Samstag, März 22

Am Samstag sollen wieder etliche Flieger starten und landen. Reisende sollten aber weiter mit Verspätungen rechnen.

bso. /(Reuters/dpa) Nach dem beispiellosen Stromausfall in London Heathrow hat Europas grösster Flughafen seinen Betrieb wieder aufgenommen. Das teilte der Flughafen am Morgen auf der Plattform X mit. Dennoch sei es empfehlenswert, sich vor der Fahrt zum Flughafen bei seiner Fluggesellschaft zu informieren, hiess es dort weiter.

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Bereits am Freitagabend rollten einzelne Flugzeuge wieder zu den Startbahnen. Flughafenchef Thomas Woldbye sagte, man erwarte, am Samstagmorgen «wieder vollständig in Betrieb» zu sein.

Die nationale Fluggesellschaft British Airways rechnet indes damit, dass sie am Samstag etwa 85 Prozent ihrer planmässigen Flüge abwickeln wird. Es sei aber weiter mit Verspätungen zu rechnen, bis sich die Lage normalisiert habe. Das britische Verkehrsministerium hatte nach eigenen Angaben seine Beschränkungen für Nachtflüge vorübergehend aufgehoben, um die Überlastung des Flughafens zu verringern.

«So etwas ist noch nie zuvor passiert», sagte Flughafenchef Woldbye Stunden nach dem folgenschweren Brand in einem Umspannwerk, das auch den Flughafen versorgt. Warum das Feuer, das den Flughafen stundenlang lahmlegte, ausbrach, ist noch unklar. Verkehrsministerin Heidi Alexander sagte, es gebe aktuell keine Anzeichen für Sabotage. Die Anti-Terror-Ermittler der Polizei untersuchten die Sache dennoch, weil das Feuer nahe einem «kritischen Teil der nationalen Infrastruktur» wütete.

Der Vorstandsvorsitzende des Flughafens betonte, es handle sich um einen Vorfall mit erheblichen Auswirkungen. «Es ist kein kleines Feuer», sagte der Flughafenchef. Der Stromausfall sei mit dem einer mittelgrossen Stadt zu vergleichen. Die Backup-Systeme, die etwa Notlandungen und Evakuierungen sichern sollen, hätten wie vorgesehen funktioniert. Sie seien «jedoch nicht dafür ausgelegt, den gesamten Flughafen zu betreiben», so Woldbye.

Der Flughafen hatte in der Nacht auf Freitag mitteilen müssen, dass es aufgrund eines Brandes in einem Umspannwerk, das den Flughafen versorge, zu einem erheblichen Stromausfall gekommen sei. Deshalb war der Flughafen den gesamten Freitag bis Mitternacht geschlossen. Passagieren war empfohlen worden, nicht zum Flughafen zu reisen.

Swiss streicht 24 Flüge – über 2900 Passagiere betroffen

Wie gross die Auswirkungen sind, ist noch nicht klar zu beziffern. Mehr als 200 000 Passagiere seien betroffen gewesen, meldete die britische Nachrichtenagentur PA. Die Kosten für den Flughafen und die Fluggesellschaften lägen im zweistelligen Millionenbereich, sagte ein Experte dem Sender Sky News. Das Problem: Der Ausfall am laut Sky nach Passagieraufkommen fünftgrössten Flughafen der Welt zog einen Dominoeffekt nach sich – weltweit waren Passagiere und Flugzeugcrews betroffen.

Auch Reisende aus der Schweiz blieben am Boden. Allein die Fluggesellschaft Swiss hat am Freitag 10 Flüge ab Genf sowie 14 Flüge ab Zürich annulliert. Betroffen sind laut einer Mitteilung über 2900 Passagiere. Vorsorglich wurden zudem sämtliche für Samstag geplanten Flüge der Swiss für den Verkauf geschlossen. Man bedaure die Umstände, die den Passagieren entstünden, sehr und hoffe auf eine baldige Normalisierung der Lage in London Heathrow, so die Swiss. In Deutschland wurde mit rund 9000 betroffenen Passagieren gerechnet, die wegen des Stromausfalls in Heathrow nicht fliegen konnten.

Heathrow ist der grösste Flughafen Europas und der fünftgrösste der Welt. 1946 eröffnet, bedient er heute über 200 Ziele in knapp 90 Ländern. Allein im Februar 2025 flogen 5,7 Millionen Passagiere über Heathrow. Pro Jahr beläuft sich das Passagieraufkommen auf rund 84 Millionen.

Weitere Einschränkungen wahrscheinlich

Laut Angaben der Londoner Feuerwehr stand ein Transformator, der 25 000 Liter Kühlöl umfasst, in Brand. Das brennende Öl und die unter Spannung stehenden Hochspannungsanlagen im Umfeld hätten die Löscharbeiten erschwert. 150 Personen seien vorsorglich evakuiert worden. Tausende Haushalte in der Region hatten laut Medienberichten keinen Strom.

Am späten Nachmittag teilte der britische Netzbetreiber National Grid mit, man habe eine temporäre Lösung gefunden. Gemeinsam mit dem örtlichen Netzbetreiber habe man das Netzwerk rekonfiguriert, um alle betroffenen Kunden wieder versorgen zu können. Dies sei allerdings eine Übergangslösung.

Der britische Energieminister Ed Miliband sprach von einem «katastrophalen» Feuer. «Es gab ein Notstromaggregat, aber auch dieses wurde durch das Feuer in Mitleidenschaft gezogen», sagte er gegenüber «Sky News». Laut Miliband liegen noch keine Informationen zur Ursache des Brandes vor. Brandermittler haben Untersuchungen aufgenommen.

Einen Vorfall dieser Schwere zu untersuchen, erfordere Zeit, sagte Woldbye. Es werde alles «genau analysiert». Premierminister Keir Starmer schrieb auf der Plattform X, er werde regelmässig informiert. «Vielen Dank an unsere Rettungskräfte, die für die Sicherheit der Menschen sorgen», schrieb Starmer.

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