Der grösste Schweizer Milchverarbeiter baut sein Dessert-Geschäft aus. Der französische Hersteller Mademoiselle Desserts beliefert vor allem Bäckereien und Grossküchen.

In der Schweiz ist Emmi vor allem bekannt für Caffè Latte, Käse oder Joghurts. Dabei geht gerne vergessen, dass der grösste Schweizer Milchverarbeiter seit vielen Jahren stark im Ausland tätig ist. In den USA beispielsweise ist der Emmi-Konzern der grösste Anbieter von Feta. In Brasilien oder Chile bietet er spezialisierte Milchprodukte an.

Die Internationalisierung ist das eine Element der Strategie, die unter dem vormaligen Firmenchef Urs Riedener eingeführt wurde. Mittlerweile macht Emmi fast 60 Prozent des Konzernumsatzes von rund 4,2 Milliarden Franken im Ausland. Das andere Element ist die Konzentration auf Nischen: Emmi setzt nicht aufs Massengeschäft, sondern will mit Spezialitäten punkten – und in diesen Nischen eine führende Marktstellung einnehmen.

Neue Dessert-Einheit im Konzern

Dieses Spezialitätengeschäft will Emmi nun mit einer Übernahme stärken. Das Unternehmen plant, den französischen Dessert-Hersteller Mademoiselle Desserts zu kaufen. Dieser stellt hochwertige Patisserie her – etwa Mille-feuilles (Crèmeschnitten) – und beliefert damit Bäckereien, Grossküchen und Supermärkte in Frankreich, England und den Benelux-Staaten. Die Firma beschäftigt 2000 Personen, betreibt zwölf eigene Produktionsstätten und erzielte im Jahr 2023 einen Umsatz von 420 Millionen Euro.

Laut der Emmi-Chefin Ricarda Demarmels ist die Übernahme ein strategisch bedeutender Schritt. Das Gewicht des Dessert-Geschäfts im Konzern wird damit so stark zunehmen, dass Emmi eine eigene Dessert-Einheit in der Gruppe einrichten wird, die vom jetzigen Mademoiselle-Desserts-Chef geleitet werden wird. Schon bisher hatte Emmi gekühlte Desserts wie Tiramisu etwa in Italien oder den USA verkauft. Mit der Integration von Mademoiselle Desserts wird sich der Anteil von Desserts am Konzernumsatz von 9 auf 17 Prozent erhöhen.

Französische Arbeitnehmer müssen zustimmen

Emmi will sich die Akquisition von Mademoiselle Desserts 900 Millionen Euro kosten lassen. Sie soll mit liquiden Mitteln und Krediten finanziert werden. Aktienanalytiker äusserten sich positiv zur geplanten Übernahme. Die Firma ergänze das bisherige Emmi-Geschäft mit gekühlten Desserts sehr gut, hiess es etwa bei der ZKB. Zudem wird erwartet, dass der Neuzugang die Gewinnmarge von Emmi von Beginn an erhöht. Die Margen von Mademoiselle Desserts liegen über jenen der Emmi-Gruppe.

Der Emmi-Aktienkurs stieg zu Handelsbeginn am Freitag um rund 2 Prozent. Allerdings steht die Übernahme noch unter Vorbehalt. In Frankreich müssen die Wettbewerbsbehörden und die Arbeitnehmervertretungen ihren Segen dazu geben. Trotzdem erwartet Emmi, dass die Transaktion im letzten Quartal 2024 abgeschlossen werden kann.

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