Montag, Oktober 7

Separatisten haben in der pakistanischen Provinz Belutschistan Polizeiposten, Bahnlinien und Fahrzeuge auf Autobahnen angegriffen und dabei Dutzende Personen getötet. Es handelt sich um den grössten Angriff ethnischer Aufständischer seit Jahren.

(Reuters) Militante haben in der pakistanischen Provinz Belutschistan mehrere Attentate verübt. Sie waren zeitlich aufeinander abgestimmt. Wie Beamte am Montag mitteilten, griffen sie Polizeiposten, Eisenbahnlinien und Fahrzeuge auf Autobahnen an. Dabei seien mindestens 73 Personen getötet worden. Unter den Toten waren laut Angaben der pakistanischen Polizei 14 Soldaten und 21 Militante. Zudem seien 38 Zivilisten getötet worden, sagte der Ministerpräsident von Belutschistan.

Es handelt sich dabei um einen der grössten Angriffe ethnischer Aufständischer seit Jahren dar. Militante kämpfen seit Jahrzehnten für die Abspaltung der rohstoffreichen Provinz im Südwesten Pakistans, in der eine Reihe von Grossprojekten unter chinesischer Führung, darunter ein strategischer Hafen sowie eine Gold- und Kupfermine, angesiedelt sind.

Eisenbahnbrücke gesprengt

Der grösste der von den Behörden bestätigten Anschläge richtete sich gegen Fahrzeuge auf einer Hauptverkehrsstrasse. Betroffen waren Autos sowie Lastwagen. Dabei wurden laut offiziellen Angaben mindestens 23 Personen getötet und 35 Fahrzeuge in Brand gesetzt. Auch eine Eisenbahnlinie zwischen Pakistan und Iran sowie eine Eisenbahnbrücke, die die Provinzhauptstadt Quetta mit dem Rest des Landes verbindet, wurden bei militanten Angriffen mit Sprengstoff getroffen. Der Zugverkehr von und nach Quetta wurde unterbrochen.

Etwa zur gleichen Zeit verübten Militante in der weitläufigen Provinz laut offiziellen Angaben auch Anschläge auf Polizeiposten. Dabei kamen mindestens zehn Personen ums Leben.

Die militante Gruppe Belutschistanische Befreiungsarmee (BLA) übernahm die Verantwortung in einer an Journalisten gemailten Erklärung. Dabei bekannte sie sich zu zahlreichen weiteren Anschlägen, auch zu einem Angriff auf einen wichtigen paramilitärischen Stützpunkt, den die pakistanischen Behörden jedoch noch nicht bestätigt haben.

Nach Ausweiskontrollen erschossen

Beim Angriff auf eine Autobahn blockierten die Militanten die Strasse und liessen Automobilisten sowie Lastwagenchauffeure aussteigen. Nachdem sie ihre Ausweise kontrolliert hatten, erschossen sie rund zwei Dutzend Personen. Betroffen waren auch Chauffeure, die Kohle transportierten. Mindestens zehn Lastwagen wurden in Brand gesetzt.

Die Militanten haben es auf Arbeiter aus der östlichen pakistanischen Provinz Punjab abgesehen. Sie machen sie für die Ausbeutung ihrer Ressourcen verantwortlich. In der Vergangenheit haben sie auch chinesische Bürger angegriffen, die in der Provinz tätig sind. China betreibt den strategisch wichtigen Tiefseehafen von Gwadar im Süden Belutschistans sowie eine Gold- und Kupfermine im Westen.

Die BLA erklärte, ihre Kämpfer hätten es auf Militärangehörige abgesehen, die in Zivilkleidung unterwegs gewesen seien und mit den Ausweiskontrollen identifiziert worden seien. Laut Angaben des pakistanischen Innenministeriums handelte es sich bei den Toten jedoch um unschuldige Bürger.

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