Mittwoch, März 19

Die von dem Serben gegründete Spielervereinigung sagt, die Turnierserie beute die Tennisspieler aus und manipuliere sie. Das Erfolgsprodukt des Männertennis steht vor der Zerreissprobe.

Die ATP-Tour ist ein Erfolgsprodukt. Seit die Turnierserie 1990 den früheren ITF Grand Prix Circuit und die WCT-Tour abgelöst hat, eilt sie von Rekord zu Rekord. Die 60 angeschlossenen Turniere plus der United Cup haben allein im vergangenen Jahr über 54 139 855 Dollar an Preisgeldern ausgeschüttet.

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Von diesem Geldregen am meisten profitiert hat in den vergangenen Jahren der langjährige Weltranglistenerste Novak Djokovic. Bis heute nahm der bald 38-jährige Serbe mit dem Tennisschläger in der Hand über 186 Millionen Dollar ein; die Sponsorenbeiträge und Antrittsgagen an den verschiedenen Schauturnieren sind darein noch nicht eingerechnet.

Doch wenn Djokovic nun einen grösseren Teil vom Kuchen verlangt, dann reklamiert er diesen nicht für sich, sondern für die breite Masse der Tennisspieler, die nur knapp über die Runden kommen. Nur die besten 100 der Männer-Tour können einigermassen gut von ihrem Beruf leben.

Deshalb hat der Serbe 2020 unmittelbar vor dem US Open zusammen mit dem Kanadier Vasek Pospisil die Professional Tennis Players’ Association (PTPA) gegründet. In der Medienmitteilung, die die neue Organisation damals ankündigte, sagte Djokovic: «Das Ziel der PTPA ist es nicht, die ATP zu ersetzen. Wir wollen eine Spielervertretung schaffen, die unabhängig von der ATP ist und unsere Bedürfnisse und Bedenken vertritt.»

Wenig Unterstützung von den Topspielern

Die Initiative stiess in der Führung der ATP auf wenig Verständnis. Der Italiener Andrea Gaudenzi, ein früherer Spieler, der heute Chairman der ATP ist, sagte damals, an die Adresse der Unzufriedenen gerichtet: «Ihr habt etwas, wofür die meisten Athleten anderer Sportarten streiken würden. Einen Sitz in der Führung eurer Organisation. Für mich ergibt es keinen Sinn, wenn ihr nun eine Parallelorganisation aufzieht, mit der ihr von aussen Einfluss nehmen wollt.»

Widerspruch kam indes nicht nur von der Führung, sondern auch aus dem inneren Zirkel des Tennissports. Roger Federer und Rafael Nadal wendeten sich in einem gemeinsamen Brief an die Mitspieler und schrieben warnend: «Die PTPA unterminiert die Visionen unserer neuen Führung. Eine neue Spielervereinigung kann nicht neben der ATP koexistieren.»

Die ATP-Führung setzt sich aus je vier Vertretern der Turniere und der Spieler zusammen. An der Verteilung der Preisgelder hat sich seit der Gründung der PTPA wenig geändert. Doch nun gehen die Initianten um Djokovic in die Offensive: Vor dem Distriktgericht in New York reichten sie eine Klage ein, aus der die BBC zitiert, die professionellen Tennisspieler seien in einem manipulierten Spiel gefangen, das ihnen «nur begrenzte Kontrolle über ihre eigene Karriere und ihre Marken» gebe. Unterschrieben ist die Klageschrift von zwölf Spielern – zu denen neben Djokovic und Pospisil auch der Australier Nick Kyrgios zählt. Ähnliche Klagen sollen auch in Grossbritannien und Kontinentaleuropa eingereicht werden.

«Das Vertrauen ist zerstört»

Die ATP wies den Vorwurf der ungerechten Geldverteilung in einer ersten Reaktion zurück und konterte: Die Zahlungen in den Pensionsfonds der Spieler seien sprunghaft gestiegen, die Preisgelder bei den Events der ATP Challenger Tour hätten sich mehr als verdoppelt. Das seien starke Belege für das Engagement der ATP, die Karrierechancen der Spieler zu vergrössern.

Ahmad Nassar, der Exekutivdirektor der PTPA, sagte der BBC, das Vertrauen sei zerstört. «Hinter der glamourösen Fassade (. . .) sind die Spieler in einem unfairen System gefangen, das ihr Talent ausbeutet, ihre Einnahmen drückt und ihre Gesundheit und Sicherheit gefährdet.»

Das klingt nicht danach, als würden sich die beiden Parteien einander schon bald annähern. Dem Männertennis dürften unruhige Zeiten bevorstehen.

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