Sonntag, April 20

Neuseeland ist ein beliebtes Einwanderungsland. Doch jetzt zieht die Regierung die Bremse. Einheimische sollen künftig auf dem Arbeitsmarkt bevorzugt werden.

Neuseeland macht die Einwanderung schwieriger. Als Reaktion auf eine «nicht nachhaltige» Zuwanderung gab das Land am Wochenende bekannt, dass es seine Visabestimmungen verschärfe, wenige Monate, nachdem Australien denselben Schritt unternommen hatte.

Neuer Rekordwert der Zuwanderung

Im vergangenen Jahr sind so viele Menschen nach Neuseeland eingewandert wie nie zuvor, weil das Land ein neues, zeitlich beschränktes Arbeitsvisum eingeführt hatte, um dem Arbeitskräftemangel zu begegnen. Rund 173 000 Personen kamen 2023 nach Neuseeland. Ein Grossteil davon stammt aus Indien und den Philippinen, viele haben ein geringes Ausbildungsniveau.

Neuseeland will nun besser qualifizierte Personen anlocken mit guten Englischkenntnissen. Ausserdem wird die Dauer der Arbeitserlaubnis verkürzt. Die Änderungen treten mit sofortiger Wirkung in Kraft. Neuseeland werde damit «den lokalen Arbeitsmarkt besser testen und das Risiko verringern, Neuseeländer arbeitslos zu machen», sagte die Einwanderungsministerin des Landes, Erica Stanford, am Sonntag.

Obwohl es in Bereichen wie der Bildung immer noch einen Fachkräftemangel gebe, sagte Stanford, müsse sichergestellt werden, «dass Neuseeländer bei Arbeitsplätzen, bei denen es keinen Fachkräftemangel gibt, an vorderster Front stehen». Beispielsweise müssen Arbeitgeber Stellenausschreibungen künftig mindestens 21 Tage lang veröffentlichen und erklären, «warum Neuseeländer, die sich beworben haben, nicht eingestellt wurden». Nur einige Stellen im Transport- und Pflegesektor werden von diesen Anforderungen ausgenommen sein.

Australien setzt auf Spezialisten

Auch der Nachbar Australien liess im Dezember verlauten, dass die Migration «nachhaltig» werden solle. Canberra will die Einwanderungszahlen künftig halbieren. Nach den Jahren der Pandemie, während deren Australien seine Grenzen geschlossen hatte, waren ähnlich wie in Neuseeland Rekordzahlen an Einwanderern und internationalen Studenten ins Land gekommen.

Neuseeland erregt mit jeder Änderung seiner Visabestimmungen alleine deswegen schon internationale Schlagzeilen, weil das Land zu einer Art «sicherer Hafen» für den Fall einer Katastrophe geworden ist. In einer in der Fachzeitschrift «Risk Analysis» veröffentlichten Studie steht, dass Neuseeland eines der Länder sei, wo sich ein Nuklearkrieg, ein Asteroideneinschlag oder der Ausbruch eines Supervulkans am besten überleben liessen.

Neuseeland wie auch Australien schnitten dabei so gut ab, da beide Nationen nicht nur landwirtschaftliche Erzeuger sind, sondern auch abseits der wahrscheinlichsten Standorte nuklearer Schläge liegen.

Vermögenden steht die Tür weiterhin offen

Vielleicht haben deshalb zahlreiche Vermögende, wie der Google-Mitgründer Larry Page oder der «Titanic»-Regisseur James Cameron, einen zweiten Wohnsitz in Neuseeland. Sie kaufen Bauernhöfe und Land nahe der idyllischen Stadt Queenstown auf der Südinsel oder Firmen und Immobilien in Auckland. Das Active Investor Plus Visa macht es möglich – diese Visakategorie steht weiterhin uneingeschränkt zur Verfügung. Investiert werden müssen 15 Millionen neuseeländische Dollar, umgerechnet über acht Millionen Franken. Die Visumsgebühr selbst liegt bei umgerechnet über 4000 Franken.

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