Dienstag, April 1

Der Diktator Kim Jong Un hilft Russland im Krieg gegen die Ukraine mit immer mehr Munition, Artillerie und Soldaten. Russland revanchiert sich mit Waffentechnik.

Die Partnerschaft mit Russland zahlt sich für Nordkoreas Militär aus: Am Donnerstag präsentierte die nordkoreanische Nachrichtenagentur KCNA erstmals ein vierstrahliges Frühwarn- und Aufklärungsflugzeug. Damit verfügt Nordkorea wahrscheinlich über ein luftgestütztes Frühwarnsystem, das wie ein Auge Flug- und Schiffsbewegungen erkennen kann.

Optimieren Sie Ihre Browsereinstellungen

NZZ.ch benötigt JavaScript für wichtige Funktionen. Ihr Browser oder Adblocker verhindert dies momentan.

Bitte passen Sie die Einstellungen an.

Russisches Modell als Basis

Die Präsentation war Chefsache. Ein Bild der KCNA zeigt den Machthaber Kim Jong Un, wie er sich im Inneren des Kontrollraums an hohe Offiziere und die Besatzung wendet. Die Aussenansicht des Flugzeugs verdeutlicht dann die geopolitische Relevanz: Das Militärbündnis zwischen Russland und Nordkorea hat einen neuen Höhepunkt erreicht.

Das Flugzeug basiert auf einer russischen Iljuschin II-76, die mit einem typischen Pilz-Aufbau für Radar und andere Geräte ausgestattet ist. Die Ausrüstung des Flugzeugs sei wahrscheinlich von Russland geliefert worden, vermutet der südkoreanische Geheimdienst.

Damit ist das Aufklärungsflugzeug das bisher sichtbarste Zeichen dafür, dass Russland Nordkorea im Gegenzug für Artillerie und Soldaten nicht nur mit Öl und Lebensmitteln, sondern auch mit Waffentechnik versorgt. Experten gehen davon aus, dass Nordkoreas Satelliten- und Raketenprogramme bereits von russischem Know-how profitieren.

Kim rüstet sich für den modernen Krieg

Russland leistet also mutmasslich wichtige Hilfe bei Nordkoreas langfristiger Aufrüstungsstrategie. Das Land besitzt trotz Sanktionen der internationalen Staatengemeinschaft nicht nur eine bislang unbekannte Zahl von Atomwaffen und Interkontinentalraketen, sondern entwickelt auch Marschflugkörper, Hyperschallraketen und Atom-U-Boote.

Kim hat auch aus dem Drohnenkrieg in der Ukraine gelernt. Laut KCNA überwachte er während seiner Reise auch einen Test von Kamikaze-Angriffsdrohnen, die mit künstlicher Intelligenz ausgestattet sein sollen. Die veröffentlichten Fotos zeigen, wie die Drohnen einen Panzer zerstören.

Kim erklärte daraufhin, die Bereiche Drohnen und künstliche Intelligenz hätten «höchste Priorität» im Zeitalter der modernen Kriegsführung.

Nordkorea sendet frische Truppen nach Russland

Ein Ende des Bündnisses ist noch nicht in Sicht. Nordkorea hat Russlands Angriff auf die Ukraine nicht nur mit Artilleriemunition unterstützt. Im vergangenen Jahr wurden nach Schätzungen des südkoreanischen Geheimdienstes sogar 11 000 Soldaten nach Russland geschickt, die im russischen Kursk gegen ukrainische Truppen eingesetzt wurden.

Dabei handelt es sich nicht um eine einmalige Schützenhilfe. 4000 dieser Soldaten sollen bereits gefallen oder verwundet sein. Doch der Ersatz könnte schon eingetroffen sein. Wie der südkoreanische Geheimdienst am Donnerstag berichtete, hat Kim im Januar und im Februar erneut rund 3000 Soldaten nach Ostrussland in Marsch gesetzt.
Auch Munition und Artillerie seien weiterhin Teil der Lieferung. Jüngst wurden nach Angaben des Generalstabschefs Südkoreas eine «beträchtliche Menge» ballistischer Kurzstreckenraketen sowie rund 220 Panzerhaubitzen und Raketenwerfer geliefert.

Die USA warnen vor neuem Atombombentest

Eine wichtige Frage ist, wie der Amtsantritt des amerikanischen Präsidenten Donald Trump die Situation verändern wird. Trump will wie in seiner ersten Amtszeit ein persönliches Treffen mit Kim. Bisher hat Kim seine Annäherungsversuche nicht erwidert.

Die Direktorin der nationalen Nachrichtendienste der USA, Tulsi Gabbard, erklärte diese Woche vor dem Geheimdienstausschuss des amerikanischen Senats, dass Nordkorea aufrüste, um die Streitkräfte der USA und ihrer Verbündeten in der Region sowie die USA selbst angreifen zu können. Nordkorea strebe zumindest eine stillschweigende Anerkennung als Atommacht an, sagte Gabbard.

Sie warnte sogar vor einer Eskalation der nordkoreanischen Provokationen. «Nordkorea ist wahrscheinlich bereit, kurzfristig einen weiteren Atomtest durchzuführen», sagte Gabbard. Nach dem vorerst letzten Atomtest im Jahr 2017 sei die Lage in Ostasien bis an den Rand eines Krieges eskaliert. Zudem teste Kim weiterhin Interkontinentalraketen, um seine wachsenden Fähigkeiten zu demonstrieren, Waffen als Druckmittel in zukünftigen Verhandlungen einzusetzen.

Exit mobile version