Samstag, April 19

Nach einer Explosion stürzt ein Mehrfamilienhaus in Den Haag teils ein. Sechs Tote werden geborgen. Nun nimmt die Polizei erste Verdächtig fest.

(dpa) Nach der schweren Explosion in einem Mehrfamilienhaus im niederländischen Den Haag mit sechs Toten haben die Ermittler am Dienstag drei Verdächtige festgenommen. Die Personen stünden womöglich im Zusammenhang mit dem Anschlag vom Samstag. Mehr Details gab die Polizei nicht bekannt.

Schon kurz nach der Tat gingen die Ermittler von einem kriminellen Hintergrund im Drogenmilieu aus. Am Montag fanden die Rettungskräfte ein sechstes Opfer unter den Trümmern. Die Suche wurde eingestellt.

Immer wieder Sprengstoffanschläge

Am Unglücksort wurde über mögliche Gründe der Katastrophe spekuliert. In den Niederlanden gibt es seit längerer Zeit immer wieder Sprengstoffanschläge im kriminellen Milieu. Betroffen sind Häuser, Firmengebäude und Autos. Die nachts an Hauseingängen, Fassaden oder Geschäften deponierten Spreng- oder Brandsätze richten Sachschäden an, verletzt wird in der Regel niemand.

«Es ist unvorstellbar, was diesen Menschen widerfahren ist», sagte die Polizeichefin Karin Krukkert mit Blick auf Opfer und Betroffene der Explosion. «Die Motivation, um diesen Fall zu lösen, ist sehr hoch.» Die Ermittler würden von Beamten aus den gesamten Niederlanden unterstützt. Insbesondere fahndeten die Ermittler nach einem unmittelbar nach der Explosion mit hoher Geschwindigkeit weggefahrenem Auto.

Bürgermeister Jan van Zanen sprach von einer «beispiellosen Katastrophe». «Das Leid ist unermesslich.» Manche Anwohner seien im Schlafanzug mit ihrem Haustier auf dem Arm aus der Wohnung gerannt und wüssten nicht, wann sie wieder zurück könnten.

Fünf Wohnungen zerstört

Um 6 Uhr 15 Uhr am Samstagmorgen hatte es zunächst eine kleinere und dann eine sehr schwere Explosion gegeben, woraufhin das dreigeschossige Gebäude teilweise einstürzte und in Brand geriet. Fünf Wohnungen wurden vollkommen zerstört. Die Explosion hinterliess auch im Umfeld grosse Verwüstung. Angrenzende Wohnungen und Läden wurden beschädigt und die Strasse war weiträumig mit Trümmerteilen übersät.

Vier Verletzte wurden kurz nach der Explosion aus dem Haus gerettet. Im Laufe des Tages bargen Einsatzkräfte vorerst fünf Tote und einen Überlebenden aus den Trümmern.

Nachbarin dachte an Erdbeben

Viele Anwohner wurden durch die heftige Explosion aus dem Schlaf gerissen. «Ich schaute auf die andere Strassenseite und sah eine grosse Rauchfahne», sagte ein Nachbar dem Sender Omroep West. «Dort an der Ecke sind zwei Wohnungen komplett weg.» Und eine andere Nachbarin sagte: «Das kam mir vor wie ein kleines Erdbeben. Ich spürte, wie die ganze Wohnung bebte.»

Die Polizei fahndete unterdessen auch am Tag nach der Katastrophe weiter nach einem Auto, das unmittelbar nach der Explosion mit hoher Geschwindigkeit wegfuhr. Anwohner wurden gebeten, mögliche Videoaufnahmen vom Unglücksort zu schicken, auf denen das Auto zu sehen sein könnte.

Illegales Feuerwerk als Ursache?

Gemutmasst wurde auch, dass in dem Gebäude kurz vor dem Jahreswechsel möglicherweise illegale Feuerwerkskörper gelagert worden sein könnten, die dann explodierten. Wegen restriktiver Regeln zum Verkauf von Böllern und Raketen zu Silvester gibt es in den Niederlanden einen umfangreichen Handel mit illegalem und oft gefährlichem Feuerwerk. Am vergangenen Dienstag etwa wurden in einem Schuppen 1,3 Tonnen an Feuerwerk entdeckt.

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