Donnerstag, Januar 30

Nachdem die Rebellenmiliz M 23 in Ostkongo an Kontrolle gewinnt, kommt es zu wütenden Protesten in der Hauptstadt Kinshasa. Im Osten des Landes rennen Hunderttausende um ihr Leben.

(dpa) Demonstranten haben in Kongo-Kinshasa laut Angaben der kenyanischen Regierung und der kongolesischen Polizei auch afrikanische Botschaften angegriffen. Betroffen seien die Botschaftsgebäude von Kenya, Südafrika und Uganda in der Hauptstadt Kinshasa, sagte der kenyanische Staatssekretär für Auswärtige Angelegenheiten, Korir Sing’oei. Auch Botschaftspersonal sei angegriffen worden. Der kongolesische Polizeibeamte Felix Mwisa sagte der Deutschen Presse-Agentur, die Botschaft Rwandas sei ebenfalls angegriffen und geplündert worden.

Optimieren Sie Ihre Browsereinstellungen

NZZ.ch benötigt JavaScript für wichtige Funktionen. Ihr Browser oder Adblocker verhindert dies momentan.

Bitte passen Sie die Einstellungen an.

Zudem wurden am Dienstag die Botschaften der Niederlande sowie von Frankreich und Belgien angegriffen, wie die jeweiligen Regierungen bestätigten.

Die gewaltsamen Proteste seien durch den aktuellen Angriff der Rebellengruppe M 23 auf die Stadt Goma im Osten des Landes ausgelöst worden, so Sing’oei. Die Übergriffe auf die Botschaften seien «ein schwerwiegender Verstoss gegen das Völkerrecht, und wir verurteilen sie auf das Schärfste», sagte der Minister.

Einwohner sind nicht mehr sicher

Derweil rennen im Osten des Landes Hunderttausende von Menschen um ihr Leben. Das berichten humanitäre Organisationen. Die Einwohner sind seit dem Vormarsch der Rebellenmiliz M 23 vor Schüssen und Artillerie nicht mehr sicher. Nach tagelangen schweren Kämpfen war die Miliz in der Nacht zum Montag in die strategisch wichtige Provinzhauptstadt Goma eingedrungen, die in einem der rohstoffreichsten Gebiete Kongos liegt und an Rwanda grenzt.

Neben den Bewohnern Gomas seien auch mehr als 300 000 Menschen aus Lagern für Vertriebene in der Nähe auf der Flucht, berichtete das Uno-Nothilfebüro OCHA in Genf. Mitarbeiter berichteten von Leichen in den Strassen. Die Spitäler seien völlig überfüllt mit Verwundeten, berichtete die Weltgesundheitsorganisation (WHO). Sie hatte kurz vor der Schliessung des Flughafens in Goma am Wochenende noch Nachschub an medizinischem Material einfliegen können.

Es gebe Berichte über zahlreiche Vergewaltigungen. Das Internet funktioniere nicht mehr, Strom und Wasserversorgung seien eingeschränkt, teilte OCHA mit.

Lagerhäuser des Welternährungsprogramms (WFP) wurden geplündert. «Das zeigt, wie verzweifelt die Menschen sind», sagte Shelley Thakral, WFP-Sprecherin in Kinshasa. «Die nächsten 24 Stunden werden kritisch sein, da die Vorräte knapp werden und die Frage ist, was sie zum Überleben finden.»

Labor mit Ebola-Viren in Gefahr

Das Rote Kreuz warnte derweil vor «unvorstellbaren Konsequenzen», sollte ein biomedizinisches Labor in Goma nicht geschützt werden. Dort lagern unter anderem Proben des hochgefährlichen Ebola-Virus.

Beim Labor des nationalen Instituts für biomedizinische Forschung drohe zum Beispiel ein Stromausfall, sagte der Regionaldirektor Afrika des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz (IKRK), Patrick Youssef, in Genf. Das Labor befindet sich in der Nähe des IKRK-Büros in Goma. Ein Austritt der Viren aus dem Labor müsse unbedingt verhindert werden.

EU kündigt weitere Hilfen an

Die EU hat weitere humanitäre Hilfe im Wert von 60 Millionen Euro angekündigt. Angesichts der jüngsten Entwicklungen in Ostkongo sei man bereit, die Nothilfe insbesondere für die neu vertriebenen Menschen in und um Goma noch einmal zu verstärken, teilte die zuständige Kommission in Brüssel mit.

Die zusätzlichen Mittel sollen verwendet werden, um die dringendsten Bedürfnisse der Vertriebenen und der von den jüngsten Konflikten und Epidemien betroffenen Menschen zu decken. Dabei gehe es um Unterkünfte, sauberes Wasser, Nahrungsmittel und Bildung für Kinder.

Exit mobile version