Samstag, Dezember 21

In Genf sind in den vergangenen Monaten zwei Paketbomben detoniert. Beide Vorfälle stehen in Verbindung mit dem Schweizer Uhrenhersteller Patek Philippe.

Im August und im November erschütterten zwei Explosionen beschauliche Quartiere in Genf. Dabei wurden ein Mann sowie ein Mädchen verletzt. Der Schrecken in der Stadt war gross. Die Bundesanwaltschaft übernahm in beiden Fällen die Ermittlungen und fahndet seither nach dem Täter. Nun gab es laut Medienberichten zwei Festnahmen. Zwei Männer werden verdächtigt, die Paketbomben gebaut zu haben.

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Beim ersten Vorfall explodierte am 20. August in einem Wohnhaus im Quartier Saint-Jean ein Kehrichtsack. Ein 43-jähriger Mann entdeckte den Sack vor seiner Wohnung. Als er ihn berührte, detonierte der darin verborgene Sprengstoff. Die Explosion verletzte ihn am Bein und am Fuss.

Ende November traf es das Grange-Canal-Quartier. Eine Paketbombe in einem Briefkasten detonierte, als ein zwölfjähriges Mädchen den Kasten öffnete. Die Explosion verletzte das Kind am Bauch. Es musste sich im Spital einer sechsstündigen Operation unterziehen.

Hinweise deuteten auf eine Verbindung zwischen den beiden Fällen hin. Eine Recherche der Zeitung «Tribune de Genève» von Ende November zeigte auf: Beide Pakete waren an Personen adressiert, die bei Patek Philippe, dem Schweizer Hersteller von Luxusuhren, arbeiten.

War das Arbeitsklima bei Patek Philippe belastet?

Laut dem Bericht ist einer der beiden als Maschinenbauingenieur, der andere als Uhrmacher angestellt. Das Westschweizer Fernsehen RTS sprach daraufhin mit mehreren derzeitigen und ehemaligen Mitarbeitern von Patek Philippe. Keiner der Befragten konnte einen Zusammenhang zwischen den Fällen erklären oder von internen Konflikten berichten.

In den Gesprächen erwähnten jedoch einige Personen mehrere Mobbing-Anzeigen. Das Arbeitsklima galt offenbar als so belastet, dass 2021 das kantonale Arbeitsinspektorat eingeschaltet wurde. Westschweizer Medien spekulierten, dass die Paketbomben ein möglicher Einschüchterungsversuch eines ehemaligen Angestellten sein könnten.

Patek Philippe verzichtete nach den Explosionen auf eine öffentliche Stellungnahme. Intern erklärte das Management, dass man unter Schock stehe, wie die «Tribune de Genève» aus einem Schreiben zitierte. Die Sicherheit der Mitarbeiter habe «oberste Priorität». Das Unternehmen verstärkte die Sicherheitsvorkehrungen. Gleichzeitig forderte das Management die Mitarbeiter auf, «Vorsicht und Diskretion in Bezug auf Ihre Aktivitäten bei Patek Philippe» zu wahren.

Zwei Brüder werden verdächtigt

Wie die «Tribune de Genève» nun berichtet, hat die Bundesanwaltschaft zwei Verdächtige festgenommen. Es handelt sich um zwei Brüder im Alter von 28 und 32 Jahren, die in Genf und im Wallis verhaftet wurden.

Der Ältere arbeitet laut «20 Minutes» als Informatiker und lebt mit seiner Frau und zwei Kindern im Wallis. Er soll vorbestraft sein und als Minderjähriger mit der Strafjustiz in Konflikt geraten sein. Die Staatsanwaltschaft in Lausanne verhörte ihn am Donnerstag und beantragte danach seine Inhaftierung in Sitten.

Der Jüngere der beiden, ein Chauffeur, wurde laut der «Tribune de Genève» am Mittwoch im Kanton Freiburg festgenommen, verhört und anschliessend in ein Gefängnis übergeführt. Die Bundesanwaltschaft befragte ihn am Mittwoch ebenfalls in Lausanne und beantragte, dass er in Untersuchungshaft bleibt.

Den beiden Männern werden versuchter Mord, Gefährdung des Lebens und der Einsatz von Sprengstoff vorgeworfen. Beide bestreiten, die Opfer zu kennen oder Verbindungen zur Uhrenfirma Patek Philippe und zu ihren Angestellten zu haben. Die Bundesanwaltschaft äusserte sich gegenüber der «Tribune de Genève» nicht und verwies auf das laufende Verfahren.

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