Mittwoch, Oktober 30

Nach erneuter Rettung ist Ssangyong dank Geld aus dem eigenen Land seit 2023 wieder am Start und versucht es mit neuem Namen und frischen Modellen auf dem europäischen Markt. Der Torres soll mit guter Verarbeitung und Offroad-Optik punkten.

Lange Zeit war die Marke Ssangyong nicht die erste Adresse. Die Produkte waren ausgesprochen günstig, allerdings auch eher unkonventionell gestaltet. Qualitätsmängel, karge Innenausstattungen und teilweise veraltete Technik gaben zudem Anlass zu steter Kritik. Nicht genug damit: Vor einiger Zeit schrammte der südkoreanische Autohersteller Ssangyong sogar haarscharf am Konkurs vorbei. In der Schweiz fanden 2022 – unter anderem wegen des hohen CO2-Ausstosses und Lieferproblemen – gerade einmal 131 Fahrzeuge neue Kunden.

Mit frischem Geld, das vorwiegend aus der Schatulle des südkoreanischen Stahl-, Chemie- und Technologiekonzerns KG stammt, mit Zuversicht und dem Glauben an die Zukunft der Marke wagen die Koreaner unter dem Importdach des Astara-Autokonzerns nun einen Neustart in Europa. Und das mit einer Modelloffensive, unter anderem im stetig wachsenden SUV-Marktsegment.

In jüngster Zeit wurde das SUV namens Korando zunächst als Verbrenner und danach als vollelektrisch angetriebenes Auto auf den Markt gebracht. Im Herbst folgt mit dem etwas grösseren Torres nunmehr ein weiteres neues Produkt der Marke. Diese hat sich mittlerweile von Ssangyong in KG Mobility (KGM) umbenannt.

Der Antrieb ist Durchschnitt und durstig

Unter der Haube des Torres dreht allerdings ein «alter Bekannter»: jener 1,5-Liter-Turbo-Vierzylinder-Benziner, der bereits den Korando vorwärtsbewegt und gemäss Werksangabe einen Durchschnittsverbrauch von bis zu 9,1 Litern je 100 Kilometer aufweist. Die Leistung wird vom Hersteller mit 163 PS (120 kW) angegeben. Die Antriebskraft (Drehmoment) wird mit 280 Newtonmetern aufgelistet.

Übertragen wird der Schub auf die Vorderräder, entweder über ein Sechsgang-Schaltgetriebe oder über einen Sechsstufen-Automaten. Gegen Aufpreis wird der Torres mit einem Allradantrieb ausgeliefert. Antreten auf dem Markt muss der Neuling gegen Konkurrenten wie den Hyundai Ioniq 5, den X-Trail von Nissan oder den ID.4 von Volkswagen. Das sind alles gut eingeführte und für ihre Qualität bekannte Marken.

Die Motorisierung reicht aus, um mit dem Koreaner auch einmal flott voranzukommen. Berauschend ist die Beschleunigung allerdings nicht – und das selbst im Sportmodus. Der Vierzylinder wirkt beim Durchtreten des Gaspedals angestrengt.

Als ebenfalls nicht über jeden Zweifel erhaben entpuppt sich das Fahrwerk, das jede Unebenheit teilweise rüde an die Karosserie weitergibt. Zudem neigt der Torres zu Wankbewegungen – ungefähr so, wie man sie früher bei älteren Range-Rover-Modellen zu spüren bekam. Doch damit lässt sich leben, besonders wenn man den Kaufpreis einbezieht: Das Basismodell der vier Ausstattungslinien ist ab 35 990 Franken zu haben, und die voll ausgestattete «First Edition» schlägt mit 47 790 Franken zu Buche.

Geländegängigkeit als optisches Versprechen

Das eckige Design mit den markanten C-Säulen, dem bloss angedeuteten Reserveradhalter an der Heckklappe, den «Handgriffen» auf der Haube sowie den 20-Zoll-Rädern wirkt bodenständig-rustikal. Genau so soll es nach Meinung der Konstrukteure auch sein: Der Torres stehe als «Sinnbild für Freiheit und Abenteuer». Und: «Mit ihm kehren wir zurück zu den Wurzeln der authentischen SUV», sagte der Verkaufs- und Logistikchef Sebastian Sühring bei der Präsentation des neuen SUV.

Nimmt man zur Kenntnis, dass der Unterfahrschutz nur angedeutet ist und Allradantrieb zusätzlich kostet, verspricht der Torres mit seiner rustikalen Optik doch etwas mehr, als er im Gelände zu halten vermag. Begnügt man sich mit Strasseneinsätzen, dürfte das Paket genügend Alltagstauglichkeit bieten.

Überrascht hat das Interieur: Vorbei sind die Zeiten, als der Innenraum eines Korea-SUV einfach mit Hartplastik zugekleistert wurde. Beim Torres haben sich die Koreaner mehr Mühe gegeben. Kunstleder, unterschäumter Kunststoff sowie Chrom- und Klavierlackleisten dominieren jetzt das Erscheinungsbild. Und das alles ist schön verarbeitet. Zudem gibt es reichlich Platz für Fahrer und Passagiere. Allein der Kofferraum bietet zwischen 703 und 1662 Liter Ladevolumen. Dazu gesellen sich viele Ablagefächer. Was nicht überzeugt, ist jedoch die Lärmdämmung. Insbesondere bei den Abrollgeräuschen verfügt der Torres noch über Verbesserungspotenzial.

Wie beim Korando wird auch beim Torres demnächst eine voll elektrifizierte Modellversion nachgereicht. Der Torres EVX wird voraussichtlich Ende des ersten Quartals 2024 auf den Markt kommen. Allerdings nur mit Vorderradantrieb, dafür aber laut Hersteller mit einer Reichweite von bis zu 450 Kilometern und einer Leistung von 152 kW (207 PS). Für 2025 kündigt KGM weitere, rein elektrisch angetriebene Modelle an. So etwa das Kompakt-SUV KR10 und einen elektrischen Pick-up, der auf dem Torres EVX basiert.

KGM(Ssangyong)-Verkäufe in der Schweiz, nach Modellen

2013–2023

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