Montag, Dezember 1

Eine Reihe neuer Infrastrukturverpflichtungen soll die Entwicklung des Transkaspischen Verkehrskorridors beschleunigen, der Route, die Europa mit dem Südkaukasus und Zentralasien verbindet.

Der Korridor hat sich zu einer der am schnellsten wachsenden Alternativen zu traditionellen Ost-West-Handelsverbindungen entwickelt und wird als Möglichkeit gesehen, die Gefährdung durch gefährdete oder politisch eingeschränkte Routen zu verringern.

Ein überregionales Investorentreffen in Taschkent brachte europäische Institutionen, Partner im Südkaukasus und zentralasiatische Regierungen zusammen, um den Korridor von Plänen zu finanzierten Projekten zu verschieben.

Das Treffen brachte neue Investitionspakete, technische Programme und erste Anzeichen dafür, dass private Betreiber die Route zunehmend als praktikable Option für den Ferngüterverkehr betrachten.

Beamte betonten, dass der Korridor nicht mehr durch langfristige Bestrebungen definiert wird, sondern durch bereits getroffene Entscheidungen zu Schienen-, Hafen- und digitalen Modernisierungen in mehreren Ländern.

Viele sagten auch, dass der eigentliche Wendepunkt kommen wird, wenn koordinierte Reformen beginnen, die Grenzverfahren um Tage zu verkürzen, digitale Systeme grenzübergreifend funktionieren und neue maritime Kapazitäten die Einschränkungen bei Überquerungen des Kaspischen Meeres beseitigen.

Europas Drang zur Diversifizierung

EU-Erweiterungskommissarin Marta Kos sagte, der Korridor gewinne an strategischer Bedeutung, da Europa nach widerstandsfähigeren Handelsrouten suche. Sie erklärte den Teilnehmern, dass sich langjährige Abhängigkeiten bereits als fragil erwiesen hätten und dass Diversifizierung für die wirtschaftliche Sicherheit Europas von entscheidender Bedeutung sei.

„Unser Ziel ist es, einen Teil der Realität wiederherzustellen, die vor Jahrhunderten existierte, als Zentralasien das natürliche Tor zwischen den Kontinenten war“, sagte sie. „Wir haben alle gelernt, wie schnell Abhängigkeiten zu Risiken werden können und wie wichtig es ist, mehr als einen gangbaren Weg zu haben.“

Sie verwies auf ein verändertes Geschäftsverhalten und stellte fest, dass sich das Frachtaufkommen entlang des Mittleren Korridors seit 2022 bereits vervielfacht habe und sich bis 2030 noch einmal verdreifachen könne, wenn Investitionen kritische Lücken schließen.

Europäische Beamte argumentieren, dass der Mittlere Korridor einen praktischen Mittelpunkt zwischen bestehenden Seelinien und überlasteten Nordrouten bietet und das Potenzial hat, langfristig zu einem festen Bestandteil der europäischen Lieferkettenplanung zu werden.

Branchenvertreter schlossen sich dieser Ansicht an und sagten, dass Belastbarkeit und Liefertreue mittlerweile wichtiger seien als reine Distanz. Importeure in der Fertigungs- und Elektronikbranche haben verstärkt nach Routen gefragt, die politisch sensible oder stark überlastete Korridore umgehen.

Die Finanzierung verlagert sich von Zusagen hin zu realen Projekten

Der EU-Kommissar für internationale Partnerschaften, Jozef Síkela, sagte, dass die im Rahmen des Global Gateway-Rahmens der EU eingegangenen Verpflichtungen nun in konkrete Arbeit umgesetzt werden.

„Etwa ein Viertel der ursprünglichen Zusage von zehn Milliarden Euro ist bereits in reale Projekte umgesetzt“, sagte er. Der Korridor, so argumentierte er, werde nur dann in großem Maßstab funktionieren, wenn die Modernisierung der Infrastruktur mit harmonisierten Verfahren und digitalen Zollsystemen einhergehe, die Verzögerungen an der Grenze reduzieren.

In Taschkent anwesende Kreditgeber stellten fest, dass mehrere Länder inzwischen das Stadium erreicht haben, in dem Machbarkeitsstudien, Umweltprüfungen und Ausschreibungsvorbereitungen gleichzeitig beginnen können.

Die Weltbank, die EBWE und die EIB wiesen alle auf eine wachsende Pipeline von Projekten hin, die in die Vorfinanzierungsphase eintreten, darunter die Hafenerweiterung in Aktau, neue Eisenbahnverbindungen in Kasachstan und multimodale Knotenpunkte in Usbekistan und Georgien.

Internationale Finanzinstitutionen betonten, dass die Lebensfähigkeit des Korridors von der Verringerung der Fragmentierung abhängt. Die Infrastruktur verliert an Wert, wenn die Zollverfahren inkonsistent bleiben oder digitale Systeme keine Daten austauschen können. Eine koordinierte Finanzierung sei jetzt unerlässlich, sagten sie.

Kasachstan beschleunigt große Modernisierungen

Kasachstan, das den längsten Abschnitt des Mittleren Korridors beherbergt, gibt an, die Investitionen in den Schienen- und Seeverkehr zu beschleunigen.

Satzhan Ozbekov vom Verkehrsministerium sagte, das Land habe ein zweites Gleis auf einer mehr als 800 Kilometer langen Eisenbahnstrecke von der chinesischen Grenze bis in die zentralen Regionen fertiggestellt. Eine Umgehungsstraße um Almaty steht kurz vor der Fertigstellung und dürfte die Staus auf dem verkehrsreichsten Abschnitt der gesamten Strecke verringern.

Mehr als 1.700 Kilometer bestehende Bahnstrecken werden modernisiert, außerdem werden 4.500 Kilometer neue und modernisierte Bahninfrastruktur errichtet. Die Überquerung des Kaspischen Meeres bleibt das am stärksten eingeschränkte Segment. Kasachstan und Aserbaidschan führen neue Superfähren ein, die bis zu 120 Waggons – zwei komplette Züge – befördern können und so die Abfertigungszeiten erheblich verkürzen.

Das Transitaufkommen zwischen Kasachstan und Usbekistan stieg in den ersten neun Monaten des Jahres um rund 10 %, ein dritter Bahngrenzübergang ist für nächstes Jahr geplant.

Usbekistan erläutert seine Prioritäten

Der stellvertretende Verkehrsminister Usbekistans, Jasur Choriev, sagte, die Route sei vom Konzept zur strategischen Realität geworden. Er wies darauf hin, dass Usbekistan in neue Schienen- und Straßennetze investiert und multimodale Verbindungen vorbereitet, die die Region jahrzehntelang bedienen sollen.

„Wir bauen eine Infrastruktur auf, die viele Jahre Bestand haben wird und nicht nur Usbekistan, sondern der gesamten Region dienen wird“, sagte er.

Choriev hob die Eisenbahnstrecke China-Kirgisistan-Usbekistan als eine entscheidende Entwicklung hervor, die ein neues Tor in Richtung Osten eröffnen werde. Er sagte, dass digitale Zollsysteme es den Grenzbehörden bereits ermöglichen, Informationen im Voraus zu erhalten, was Wartezeiten verkürzt und den Transit vorhersehbarer macht.

Unabhängige Schätzungen deuten darauf hin, dass sich die Containerströme bis 2030 verdreifachen könnten, wenn die geplanten Investitionen abgeschlossen werden. Usbekistan hat sein Frachtvolumen im Mittleren Korridor seit 2019 bereits mehr als verfünffacht, was eine breitere regionale Verlagerung hin zu vorhersehbaren, langfristigen Routen widerspiegelt.

Der Südkaukasus tritt in die langfristige Planung ein

EU-Beamte sagten, dass die Lebensfähigkeit des Mittleren Korridors auch von der Rolle Aserbaidschans und Georgiens abhänge. Beide Länder kontrollieren die See- und Landverbindungen zum Schwarzen Meer und beide haben ihre Frachtabfertigungsanlagen, Bahnstrecken und Zollkapazitäten ausgebaut.

Aserbaidschan modernisiert den Hafenbetrieb in Alat und erweitert seine Schienenfrachtkapazität, während Georgien den Ausbau seiner Schwarzmeerverbindungen und Straßeninfrastruktur vorbereitet.

Europäische Beamte wiesen darauf hin, dass die Verbesserung der Beziehungen zwischen Armenien und Aserbaidschan ein Faktor sei, der im Laufe des kommenden Jahrzehnts neue Eisenbahnstrecken ermöglichen könnte, die mehr Flexibilität bieten und die Überlastung der verkehrsreichsten Abschnitte verringern würden.

Team-Europa-Vereinbarungen bekannt gegeben

In Taschkent wurden neue von der EU unterstützte Initiativen bestätigt.

Dazu gehören ein 15-Millionen-Euro-Programm zur Zolleffizienz und Logistikharmonisierung; eine 10-Millionen-Euro-Partnerschaft mit der Weltbank für Machbarkeits- und Umweltstudien; eine 5-Millionen-Euro-Initiative mit der EBWE; und Finanzierung für Modernisierungen des Hafens von Aktau und wichtiger Straßenkorridore.

Außerdem wurde die Unterstützung für das Kaukasus-Übertragungsnetz bestätigt, das die Energiesicherheit Armeniens stärken und den regionalen Stromhandel ausweiten wird.

Warum das Forum für Logistikunternehmen wichtig ist

Das Treffen stieß auf großes Interesse bei Logistikunternehmen, die nach mehreren Jahren der Unterbrechung ihre Lieferketten überdenken wollten. Viele sagten, vorhersehbare Vorlaufzeiten und reibungslosere Grenzabläufe seien wichtiger als die Entfernung. Für sie wird der Mittlere Korridor wettbewerbsfähig, wenn alle Länder ein einheitliches Serviceniveau aufrechterhalten und wenn Reformen administrative Verzögerungen verringern.

Es wird erwartet, dass die in Taschkent angekündigten neuen Investitionen die nächste Phase der Arbeiten entlang der Strecke prägen werden. Regierungen, Kreditgeber und private Betreiber bereiten nun detaillierte Zeitpläne für die Umsetzung vor.

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