Donnerstag, Oktober 10
Nachgewürzt

Wolfgang Fassbender


Buchtipps

Kochbücher dienen nicht nur dazu, Anleitungen zur Zubereitung zu geben, sondern sollen oft auch Lust auf Reisen machen. In diesem Frühling wird dies besonders deutlich.

1. Malaysia für alle

Weil ich erst kürzlich das Land bereist habe, weiss ich bereits ziemlich gut, wie eigenständig und spannend die Küche dieses asiatischen Staates sein kann. Nur kennen tut kaum jemand in Europa die malaysische Art des Kochens. Das ändert sich jetzt.

Der Co-Autor Christopher Aziz Krebs ist zur Hälfte Malaysier und hat das Buch geprägt; er erklärt die Zutaten (die spezielle Sojasauce, die Garnelenpaste, den Sarawak-Pfeffer) und stellt gut nachzukochende Rezepte vor. Das Tofu-Sandwich mit malaysischem Coleslaw gefällt mir besonders gut. (Das Buch erscheint am 29. April 2024.)

Bewertung: 8,5/10.

Malaysia

Christopher Aziz Krebs und Manuela Rüther. AT-Verlag, 2024. 38 Franken.

2. Kochbuch für die alte Frau

Ein Kochbuch, das aus der Reihe fällt, weil es literarische Ansprüche hat und auf sehr persönliche Weise verfasst wurde. Was kocht eine Journalistin, die über Essen schreibt, eigentlich privat? Welche Erinnerungen hat sie an ihre Familie? Das liest sich sehr gut, und das lässt sich gut nachbacken oder -kochen. Wie wäre es mit einer bloss aus sechs Zutaten bestehenden Sandtorte?

Bewertung: 9/10.

Kochbuch für die kleine alte Frau

Sybil Gräfin Schönfeldt. Piper, 2022. Fr. 18.90 (Taschenbuch).

3. Bretagne für Nostalgiker

Der Nachteil dieses Buches? Der Leser bekommt auf der Stelle Lust, eine Reise nach Saint-Malo oder Brest zu buchen. Beschrieben werden nämlich nicht nur die Spezialitäten der Region – Galettes, Austern, die berühmten Roscoff-Zwiebeln –, sondern auch die urtümlichen Landschaften.

Die Rezepte sind leicht nachzukochen, die Erläuterungen (etwa zu bretonischen Gewürzmischungen) erhellend. Ein paar mehr Details zu einigen Rezepten (welche Garnelen sind gemeint?) hätte ich mir allerdings gewünscht.

Bewertung: 7,5/10

Bretagne

Catherine Roig. ZS-Verlag, 2024. Fr. 61.90.

4. Korea, aber ohne Fleisch

Kein Zweifel, die koreanische Küche ist sehr beliebt, und nachdem sie über China und Japan einigermassen Bescheid wissen, widmen sich viele Foodies Gochujang und dem Kimchi. Um den vergorenen Kohl geht es hier natürlich auch, doch die Autorin hat noch mehr in petto – und verzichtet dabei komplett auf tierische Zutaten.

Das funktioniert ausgezeichnet, auch wenn man bei der Beschaffung einiger Ingredienzien (Igelstachelbart, koreanische Würzzutaten) schon einmal ins Straucheln kommen kann. Die dramatisch wirkenden Fotos passen gut.

Bewertung: 9/10.

Korea – das vegane Kochbuch

Joanne Lee Molinaro. EMF, 2022. Fr. 57.90.

5. In 80 Rezepten und mit viel Spass um die Erde

Auch Kochbücher müssen nicht ganz ernst und puristisch daherkommen, sondern können auch Spass machen. Dieses Werk folgt der Reise von Jules Vernes Protagonisten um die Erde – in 80 Tagen und ebenso vielen Rezepten. Schokoladen-Guinness-Kuchen oder gefüllter Hoisin-Pfannkuchen sind gut beschrieben und recht einfach nachzukochen. Allerlei Auszüge aus dem Buch gibt es gratis dazu. Wer da nicht Fernweh bekommt . . .

Bewertung: 7,5/10.

In 80 Rezepten um die Welt

6. Der Erklär-Sepp – noch mehr Spass

Sepp Schellhorn mag in der Schweiz und in Deutschland kein Begriff sein, doch in Österreich kennt man den Gastronomen mit der grossen Klappe, der sich nicht nur am Herd, sondern auch in der Politik engagiert und auf Social Media präsent ist. In diesem Anfang Mai erscheinenden Buch zeigt er, wie man auf die schnelle, unkomplizierte Art österreichische Gerichte zubereiten kann. Praxisnah, gut beschrieben, schlicht, aber völlig ausreichend fotografiert.

Bewertung: 7,5/10.

7. My Feldts Gelees

Die schwedische Konditorin greift ein Thema erneut auf, das ich schon abgehakt glaubte. Schliesslich existieren allerlei deutschsprachige Bücher, in denen es vor allem oder ausschliesslich ums Konservieren geht. Doch Feldt bringt die nordische Sichtweise ein und entwickelt einen überraschenden Twist. Schon mal Brombeer-Zierquitten-Gelee zubereitet? Oder Mädesüss gesammelt? Leider sind die Fotos eher für eine Illustrierten-Homestory geeignet als für ein Kochbuch.

Bewertung: 7,5/10.

Rosensirup und Wildapfelgelee

8. Wofür es sich zu leben lohnt

Nach der Lektüre dieses Buches, das sich an Profis und sehr ambitionierte Amateure richtet, will man vor allem eines: nach Elmau fahren. Im dortigen Schloss ist Christoph Rainer zuständig für das hochprämierte Restaurant Ikigai. Das japanische Wort bedeutet so viel wie das, wofür es sich zu leben lohnt. Dass auch viel essende Gourmets neue Anregungen bekommen, etwa mit der Mousse aus ungestopfter Gänseleber und Buchweizen-Shoyu, ist ein grosser Vorzug des sorgfältig gestalteten und ungewöhnlich gut geschriebenen Buches.

Bewertung: 9/10.

9. Chinesische Vielfalt

Kochbücher über Schweinefleisch süss-sauer und ähnliche Speisen chinesischer Herkunft gibt es wie Sand am Meer. In diesem Buch aber geht die Autorin Céline Chung in die Tiefe, stellt die zahlreichen regionalen Küchen vor: von der aus Sichuan bis zu jener aus Anhui. Ausführliche Produktkunde und gut nachzukochende Rezepte (die Zutaten stehen am Anfang, dann erst folgen die Grammzahlen – gut so!) sprechen für dieses Buch, das am 17. April 2024 erscheinen wird. Mein Lieblingsrezept: die pikant eingelegten Auberginen.

Bewertung: 8,5/10.

10. Hellas – die Seele Griechenlands

Die Autoren kennen sich aus mit griechischer Küche, obwohl sie nicht in Athen leben, sondern ein Restaurant in Paris betreiben. Sie nähern sich der Hellas-Küche auf eine neugierige, nie verbissene Weise, erzählen viele Anekdoten und gehen auf die speziellen Produkte ein. Eis mit griechischem Honig und Thymian: grandios! Das Souvlaki steht im wahrsten Sinne im Mittelpunkt des Werkes, die Gastro-Adressen in Athen scheinen gut ausgewählt. Und nicht zuletzt stimmt auch der Preis des Buches.

Bewertung: 8,5/10.

Hellas – die Seele Griechenlands in 80 Rezepten.

Chloé Monchalin und Benjamin Rousselet. ZS-Verlag, 2024. Fr. 48.90

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