FDP und Grüne sind die Verlierer beim zweiten Wahlgang für den Solothurner Regierungsrat. SP bestätigt den nationalen Aufwärtstrend.
Eigentlich hätte man sich den ersten Wahlgang für die Solothurner Regierung sparen können. Denn am 9. März erreichte überraschend keiner der Kandidierenden das absolute Mehr. Ein solches Resultat hatte es in Solothurn noch nie gegeben. An diesem Sonntag mussten sich deshalb alle acht Kandidatinnen und Kandidaten – darunter drei enttäuschte Bisherige – nochmals den Wählerinnen und Wählern stellen.
Das Ergebnis des zweiten Wahlgangs ist historisch. Zum ersten Mal überhaupt stellt nämlich die SVP mit Sibylle Jeker ein Mitglied in der fünfköpfigen Regierung. Nach ihrem guten Abschneiden vor fünf Wochen ist die Wahl Jekers keine Überraschung mehr. Der 41-jährigen Immobilienberaterin gelang am Sonntag das Kunststück, mit dem Finanzdirektor Peter Hodel (FDP) einen bisherigen Amtsinhaber hinter sich zu lassen. Hodel erzielte 31 270 Stimmen und landete damit nur auf dem vierten Rang. Wie sich bei zahlreichen kantonalen Wahlen gezeigt hat, befindet sich die SVP auch in Solothurn im Aufwind und schaffte den Sitzgewinn. Die Stimmbeteiligung lag bei 36,5 Prozent.
National Top, kantonal Flop
Seit 2001 hat die SVP immer wieder vergeblich versucht, einen Sitz in der Exekutive zu erobern. Bisher erfolglos. Teilweise wurden ihre Kandidaten in den letzten Jahren von den Wählern bitter abgestraft. Eine derart lange Durststrecke ist für die erfolgsverwöhnte Partei in der Deutschschweiz eine absolute Ausnahme. Nur im links-grün geprägten Kanton Basel-Stadt war die SVP bisher ähnlich erfolglos. In allen anderen Deutschschweizer Kantonen stellte die Volkspartei zumindest zeitweise ein Regierungsmitglied.
In Solothurn erstaunt der lang anhaltende Misserfolg umso mehr, als die SVP im ländlich-bürgerlich geprägten Mittellandkanton bei nationalen Wahlen seit langem die stärkste Partei ist. Mit Roland Borer, Walter Wobmann oder Christian Imark stellte die Partei im Nationalrat immer wieder Vertreter, die schweizweit bekannt sind. Auch bei kantonalen Wahlen hat sie mächtig aufgeholt.
Noch vor SVP-Kandidatin Jeker platzierten sich die beiden Bisherigen Sandra Kolly-Altermatt von der Mitte-Partei und Susanne Schaffner-Hess von der SP. Baudirektorin Kolly hatte bereits im ersten Wahlgang am meisten Stimmen erhalten. Die drei Frauen im Feld der Kandidierenden liessen damit alle Männer hinter sich.
Besonders enttäuschend ist dies für FDP-Mann Peter Hodel, der sich ein besseres Abschneiden gewünscht hätte. Für die Freisinnigen verlief der Wahlsonntag auf der ganzen Linie unbefriedigend. Der neu kandidierende Marco Lupi machte 21 372 Stimmen und landete mit klarem Rückstand auf die Konkurrenz auf dem achten und letzten Platz. Lupi konnte den durch den Rücktritt des langjährigen Bildungsdirektors Remo Ankli frei gewordenen Sitz nicht verteidigen.
Dem gesamtschweizerischen Trend entsprechend, mussten auch die Grünen Federn lassen. Nach acht Jahren muss sich die Öko-Partei wieder aus der Solothurner Regierung verabschieden. Ihr Kandidat Daniel Urech belegte mit 23 614 Rang sieben und konnte mit diesem Resultat den Sitz nicht verteidigen, der durch den Rücktritt seiner Parteikollegin Brigit Wyss frei wurde. Freuen kann sich demgegenüber die SP, die sich auch national im Aufwand befindet. Sie eroberte mit Mathias Stricker (26 620 Stimmen) einen zweiten Sitz. Die linken Farbtupfer in dem bürgerlich dominierten Gremium sind neu also rot-rot und nicht mehr rot-grün.
SVP siegt auf der ganzen Linie
Keinen zusätzlichen Sitz holen konnte die Mitte, für die es nach Auszählung der ersten Gemeinden noch gut ausgesehen hatte. Ihr Kandidat Edgar Kupper landete auf dem sechsten Rang Mit 2161 Stimmen ist sein Rückstand auf den fünften Platz relativ gross.
Die SVP ist nicht nur die Siegerin des Tages. Sie triumphierte bereits bei den Parlamentswahlen vom 9. März. Erstmals in der Geschichte gelang es ihr, die FDP, die in Solothurn lange als breit abgestützte Volkspartei punkten konnte, als stärkste Kraft abzulösen. Die Volkspartei konnte ihren Wähleranteil von 21 auf 25,4 Prozent erhöhen. Der Freisinn verlor deutlich und fiel auf den zweiten Platz zurück, vor der SP, die nur leicht verlor. Die Mitte konnte ihr bisheriges Niveau halten. Die Grünen blieben stabil, die GLP verlor wie in verschiedenen anderen Kantonen.