Samstag, September 28


Film-Tipp

Mit 22 wurde die Designerin dank ihrem berühmten «Wrap Dress» über Nacht erfolgreich. Ein neuer Dokumentarfilm zeigt ein Leben, das trotz reichlich Glitzer nicht von der Dunkelheit verschont blieb.

Das Leben von Modeschaffenden zu erzählen, ist grade en vogue. Nach Halston und Karl Lagerfeld, nach den Supermodels der neunziger Jahre und Yves Saint Laurent ist nun Diane von Fürstenberg an der Reihe. Disney+ gibt in «Diane von Fürstenberg: Eine Frau ganz oben» anderthalb Stunden einen chronologischen Einblick in ihr Leben, erzählt von der heute 77-jährigen Unternehmerin selbst.

Die Sendung ist reichhaltig, zum Teil ungemein ehrlich mit den Schwächen der Protagonistin. Und durchaus nicht nur etwas für Modefans.

Diane von Furstenberg: Woman in Charge | Trailer | Hulu

Berufliches Auf und Ab

«76, ich sollte 300 sein, so viel habe ich erlebt!», sagt denn auch Diane von Fürstenberg selbst zu Beginn der Serie, klettert aufs Waschbecken, setzt sich im Schneidersitz vor den Spiegel, macht sich zurecht. Erzählt wird nicht nur ihr beruflicher Werdegang, der selbst schon genug Stoff geboten hätte: vom Erfolg über Nacht als 22-Jährige mit dem «Wrap Dress», dem berühmten Wickelkleid aus Seidenjersey, über den Crash, weil der Markt gesättigt war, hin zum Teleshopping und dann in der Vintage-Welle der neunziger Jahre doch wieder zurück auf die Laufstege.

Ein Jetset-Leben – aber nicht nur

Ebenfalls viel Raum nimmt das soziale Leben von Diane ein, natürlich: Sie heiratete einen deutschen Prinzen, feierte im Studio 54, lehnte einen Dreier mit David Bowie und Mick Jagger ab, hat Freundinnen wie die Autorin Fran Lebowitz und die Fotografin Annie Leibovitz, überlebte Krebs, erfand sich neu, zuerst als Beachgirl auf Bali, dann als Literatin in Paris. Und natürlich kommen auch Prominente zu Wort, von Oprah Winfrey über Marc Jacobs hin zu Hillary Rodham Clinton.

Und dann sind da noch die Schattenseiten dieses glamourösen Lebens. Da ist die komplizierte Beziehung von Diane zu ihrer Mutter. Die Auschwitz-Überlebende war streng, fordernd, Angst durfte das Kind nicht haben: Wenn Diane sich vor der Dunkelheit fürchtete, wurde sie in einen Schrank gesperrt. So wollte die Mutter sie stark machen – für den Fall, dass ihre Tochter je erleben müsste, was sie erlitten hatte. Die daraus resultierende abwehrende Haltung der Designerin, wenn es darum geht, auch nur einen Hauch Schwäche zu zeigen oder einen Missstand als solchen zu benennen, ohne als Opfer dazustehen, macht betroffen.

Ebenso die schwierige Beziehung von Diane zu ihren beiden eigenen Kindern, die von diesen schonungslos offenbart wird. Die grosse Stärke der Dokumentation ist es, durchaus kritisch zu hinterfragen, dies aber nicht mit erhobenem Zeigefinger. Die Punkte werden erwähnt, man bietet dem Publikum an, weiter darüber nachzudenken oder sie so stehen zu lassen. Die anderthalb Stunden vergehen rasch, etwas erschöpft bleibt man zurück nach diesem wilden Ritt und wünscht sich, der Sender hätte eine vierteilige Serie veröffentlicht; Stoff hätte es bei weitem genug gehabt.

Der Dokumentarfilm «Diane von Fürstenberg: Eine Frau ganz oben» ist auf Disney+ verfügbar.

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