Sonntag, Februar 23

Zehn Tage liegt Franziskus nun schon im Spital. Es gibt neue Komplikationen. Die Ärzte halten sich mit einer Prognose zurück. Er selbst bittet: «Betet für mich.»

(dpa) Die Sorgen um Papst Franziskus sind noch einmal grösser geworden. Das an einer Lungenentzündung erkrankte Oberhaupt der katholischen Kirche musste am Wochenende mit Blutkonserven und mehrfach mit Sauerstoff versorgt werden. Die Ärzte im Spital, wo der 88-Jährige bereits zehn Tage liegt, nannten seinen Zustand weiterhin kritisch. Erstmals sprachen sie von einer «zurückhaltenden Prognose». Er selbst bat aus der Klinik heraus um Gebete.

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Laut dem ärztlichen Bulletin gab es am Samstag gleich zwei Probleme: Am Morgen hatte Franziskus eine «anhaltende asthmatische Atemkrise», was die Verabreichung von zusätzlichem Sauerstoff erforderlich machte. Nach einer «ruhigen Nacht» – so der Vatikan – bekam er dann am Sonntag über einen Schlauch durch die Nase abermals Hilfe beim Atmen. Zudem erhielt er eine Bluttransfusion. Die Ärzte sprachen von Anämie: einem Mangel an roten Blutkörperchen.

Zum zweiten Mal in Folge nicht am Sonntagsgebet

Bereits zum zweiten Mal in Folge musste der Papst auf das übliche Sonntagsgebet vor Zehntausenden Gläubigen auf dem Petersplatz verzichten. Der Text wurde nur schriftlich verbreitet. Darin bat der seit bald zwölf Jahren amtierende Argentinier aus dem Spital heraus: «Betet für mich.» Der Aufforderung leistete Gläubigen rund um die Welt in Sonntagsgottesdiensten Folge.

Franziskus wird seit Mitte des Monats im Policlinico Gemelli behandelt, einer Universitätsklinik im Westen von Rom. Der 88-Jährige – zweitältester Papst der Geschichte – hat schon seit der Zeit vor Weihnachten Probleme mit den Atemwegen. In der Klinik stellten die Ärzte eine Lungenentzündung fest, die beide Lungenflügel erfasst hat. Die Infektion hat demnach verschiedene Erreger. Die Ärzte nennen das Krankheitsbild «komplex». In einem so hohen Alter gilt eine Lungenentzündung als sehr gefährlich.

Morgens und abends wird über Zustand informiert

Der Argentinier hat laut Angaben der Klinik Anweisung gegeben, aus seinem Gesundheitszustand kein Geheimnis zu machen. Morgens und abends wird schriftlich darüber informiert. Zudem gaben die Ärzte am Freitag eine Pressekonferenz, in der sie davon sprachen, dass das Oberhaupt von weltweit 1,4 Milliarden Katholiken «nicht ausser Gefahr» sei. Ein namentlich nicht genannter Kardinal sagte der Zeitung «La Repubblica»: «Jetzt können wir nur noch beten.»

Inzwischen gehen die meisten davon aus, dass sich der Klinikaufenthalt hinziehen wird. Manche spekulieren auch, dass Franziskus das Spital nicht mehr verlassen wird. Seit der Einlieferung hat er sich nicht mehr in der Öffentlichkeit gezeigt. Die Ärzte haben absolute Ruhe verordnet. Nur die engsten Mitarbeiter dürfen zu ihm. Eine der wenigen sonstigen Besucherinnen war Italiens Ministerpräsidentin Giorgia Meloni.

Kardinäle weisen Spekulationen über Rücktritt zurück

Inzwischen ist auch eine Diskussion aufgekommen, ob Franziskus wie sein deutscher Vorgänger Benedikt XVI. zurücktreten könnte. Die Nummer zwei des Vatikans, Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin, bezeichnete solche Spekulationen jedoch als «unnötig». Der 70 Jahre alte Italiener wird als einer der möglichen Nachfolger gehandelt.

Franziskus selbst hatte solche Gerüchte bei früheren gesundheitlichen Problemen immer zurückgewiesen. Der Gedanke an einen Rücktritt sei ihm niemals gekommen. Allerdings hat er laut eigenen Angaben im Vatikan einen unterschriebenen Rücktrittsbrief hinterlegt – aber nur für den Fall, dass er krankheitsbedingt handlungsunfähig wäre. Der Argentinier sitzt inzwischen auch die meiste Zeit im Rollstuhl.

Der deutsche Kardinal Gerhard Ludwig Müller trat den Spekulationen ebenfalls entgegen. Eine Abdankung sei «keine Option», sagte der ehemalige Präfekt der Glaubenskongregation der Zeitung «Il Messaggero». «Man steigt nicht vom Kreuz herab.» Er habe auch Benedikts Gründe nie verstanden. «Ich bin skeptisch gegenüber jedem päpstlichen Verzicht, nur weil man sich erschöpft fühlt und nicht mehr zurechtkommt. Dies untergräbt das Prinzip der sichtbaren Einheit der Kirche.»

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