Donnerstag, Oktober 3

Schulhäuser sollen künftig maximal drei Millionen Franken pro Klasse kosten, fordert die FDP. Für die AL ein «populistisches» Anliegen.

Beim Schulhäuser-Bauen denkt der Zürcher Stadtrat gerne gross. Nicht nur, was die Dimensionen der Gebäude angeht, sondern auch bezüglich der Kosten.

Bestes Beispiel: In Schwamendingen entsteht bis zum Jahr 2027 auf 30 000 Quadratmetern ein Mega-Schulhaus, in dem künftig 1000 Kinder zur Schule gehen werden. Die Kosten betragen 231 Millionen Franken – das sind 4 Millionen Franken pro Klasse. Im Verhältnis ähnlich teuer werden die zwei neuen Schulanlagen, deren Bau am 22. September mit grosser Mehrheit an der Urne angenommen wurde.

Es ginge auch günstiger. Das zeigen Beispiele von Privatschulen, aber auch von Landgemeinden, wo wie in Zürich Schulanlagen mit umfassender Infrastruktur gebaut werden. Dübendorf etwa plant ein Schulhaus für 22 Klassen mit Musikschule, Doppelturnhalle, schulergänzender Betreuung und Produktionsküche. Sogar für das Minergie-Label hat es gereicht. Die Kosten betragen 64 Millionen Franken, also 2,9 Millionen pro Klasse.

Wie kommt diese Diskrepanz zustande? In der Stadt Zürich ist der Platz knapp, weshalb Schulhäuser oft in die Höhe gebaut werden – damit steigen die Ausgaben für den Brandschutz. Glasfronten sind ebenfalls teuer, sie werden gerne verwendet, um natürliches Licht in die Räume zu lassen. Aber damit allein lassen sich die Unterschiede nicht erklären.

Ein wesentlicher Kostentreiber sind die gestiegenen und politisch gewollten Vorgaben – für die Einhaltung von Netto-Null zum Beispiel. Und: Zürich hat die flächendeckenden Tagesschulen eingeführt, weshalb nun viele Schulanlagen mit Verpflegungs- und Betreuungsräumen nachgerüstet werden müssen. Manchmal braucht es dafür externe Räume, weil der Platz fehlt. In Wipkingen beispielsweise lässt die Stadt die an die Schulanlage Waidhalde angrenzende Kirche zur Tagesschule umbauen. Kostenpunkt: 9,3 Millionen Franken.

Bis jetzt hielt sich die politische Gegenwehr wegen der hohen Kosten in Grenzen. Einzig die SVP lehnte die letzten Schulhaus-Vorlagen jeweils ab. Die FDP beschränkte sich bislang darauf, die Ausgaben mehr oder weniger stark zu kritisieren. Nun aber haben die Freisinnigen einen konkreten Vorschlag eingebracht: Künftig sollen neue Schulanlagen in Zürich maximal 3 Millionen Franken pro Klasse kosten. Der Stadtrat selbst war bereit, den Vorstoss entgegenzunehmen.

«Teurer ist nicht automatisch besser»

In den letzten Jahren seien die Kosten regelrecht explodiert, sagte Yasmine Bourgeois (FDP), die den Vorstoss zusammen mit ihrer Parteikollegin Sabine Koch eingereicht hatte, am Mittwoch im Stadtparlament. Weil Schulraum dringend benötigt werde, hätten Parlament und Stimmvolk die Vorlagen bisher immer durchgewinkt. Bourgeois kritisierte etwa Labels, die Schulbauten verteuerten, oder das vermehrte Bauen mit Holz, das die Kosten um zehn Prozent erhöhe.

Doch teurer bedeute nicht automatisch besser, sagte Bourgeois. In günstigeren Schulen würden sich Kinder nicht weniger wohlfühlen oder weniger lernen. «Wir wollen mehr Bildungsqualität, nicht teure Vorzeigeobjekte.»

AL und Grüne hatten kein Verständnis für das Postulat. Dieses sei an Populismus nicht zu «überbieten», sagte Sophie Blaser (AL). «Die Sache ist komplizierter, als sie hier dargestellt wird.» Ein Schulhaus bestehe schliesslich nicht nur aus Klassenzimmern, Garderoben und Toiletten. Blaser bezweifelte, dass der Vorstoss überhaupt Potenzial für Einsparungen biete.

Balz Bürgisser (Grüne) wies darauf hin, dass die Stadt mit ihren neuen Standards bereits weniger Fläche für Schulen benötige als andere Städte. «Von einer Kostenexplosion zu sprechen, ist sachlich falsch.» Natürlich brauchten Schulen heute mehr Platz als vor zwanzig Jahren, etwa für Gruppenräume. Aber Schulen würden auch einen wichtigen Mehrwert für die Bevölkerung bieten, etwa, indem Musikschulen Räume zur Verfügung gestellt würden und Quartiere die Turnhallen nutzen könnten, sagte Bürgisser.

«Arg einfaches Strickmuster für Einsparungen»

So streng war die SP nicht. Man begrüsse das Postulat der FDP, auch wenn die Berechnung nach Klassen wohl «keine schlaue Grundlage» sei, wie Maya Kägi Götz sagte. «Es wäre zudem fragwürdig, das integrative Schulmodell und die Tagesschulen mit diesem Vorstoss durch die Hintertür zu torpedieren.» Sie beantragte deshalb, dass bei der Berechnung auch spezielle Schul- und Sportnutzungen oder Betreuungseinrichtungen berücksichtigt werden. Damit konnten sich die Freisinnigen anfreunden.

Die Mitteparteien und die Bürgerlichen unterstützen den Vorschlag der FDP ebenfalls. Der Vorstoss weise zwar ein «arg einfaches Strickmuster für Einsparungen» auf, monierte Ann-Catherine Nabholz (GLP), aber die Kosten seien heute tatsächlich sehr hoch.

Und Stefan Urech (SVP) merkte an, der «Hauptschuldige» bei diesem Problem sei nicht der Stadtrat, sondern die «linke Pädagogik»: Das integrative Schulmodell und die Tagesschulen benötigten enorm viel Platz. «Die Stadt baut, was Sie hier bestellen», sagte Urech an Rot-Grün gerichtet.

Schliesslich wurde das Postulat an den Stadtrat überwiesen. Dieser hat nun zwei Jahre Zeit, um zu prüfen, ob und wie sich das Anliegen umsetzen lässt.

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