Dienstag, März 18

Manchester United stellte jüngst hochtrabende Pläne für eine Mega-Arena vor – trotz hohen Schulden. Oder ist doch alles nur eine PR-Aktion, um von der misslichen Lage des Fussballklubs abzulenken?

Als der englische Fussballklub Manchester United in der vergangenen Woche spektakuläre Pläne für ein neues Stadion präsentierte, richtete sich der Blick vieler Fans zunächst auf ein kleines Detail: die umlaufende Ergebnisanzeige. Darauf waren «Goal» und «3:0» eingeblendet, in der fiktiven Annahme, dass ManU gerade ein 3:0 erzielt habe.

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Angesichts der derzeit miserablen Verfassung des Vereins auf dem abgeschlagenen Tabellenplatz 13 in der Premier League spotteten die eigenen Anhänger, dass die sehr hoch gesteckten Stadionvisionen womöglich immer noch realistischer seien, als dass die Mannschaft mit dem Trainer Rúben Amorim derart komfortabel in Führung liege.

Der Stadionbau kostet 2 Milliarden Pfund

Seit dem Einstieg des Minderheitsbesitzers Jim Ratcliffe vor einem Jahr eruiert Englands Rekordmeister im Rahmen einer Task-Force Alternativen zum abgewirtschafteten Stadion Old Trafford. Wohl auch um Aufbruchstimmung zu erzeugen, stellte Ratcliffe in Aussicht, es beginne nun eine «unglaublich spannende Reise bis hin zur Verwirklichung des weltbesten Fussballstadions».

Das Ziel sei, ein «Wembley des Nordens» zu erschaffen, in Anlehnung an das Nationalstadion in London. Die neue Arena, die in den Entwürfen des Architekturbüros Foster + Partners wegen des Schirmdachs einem Zirkuszelt gleicht, soll 100 000 Sitzplätze bieten und neben dem bisherigen Stadion entstehen. Dafür müsste der Klub ein zusätzliches Gebiet erwerben, auf dem zurzeit ein Güterbahnhof steht.

In das Stadionareal soll ein ManU-Erlebnispark integriert werden, das Besucher aus aller Welt anlockt. Die Entwürfe beinhalten ein dreistöckiges Museum, Cafés und Restaurants, eine Piazza doppelt so gross wie der Londoner Trafalgar Square sowie drei emporragende Streben, die aus vierzig Kilometer Entfernung zu sehen sein sollen.

Ratcliffe verglich das Bauvorhaben mit dem Eiffelturm, für dessen Besichtigung jährlich fünf Millionen Touristen nach Paris kommen. Der Klub kalkuliert, eine Neugestaltung des Old-Trafford-Geländes in Manchester könnte weitere 1,8 Millionen Besucher pro Jahr einbringen, 92 000 Jobs kreieren, 17 000 Wohnungen bereitstellen und eine jährliche Wertschöpfung von 7 Millionen Pfund bedeuten.

Die Kosten werden auf 2 Milliarden Pfund geschätzt. Zur Finanzierung sagte der Multimilliardär Ratcliffe optimistisch, sie stelle kein Problem dar. Man müsse dafür auch nicht die Regierung um Hilfe bitten, die einem solchen Vorhaben prinzipiell ihre Zustimmung erteilt habe. Einen Tag vor der Bekanntgabe der Stadionpläne hatte Ratcliffe allerdings noch die radikalen Sparmassnahmen seines Klubs erklärt, darunter fallen 450 Mitarbeiterentlassungen, ohne die man laut seinen Angaben am Jahresende ohne Cash dastehen würde.

Innert fünf Jahren soll das Stadion stehen

Seit Jahren wirtschaftet ManU defizitär, die Gesamtschulden belaufen sich auf 714 Millionen Pfund. Einen Grund für die missliche Lage sieht Ratcliffe in der Zusammenstellung des Kaders, einige Spieler seien «überbezahlt», andere «nicht gut genug», sagte der Brite. Er selbst sieht sich verantwortlich für die Vertragsverlängerung mit dem mittlerweile entlassenen Trainer Erik ten Hag. Der «Independent» fragte deshalb, ob das Stadionprojekt eine reine PR-Nummer sei.

Angeblich hofft Manchester United auf die Unterstützung von externen Geldgebern. Auch der 72-jährige Ratcliffe könnte einer sein, als Ineos-Gründer zählt er zu den vermögendsten Briten. Der ManU-Geschäftsführer Omar Berrada erklärte zur Finanzierung der neuen Arena vage, es gebe «viele potenzielle Investitionsmöglichkeiten».

Das Vorhaben soll im Schnellverfahren verwirklicht werden, der Verein will das Megaprojekt in fünf Jahren umgesetzt haben. Eine endgültige Entscheidung über die Umsetzung steht allerdings noch aus. Sollte das Stadion erfolgreich fertiggestellt werden, müsste ManU nur noch dafür sorgen, dass die eigene Mannschaft wieder 3:0 gewinnt.

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