Bereits ab Freitag fliesst der Verkehr wieder durch das Misox. Das hat laut dem Bundesamt für Strassen mehrere Gründe.

Die A 13 durch das Misox ist ab Freitagmorgen, fünf Uhr, wieder offen. Zwei Wochen lang war sie stellenweise gesperrt, der Durchgangsverkehr wurde vollständig umgelenkt. In der Nacht den 22. Juni war eine schwere Gewitterfront durch das Südbündner Tal gezogen. Wassermassen des Flusses Moesa rissen zwischen den Dörfern Lostallo und Mesocco ein Stück der Autobahn weg, und im Weiler Sorte kamen Menschen durch eine Gerölllawine zu Tode.

Das Bundesamt für Strassen (Astra) begann sofort mit den Räumungs- und Instandstellungsarbeiten. Nun kann die A 13 bereits wieder durchgehend befahren werden – zwischen Lostallo und Mesocco aber nur auf einer Spur pro Richtung und mit einer Temporeduktion auf 80 km/h. Ebenfalls sind der San-Bernardino-Tunnel sowie die Passstrasse für den Nord-Süd-Verkehr geöffnet.

Der Transitverkehr darf jedoch die oft parallel zur Autobahn verlaufende Kantonsstrasse H 13 zwischen Lostallo und Grono bis auf weiteres nicht benutzen, wie die Bündner Behörden mitteilten. Beim Informations- und Triageposten in Lostallo werde allfälliger Durchgangsverkehr aus dem Norden konsequent auf die A 13 umgeleitet. Der Grund für diese Massnahme: Man will so viel Verkehr wie möglich aus den versehrten Zonen fernhalten. So sollen die Räumungs- und Instandstellungsarbeiten möglichst wenig behindert werden. Daher steht die zum Teil noch zerstörte Kantonsstrasse ausschliesslich dem Lokal- und Langsamverkehr zur Verfügung. Eine Ausnahme machen die Behörden nur für Touristen, welche die Reservierung einer Unterkunft zwischen Lostallo und Grono nachweisen können.

Wie gross ist die Staugefahr auf der A 13?

Das Astra will also auch künftig verhindern, dass Touristenautos und Lastwagen bei Stau oder stockendem Verkehr auf die Kantonsstrasse ausweichen. Aber wird es wegen der teilweise einspurigen Befahrbarkeit der A 13 nicht ohnehin zu Staus kommen? «Wir rechnen damit, dass die ‹zweispurige› A 13 nur über eine leicht geringere Kapazität verfügen wird», sagt der Sprecher Jérôme Jacky. Dies liege daran, dass der Abschnitt nördlich von Mesocco sowieso einspurig sei – und nun werde dieser einspurige Abschnitt einfach um 1,5 Kilometer länger.

Der Verkehrs-Club der Schweiz (VCS) begrüsst, dass das Astra die betroffene Strecke rasch wieder öffnen will. Denn durch die Unwetter sei ein Nadelöhr entstanden, das gerade in der Ferienzeit zu Verkehrsüberlastungen geführt hätte. Zu der Situation auf der Nord-Süd-Achse meint der VCS: «Angesichts des bevorstehenden Reiseverkehrs ist anzunehmen, dass die kommenden Wochen und Monate nicht ganz ohne Stau sein werden», erklärt Martin Winder, Bereichsleiter Verkehrspolitik und Kampagnen. Daher könne für Ferienreisende der Zug via Gotthard eine Alternative sein.

In den vergangenen Tagen hat das Astra zusätzliche Massnahmen beschlossen, um den Schwerverkehr auf der wichtigsten Nord-Süd-Achse, der A 2, so flüssig wie möglich abzuwickeln. Der Schwerverkehr soll auf der A 2 möglichst wie gewohnt fahren können. Lastwagen werden an gewissen Stellen angehalten und in kleineren Pulks in den Gotthard-Strassentunnel gelassen.

Erreicht der Stau vor dem Nord- oder Südportal eine Länge von acht Kilometern, werden die Lastwagen in den Schwerverkehrs-Kontrollzentren Ripshausen in Uri oder Giornico im Tessin angehalten. Nimmt der Stau wieder ab oder sind die Warteräume in den Zentren über 80 Prozent gefüllt, startet wieder der normale Betrieb. Auch der Simplonpass, der seit letztem Samstag aufgrund von Murgängen gesperrt ist, wird am Freitag um 18 Uhr wieder geöffnet.

Keine langwierige Anlieferung des Baumaterials

Wieso aber kann die stark beschädigte A 13 so schnell wieder geöffnet werden? Laut Astra-Sprecher Jacky ging das Hochwasser der Moesa relativ rasch zurück, so dass man mit den Arbeiten gleich beginnen konnte. Auch gab es keine weiteren hinderlichen Regenfälle mehr. Der Erdrutsch von Mesocco, der für die Arbeiter im Fluss ein Risiko darstellte, bewegte sich ebenfalls nicht mehr.

Weitere Gründe waren: Die angrenzende Brücke und ihre Fundamente erlitten keine grösseren Schäden. Das vom Fluss abgelagerte Material konnte für den Bau des Autobahndammes im zerstörten Abschnitt wiederverwendet werden. Und schliesslich arbeiteten die beauftragten Unternehmen an den Wochenenden im Zweischichtenbetrieb.

In einem ersten Schritt hatte man den ursprünglichen Flusslauf der Moesa wiederhergestellt, durch Umlagerung des gesamten darin enthaltenen Materials. Dann begann der Wiederaufbau des Autobahnabschnittes. Nach der teilweisen Wiedereröffnung der A 13 zwischen Lostallo und Mesocco am Freitag wird die Moesa in ihr ursprüngliches Flussbett gebracht und der zweite Damm der A 13 gebaut.

Die vollständige Inbetriebnahme der A 13 lässt aber länger auf sich warten. Die Arbeiten zur kompletten Wiederherstellung der Fahrbahn in beide Fahrtrichtungen dürften laut dem Astra-Sprecher voraussichtlich noch bis Ende Jahr dauern.

Der Fluss Moesa wird gemäss dem Astra bis im Herbst in sein ursprüngliches Bett gebracht, erst danach baue man den zweiten Damm der A 13. Dieser ist komplizierter, da Abwasserleitungen und Stromleitungen eingebaut werden müssen.

Die Kosten für die bisherigen Arbeiten zur Reparatur der Unwetterschäden schätzt das Astra auf fünf bis sieben Millionen Franken.

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