Dienstag, Februar 25

Thomas Süssli und Christian Dussey, Chef des Nachrichtendienstes, geben ihre Posten ab. Für den Nachfolger der VBS-Chefin Viola Amherd wird die Aufgabe damit noch grösser.

Im Verteidigungsdepartement (VBS) bleibt kein Stein auf dem anderen. Mitte Januar hat die oberste Chefin, Bundesrätin Viola Amherd, ihren Rücktritt angekündigt. Am Montag wurden Details über einen millionenschweren Korruptionsskandal beim bundeseigenen Rüstungsbetrieb Ruag bekannt. Nun folgt der nächste Knall: Innerhalb weniger Tage haben der Chef der Armee und der Chef des Nachrichtendienstes ihren Abgang angekündigt.

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Der Armeechef Thomas Süssli hat Ende Januar seine Kündigung eingereicht, soll aber bis Ende 2025 im Amt bleiben. Christian Dussey, der Chef des Nachrichtendienstes des Bundes (NDB), hatte bereits einige Tage vor Süssli gekündigt. Er soll noch bis Ende März 2026 im Amt bleiben. Diese Informationen haben am Dienstag mehrere gut informierte Quellen unabhängig voneinander gegenüber der NZZ bestätigt.

Am Mittwoch soll der Bundesrat an seiner Sitzung über die beiden prominenten Abgänge im VBS informiert werden. Mit dem Doppelrücktritt ändert sich auch die Ausgangslage für den Nachfolger von Bundesrätin Amherd, der am 12. März vom Parlament gewählt wird. Die Mitte-Partei hat Markus Ritter und Martin Pfister nominiert.

Wer immer die Wahl schafft – er muss im VBS ab dem ersten Tag wegweisende Entscheidungen fällen. Nicht «nur» im Umgang mit milliardenschweren Beschaffungsprojekten, die in Schieflage geraten sind, sondern – wie sich jetzt zeigt – vor allem auch in personeller Hinsicht.

Als Erneuerer gestartet

Thomas Süssli wurde am 1. Januar 2020 Chef der Armee und folgte auf Philippe Rebord, der aus gesundheitlichen Gründen zurücktrat. Süsslis Ernennung kam überraschend. Zuvor waren andere Namen hoch gehandelt worden. Süssli galt als Quereinsteiger, er hatte nicht den traditionellen Cursus honorum eines Berufsoffiziers absolviert.

Als Milizoffizier führte Süssli eine Sanitätskompanie und ein Spitalbataillon. Erst 2015 wurde er Berufsoffizier. Vor seiner Ernennung leitete er zudem die Führungsunterstützungsbasis (FUB) und hatte somit Erfahrung in der Cyber-Defence. Dies wirkte, als bekomme die Armee einen modernen Manager und einen Chef, der sich mit der modernen Kriegsführung bestens auskennt.

Wegen seines Werdegangs und seines für einen Armeechef tiefen Alters von 52 Jahren sahen viele Beobachter in Süssli einen Erneuerer. Bundesrätin Amherd betonte immer wieder, wie wichtig Süsslis Erfahrungen aus der Privatwirtschaft seien.

Vernichtende Noten für die NDB-Führung

Grosse Hoffnungen lagen auch auf Christian Dussey. Mit dessen Amtsantritt 2022 wollte Bundesrätin Viola Amherd den NDB grundlegend umbauen. Die alten, hierarchischen Strukturen sollten aufgerissen und eine moderne Führungsorganisation etabliert werden. Die Transformation führte zu Unmut unter den Mitarbeitenden. Bei einer internen Personalbefragung im Jahr 2023 erhielten die Führungskräfte des NDB vernichtende Noten, die Fluktuationsrate stieg markant an.

Auch die Kantone äusserten ihre Unzufriedenheit: Der Dienst sei mehr mit sich selbst beschäftigt als mit der Sicherheit des Landes, kritisierten die kantonalen Polizeikommandantinnen und -kommandanten. Christian Dussey beschwichtigte im Interview mit der NZZ 2024: Als Direktor verstehe er, dass es Unsicherheiten gebe, die Transformation sei jedoch alternativlos.

Kurz darauf wurde bekannt, dass Dussey einen «Führungscoach» zur Seite gestellt bekommt: Marc Siegenthaler, stellvertretender Generalsekretär und Chef Ressourcen im VBS. Er solle die Transformation begleiten, damit der Dienst sein «Hauptaugenmerk auf die Erfüllung des gesetzlichen Auftrages» legen könne, schrieb der NDB auf Anfrage.

Die Ernennungen von Süssli und Dussey waren zentrale Entscheidungen von Viola Amherd. Die Mitte-Bundesrätin hatte nach ihrem Amtsantritt als Chefin des VBS vielerorts Hoffnungen auf eine Modernisierung der Armee und des Nachrichtendienstes geweckt. Nach ihrem Rücktritt, den Abgängen von Süssli und Dussey und weiteren Krisen in ihrem Departement steht ihr politisches Vermächtnis auf dem Spiel.

Mehr folgt.

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