Die Migros hat wie versprochen die Preise für Hunderte von Produkten gesenkt. Doch für viele andere hat sie die Preise erhöht. Eine Analyse zeigt, ob der Einkauf von Lebensmitteln wirklich günstiger geworden ist.
Die Migros hat einen Preiskampf eröffnet. Um nicht den Anschluss an die Billigkonkurrenz von Aldi und Lidl zu verlieren, bietet sie seit einigen Monaten Früchte und Gemüse zum Tiefpreis an. Im Verlauf des Jahres 2025 sollen nochmals mehrere hundert Produkte günstiger werden.
Im Vergleich zu vor einem Jahr hat die Migros die Preise für zirka 13 Prozent der betrachteten Nahrungsmittel gesenkt, für etwa 15 Prozent aber erhöht. Das geht aus einer Analyse der NZZ von 3700 Lebensmitteln hervor. Die Preisangaben stammen von der Migros-Website und decken den Zeitraum zwischen Anfang Februar 2024 und Mitte Februar 2025 ab.
Wer viel Gemüse und Früchte kauft, profitiert mehr
Um wie viel billiger der Einkauf tatsächlich geworden ist, hängt stark davon ab, welche Produkte im Einkaufswagen landen. Drei fiktive Beispiele helfen zu verstehen, welche Lebensmittel den Ausschlag geben.
Eine Familie, die selbst kocht und Produkte aller möglichen Migros-Marken kauft, spart gegenüber dem Vorjahr rund 2 Prozent. Einerseits sind einige Früchte und Käsesorten günstiger geworden. So kosten Äpfel der Sorte «Fresca süss-säuerlich» nun 4.20 Franken statt 5.40 Franken, und Edamer aus der M-Classic-Linie ist für 2.45 statt 2.75 Franken zu haben. Da aber andererseits die meisten anderen Produkte wie Brot und Teigwaren etwa gleich teuer geblieben sind, resultiert unter dem Strich nur eine geringe Ersparnis.
Deutlich mehr spart ein Paar, das hauptsächlich Bio-Produkte und pflanzliche Lebensmittel kauft. Mit ihrem Warenkorb bezahlen sie 10 Prozent weniger. Die beiden Personen profitieren davon, dass die Migros die Preise für verschiedene Früchte- und Gemüsesorten gesenkt hat. Eine Bio-Grapefruit kostet nun zum Beispiel 3.95 statt 4.50 Franken, Bio-Cherrytomaten 1.95 statt 2.40 Franken und Bio-Chicorée 3.95 statt 4.50 Franken.
7 Prozent teurer ist der Einkauf hingegen für einen Single-Haushalt, der relativ viele Süssigkeiten, Orangensaft sowie Kaffee einkauft. So verteuerte sich beispielsweise dunkle Frey-Schokolade mit Kirschfüllung von 2.20 auf 2.50 Franken. Der Preis der M-Budget-Milchschokolade stieg von 60 auf 95 Rappen, das entspricht einer Steigerung von 58 Prozent. M-Budget-Röstkaffee ist sogar rund 2 Franken teurer als vor einem Jahr, und der M-Budget-Orangensaft kostet nun 2.60 statt 1.95 Franken.
Bei Schokolade gibt es die grössten Preisaufschläge
Betrachtet man die durchschnittlichen Preisänderungen nach verschiedenen Produktkategorien, so haben die Preise in der Kategorie Süssigkeiten mit 6,5 Prozent am meisten angezogen. Das liegt insbesondere am gestiegenen Preis für Kakao auf dem Weltmarkt. Um ein Drittel günstiger ist hingegen Kaugummi von M-Budget geworden.
Bei der Billiglinie M-Budget sind die Preisänderungen oftmals grösser als bei anderen Marken, da Veränderungen prozentual stärker ins Gewicht fallen.
Die grössten Preissenkungen gab es hingegen bei Früchten und Gemüse, die bisher den Kern der Tiefpreisstrategie bildeten. Im Februar 2025 lagen die Preise um durchschnittlich 3,6 Prozent niedriger als vor einem Jahr. Der Butternusskürbis wurde im Vergleich zum Vorjahr um ganze 55 Prozent günstiger. Für Salat zahlen die Konsumenten und Konsumentinnen 7,5 Prozent weniger, und bei Wurzelgemüse sparen sie 5 Prozent.
Um insgesamt 1,3 Prozent günstiger geworden sind auch frische Fleisch- und Fischprodukte. Bei den Fischprodukten hat die Migros die Preise sogar um rund 10 Prozent gesenkt. Etwas teurer wurden hingegen Wurstwaren und Schinken. Die grösste Preiserhöhung hat Bio-Pouletbrustaufschnitt zu verzeichnen, der um rund ein Drittel teurer wurde. Zu hohen Preisaufschlägen auf einzelnen Artikeln äusserte sich die Migros auf Anfrage nicht.
Auch Milchprodukte und Eier sind im Schnitt um 1,3 Prozent günstiger geworden, bei veganen Alternativen beläuft sich der Preisnachlass sogar auf 3,3 Prozent und bei Käse auf 1,7 Prozent.
Getränke wurden durchschnittlich um 0,8 Prozent teurer. Die Preise für Kaffee und Orangensaft haben aber deutlich stärker zugenommen, bei Röstkaffee der Marke M-Budget um 57 Prozent und bei Orangensaft um 33 Prozent. Die happigen Preiserhöhungen gehen ähnlich wie beim Kakao auf die höheren Kosten für Kaffee und Orangensaftkonzentrat am Weltmarkt zurück.
Die Preise in der Kategorie Pasta, Würzmittel und Konserven sind hingegen insgesamt stabil geblieben, die Preiserhöhungen und -senkungen gleichen sich ungefähr aus.
Unter dem Strich sind die Lebensmittel nur wenig günstiger
Insgesamt sind die hier betrachteten Lebensmittel um weniger als ein Prozent günstiger geworden, wenn man berücksichtigt, dass die Haushalte manche Produkte häufiger kaufen als andere. Sie sparen vor allem bei Früchten und Gemüse sowie bei Fisch, Käse und veganen Alternativen.
Dem stehen aber die höheren Preise für Kaffee, Orangensaft und Schokolade gegenüber. Sofern die Konsumentinnen und Konsumenten auf diese Produkte nicht verzichten wollen, zahlen sie für ihren Einkauf vorerst kaum weniger.