichert. T-Mobile US bietet das beste Netz in den USA, sagt Tom Ackermans, Manager des Fidelity Germany Fund, im Interview bei The Market. «Die Marke ist sehr stark, was es nicht einfach macht für die Wettbewerber AT&T und Verizon.»

Selbst Skeptiker wie Eric Luebchow und Caleb Stein von Wells Fargo, die T-Mobile US im Januar von «Kaufen» auf «Gleichgewichten» herabgestuft haben, erkennen die starken Wachstumstrends an und halten den Geschäftsausblick für 2025 für erreichbar. Was die beiden Analysten vorsichtig macht: «Wir glauben, dass die Premiumbewertung von T-Mobile US das weitere Aufwärtspotenzial begrenzt.» Das Verhältnis von Unternehmenswert zu Ebitda oder Cashflow sei 50% höher als bei den US-Wettbewerbern.

Die hohe Bewertung wird jedoch durch die ehrgeizigen Pläne untermauert. T-Mobile US hat zur Mitte der Prognosespanne ein jährliches Wachstum des bereinigten Ebitda von 7% angekündigt.

Das Unternehmen beackert mehrere Wachstumsfelder, deren Ertragspotenzial teilweise noch unterschätzt wird:

  • T-Mobile US gewinnt Marktanteile im Mobilfunkgeschäft. Von 2,8 Mio. neuen US-Kundenverträgen im vierten Quartal 2024 entfielen 900’000 auf T-Mobile US, mehr als auf jeden der Wettbewerber.
  • Bei Breitband-Internet für Wohnungen oder Büros über das 5G-Netz verzeichnete T-Mobile US im vierten Quartal 428’000 Vertragsabschlüsse und lag damit vor den Rivalen.
  • Breitband-Internet über Glasfaser dürfte ein neues Wachstumsgeschäft werden, auf das der Deutsche-Telekom-CEO Tim Höttges stark setzt.
  • Den Ausbau des Glasfasernetzes in den USA lässt T-Mobile US von Private-Equity-Gesellschaften mitfinanzieren. Dazu dienen Gemeinschaftsunternehmen jenseits der Konzernbilanz. Dieses Modell könnte die Deutsche Telekom auch für andere Wachstumsinitiativen anwenden, deutete Höttges am Rande der Bilanzpressekonferenz im Gespräch mit The Market an.

Bei drei US-Übernahmen aus 2024 berücksichtigt T-Mobile US bislang nur die Kosten, nicht aber die Ergebnisbeiträge, weil die Genehmigung durch die Behörden noch aussteht. Zwei der Übernahmen dienen dem Ausbau des US-Glasfasergeschäfts.

Fidelity-Fondsmanager Ackermans ist der Auffassung, dass das US-Glasfasergeschäft für die kommenden Jahre Wachstumspotenzial hat. Er wertet auch positiv, dass T-Mobile US den Netzausbau mithilfe von Private-Equity-Partnern angeht, um die eigene Bilanz zu schonen. So geschehen bei den Telekom-Investments in die Glasfasernetz-Betreiber Lumos mit der Beteiligungsgesellschaft EQT und in Metronet mit KKR. Die Deutschen investieren 1,5 Mrd. $ und 4,9 Mrd. $ und bekommen dafür Anteile sowie den Zugriff auf die Kunden.

Die bisher verkündeten Ausbaupläne von T-Mobile US würden die Zahl der durch das Glasfasernetz erreichbaren Kunden bis 2030 auf gut 15 Mio. Haushalte bringen. AT&T peilt bis 2030 aber sogar mehr als 50 Mio. Haushalte an. Die bisherigen Übernahmen, erwartet JPMorgan, seien «der Vorläufer für einen weit grösseren Einsatz, durch weitere Glasfaser-Deals oder den Kauf eines grossen Breitband-Internet-Anbieters».

Deutsche-Telekom-CEO Höttges wollte am Rande der Bilanzpressekonferenz am Mittwoch keine weiteren Ausbaupläne bestätigen, sondern verwies auf die ausstehenden Kartellgenehmigungen. Damit könnte es schnell gehen: Die US-Kollegen würden das Closing der drei Deals noch für das erste Halbjahr erwarten, sagte Finanzchef Christian Illek. Wie wichtig der Ausbau tatsächlich ist, sagte Höttges dann doch noch, als Antwort auf eine Frage zum britischen Anbieter BT, an dem die Deutsche Telekom 12% hält: «Wir mögen die Investitionen in das Glasfasernetz. Das ist die Zukunft und auch die Strategie, die wir in unseren Märkten verfolgen.»

Künftig könnte der Konzern auch in Europa die Kapitalstärke von Private Equity ausnutzen. Zum Beispiel bei Investitionen in Rechenzentren für Cloud Computing und KI-Anwendungen.

«Ich würde sofort mehr Rechenzentren bauen, das ist ein Must-have für die Souveränität Europas», sagte Höttges in der Fragerunde nach der Bilanzvorstellung. Auf die Investitionen von 16 Mrd. € pro Jahr könne sein Konzern aber «nicht beliebig draufsatteln». Deshalb zeigte sich Höttges am Rande der Veranstaltung offen dafür, auch zur Finanzierung der Rechenzentren für Cloud und KI erneut Private-Equity-Partner zu mobilisieren: «Das kann ich mir immer vorstellen», sagte er gegenüber The Market.

Das angestammte Deutschlandgeschäft glänzt mit einem Marktanteil von 44% bei Mobilfunkdiensten, doppelt so hoch wie der Anteil der zweitplatzierten Vodafone.

Im Schlussquartal 2024 litt das deutsche Geschäft mit Breitbandanschlüssen unter stärkerer Konkurrenz vom Kabelnetzbetreiber Kabel Deutschland, der Vodafone gehört. Dennoch traf die Jahresprognose für das Geschäft ausserhalb der USA mit 3,4% Ebitda-Wachstum die Analystenerwartung. Höttges kündigte an, die Wettbewerbsposition wieder zu verbessern.

In den vergangenen Monaten wussten die Anleger das Ex-US-Geschäft der Deutschen Telekom wieder etwas mehr zu schätzen: Der Börsenwert abzüglich des Werts der T-Mobile-US-Anteile ist auf 23 Mrd. € gestiegen. Noch Mitte November war er zeitweilig auf weniger als 5 Mrd. € abgerutscht. Deutsche-Bank-Analyst Robert Grindle sieht einen fairen Wert von 60 Mrd. €.

Die Dividendenrendite für 2024 beträgt 2,6%, eher niedrig für die Branche. Die Ausschüttung soll aber bis 2027 jährlich mit zweistelligen Prozentraten wachsen, so die bei Bloomberg erfassten Analysten.

Die Dividende sei sehr gut abgesichert, sagte Höttges und verwies auf das Versprechen vom Kapitalmarkttag, bis 2027 bis zu 50 Mrd. € aus den sprudelnden Einnahmen auszuschütten. Dazu kommt ein erwarteter Spielraum von 15 Mrd. €, der für Rückkäufe der Deutsche-Telekom-Aktie eingesetzt werden kann oder dafür, den Anteil an T-Mobile US zu erhöhen.

2024 nahm die Konzernmutter nicht an den Aktienrückkäufen von T-Mobile US teil, sondern behielt ihre Aktien an der Tochter, sodass der Anteil von 50,7 auf 51,5% kletterte. Die Deutsche-Bank-Analysten gehen davon aus, dass der Anteil bis 2027 auf 55,7% steigen wird.

Das Geschäft ist wenig konjunktursensibel. Die Verschuldung ist mit dem 2,8-Fachen des Ebitda moderat. T-Mobile US wäre kaum von Zöllen betroffen und könnte von schnelleren Übernahmegenehmigungen profitieren, sagte Finanzchef Illek: «Der Wechsel im Weissen Haus ist insgesamt positiv für uns.»

Als Risiko für die Kursentwicklung bezeichnete Vermögensverwalter Jens Ehrhardt im Interview mit The Market Anfang Januar am ehesten eine Dollarschwäche, die den Eurogegenwert des T-Mobile-US-Gewinns schmälern würde. Der Kursrückgang am Tag der Bilanzvorstellung auch wegen des Währungseffekts auf die Gewinnprognose gibt Ehrhardt recht, dass dieses Risiko besteht.

Die Ära des seit 2014 amtierenden CEO Tim Höttges wurde Ende Januar um zwei Jahre bis Ende 2028 verlängert. Weil die Verlängerung eines solchen Vertrags laut Aktiengesetz frühestens ein Jahr vor Ablauf der bisherigen Amtszeit möglich ist, wurde dafür zu einem Trick gegriffen: Der bisherige Vertrag wurde aufgelöst und ein neuer geschlossen, wie ein Pressesprecher The Market bestätigte. Das ist kein Glanzstück der Corporate Governance und zeigt die herausgehobene Position, die Höttges nach der guten Geschäftsentwicklung inzwischen hat. Sie darf aber nicht zu einer abgehobenen Position ausarten.

Ein Höttges-Nachfolger steht immerhin bereit: Ex-Europa- und Deutschlandchef Srini Gopalan komplettiert seine Ausbildung für den Spitzenjob, indem er nun den Posten des COO bei T-Mobile US übernimmt.

Angesichts des erprobten Führungsteams, der starken Marktposition und der teilweise noch unterschätzten, innovativ finanzierten Wachstumschancen ist die Bewertung der Deutsche-Telekom-Aktien nicht zu hoch. Das Kurs-Gewinn-Verhältnis (gemessen am geschätzten Gewinn für 2025) von 17 liegt nur leicht über dem langjährigen Durchschnitt von 15. Relativ zu einer Gruppe grosser Wettbewerber zeigt das Verhältnis von Unternehmenswert zu Ebitda oder Umsatz lediglich eine moderate Prämie von gut 10%.

Noch aus einem anderen Grund bietet es sich an, auf Deutsche-Telekom-Aktien zu setzen: Sie besitzen weiterhin starken Kursschwung. Der Momentum Screen von The Markt führt die Titel in Dax und Euro Stoxx an fünfter Stelle.

The Market hatte Deutsche-Telekom-Aktien im November 2024 beim Kurs von weniger als 29 € empfohlen und hält die Titel auch nach dem seitdem erreichten Kursgewinn von 20% weiterhin für attraktiv.

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