Dienstag, Januar 14

Fixierte Locken statt natürlich wirkender Wellen? Auf dem roten Teppich scheint sich ein neuer Frisurentrend zu etablieren. Was es mit dem «Old Hollywood Bob» auf sich hat und ob es sich hier um einen rückwärtsgewandten Trend handelt.

Es schien so, als hätten sich die Frauen in den sozialen Netzwerken die letzten Jahre auf eine Frisur geeignet: Eine lange, sich in etwa der Hälfte in sanfte Wellen verdrehende Haarpracht, die wie zufällig entstanden wirken sollte, wurde auf Instagram, Tiktok und im echten Leben fast schon inflationär spazieren getragen. Das könnte sich ändern. Nachdem bereits vor einem Jahr voluminösere, mit Haarspray zur Räson gebrachte Frisuren wie in den 1980ern bei Events und auf den roten Teppichen zu sehen waren, geht es nun noch weiter zurück in der Geschichte der Frisurentrends: in die 1940er und 1950er.

Der Glamour ist zurück

Die Musikerin Sabrina Carpenter zeigte sich bereits im September letzten Jahres mit glamourös-voluminös gelegten Wellen bei den VMA 2024. Die Sängerin Beyoncé besuchte im Oktober des vergangenen Jahres mit kinnlangem, sorgfältig frisiertem Bob die Glamour Women of the Year Awards 2024. Das Model Kendall Jenner trat im gleichen Monat bei der Academy Museum Gala mit schulterlanger, glamourös eingedrehter Frisur vor die Kamera. Und die Schauspielerin Zendaya posierte bei den Golden Globes mit eher kurzen Haaren, die sorgfältig in Locken gedreht wurden. «Old Hollywood Bob» nennt sich diese Frisur.

Typisch für Marilyn Monroe

Sie ist eine Reverenz gegenüber den grossen Filmstars längst vergangener Zeiten wie Gina Lollobrigida und Ingrid Bergman, vor allem aber Marilyn Monroe, welche den sorgfältig gelegten Lockenkopf zu ihrem Markenzeichen machte. Ihre Frisur passte in diese Zeit: Die Haare waren so unbeweglich wie die Vorstellungen, wie eine Frau zu sein hatte. Es ist kein Zufall, dass Betty Draper, die vom Leben betrogene Hausfrau in der in den 1950ern angesiedelten Serie «Mad Men» (2007), ihr Haar vergleichbar trug.

Der grosse Bruch kam mit den 1968ern, die Haare wurden lang, frei, wild getragen. Und auch wenn man ihnen in den folgenden Jahrzehnten wieder mehr Zeit und mehr Produkte widmete, mit Lockenwicklern unter der Föhnhaube verband man seitdem nicht mehr eine elegante, glamouröse Diva, sondern eine konservative Dame gesetzten Alters. Daran konnte selbst Madonna nichts ändern, deren Frisur sich wiederholt auf jene von Marilyn Monroe bezog.

Frauenbilder von 1950?

Das scheint sich nun zu ändern. Warum setzen sich feministisch positionierende Stilvorbilder wie Zendaya und Beyoncé gerade jetzt auf diese Frisur, wo rückwärtsgewandte Regierungen in vielen Ländern nur zu gern die Rechte von Frauen wieder auf den Stand von 1950 zurückzudrehen möchten?

Bei gegenwärtigen Auftritten mit dem «Old Hollywood Bob» schwingt natürlich auch immer etwas Ironie mit. Und die Frauen, die ihn trugen, verdienten als Schauspielerinnen auch damals schon ihr eigenes Geld. Andererseits: Das Gleiche kann man von den Tradwives sagen, jenen Influencerinnen, die sich auf Instagram und Co. als perfekte Hausfrauen inszenieren. Diese tragen ihre Haare zum Teil ebenfalls im 1950er-Jahre-Look, zum Teil allerdings auch weiterhin lang und romantisch, nicht glamourös. Um einen solchen Look zu stylen, braucht man übrigens in etwa genauso viel Zeit wie für einen «Old Hollywood Bob».

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