Sonntag, Dezember 1

Als letzte Notenbank wagt die Bank of Japan den Ausstieg aus der Minuszins-Politik. Der weltweite Bestand an Anleihen mit negativen Renditen ist dahingeschmolzen.

Während die Anleger rund um den Globus darüber spekulieren, wann die Notenbanken in den USA, in der Eurozone und in der Schweiz die Leitzinsen senken werden, hat die Bank of Japan (BoJ) nach Jahren der Negativzinsen den Leitzins endlich in den positiven Bereich angehoben.

Der geldpolitische Ausschuss der BoJ erhöhte am Dienstag den Leitzins von –0,1% auf ein Zielband von 0% bis 0,1%. Mit der ersten Zinserhöhung seit 17 Jahren haben die japanischen Währungshüter das Ende einer Ära besiegelt. 2016 führte die BoJ negative Leitzinsen ein, um die hartnäckige Deflation im Land zu überwinden. Auch in der Eurozone, in den nordischen Ländern und in der Schweiz senkten die Notenbanken die Zinsen auf unter null.

SNB war mutiger

Nach dem Richtungswechsel der BoJ gibt es nun aber keine Zentralbank mehr mit negativen Leitzinsen. Die paradoxe Situation, dass Schuldner dafür belohnt werden, wenn sie Fremdkapital aufnehmen, ist zu Ende.

Die Schweizerische Nationalbank (SNB) hat den Schritt schon früher gewagt: Sie beendete das Experiment mit den Negativzinsen am 22. September 2022, als sie den Leitzins um 75 Basispunkte auf 0,5% anhob. In drei weiteren Schritten straffte sie angesichts des zunehmenden Inflationsdrucks die Geldpolitik weiter. Derzeit notiert der hiesige Leitzins bei 1,75%.

Die Kapitalmarktzinsen zeigen ebenfalls seit längerem nach oben. Bereits am 31. Januar 2022 warfen zehnjährige Staatsanleihen in der Schweiz und in Deutschland erstmals seit Jahren wieder eine positive Nominalrendite ab.

Kaum noch Anleihen mit negativen Zinsen

Mit dem allgemeinen Renditeanstieg gibt es kaum noch Anleihen, die negative Verfallsrenditen (Yield to Maturity) abwerfen. Auf aggregierter Basis sind es weltweit noch Anleihen im Wert von gut 330 Mio. $. Das ist kein Vergleich zum Höhepunkt im November 2020, als global Anleihen im Umfang von über 18 Bio. $ (18’000 Mrd. $) negative Renditen versprachen. Die Grafik der Woche illustriert den dramatischen Rückgang eindrücklich:

Die Grafik zeigt auch, dass das Phänomen der Minusrenditen bis 2014 in der Praxis kein Thema war. Erst mit der Einführung eines negativen Leitzinses durch die EZB in diesem Jahr und durch die SNB am 15. Januar 2015 fand das Konzept Verbreitung. Auf dem Höhepunkt, respektive Tiefpunkt, des Negativzins-Umfelds war es sogar Unternehmen mit guter Bonität möglich, Anleihen mit negativer Verfallsrendite zu platzieren.

Nun aber scheinen die wichtigen Notenbanken – mit Ausnahme der japanischen – den Höhepunkt bei den Leitzinsen erreicht zu haben, die nächsten Schritte dürften nach unten zeigen. Das Fed und die EZB dürften im Sommer lockern, die SNB verfügt ebenfalls über Spielraum und könnte bereits morgen Donnerstag mit einer Zinssenkung vorpreschen.

Bleibt zu hoffen, dass keine baldige Rückkehr zu negativen Nominalrenditen droht.

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