Donnerstag, September 19

Die kommenden Herbstwochenenden sind wie gemacht dafür, den Nachmittag mit einem guten Buch auf dem Sofa zu verbringen. Und warum nicht mit einem Kochbuch, das gleichzeitig Reiselektüre ist?

Restaurants mit chinesischer Küche existieren viele in der Schweiz und in den Nachbarländern, aber wirklich authentisch geht es in den wenigsten zu. Da hilft oft nur das Selbstkochen. Dieses Buch, das in wenigen Wochen erscheinen wird, ist eine fast unentbehrliche Hilfe, weil die Techniken vieler Klassiker – 35 an der Zahl – gut beschrieben werden. Ob der Leser anschliessend Nudeln zu Hause ziehen kann, ist fraglich, aber man kann sich ja erst mal an den Teigtaschen versuchen.

Bewertung: 9/10

Die chinesische Küche

Man merkt der Autorin an, dass sie nicht nur Wurzeln in Litauen hat, sondern auch stolz ist auf das, was das Land im Nordosten Europas erreicht hat. In politischer, aber auch in kulinarischer Hinsicht. Die Rezepte sind gut nachzukochen und orientieren sich mehr als einmal an dem, was Denise Snieguolé Wachters Mutter auf den Teller brachte. Von Kartoffelpfannkuchen bis zu Heidelbeertaschen reicht das Angebot der Zubereitungen. Über die Belichtung einiger Fotos und die Anrichteweise mancher Speisen kann man streiten.

Bewertung: 8,5/10

Vilnius

Denise Snieguolé Wachter: Vilnius. AT-Verlag, 2024. Fr. 39.90.

Ob der Titel klug gewählt wurde, kann man diskutieren: Kreativität scheint in sprachlicher Hinsicht nicht jedem Verlag gegeben. Aber es kommt bei Kochbüchern ja vor allem auf den Inhalt an – und der hat nun wirklich Substanz. Schliesslich kennt sich der Saucenspezialist Fabian Lange mit flüssigen Beilagen aus, während es schweizweit wohl kaum jemanden gibt, der mehr von Pasta versteht als Antonio Colaianni. Sorgfältig und recht technisch wirken die Rezepte, aber alles hat Hand und Fuss.

Bewertung: 8,5/10

Saucen & Pasta

Fabian Lange und Antonio Colaianni: Saucen & Pasta. Landliebe, 2024. Fr. 49.90.

Wer gern nach Paris reist, muss sich dieses Buch fast zwingend zulegen – denn Klassiker über die dortige Bistroszene wie die vor Jahrzehnten erschienenen Bücher des deutschen Gourmets Wolfram Siebeck sind längst vergriffen. Man kann die Sprache der Autoren ein bisschen prätentiös finden, aber sie geben viele Informationen und Einblicke, nicht nur zu Käse, sondern auch zu kulinarischen Traditionen und Märkten. Das Werk ist recht altmodisch im Design, die Schrift manchmal etwas klein, aber sehr viel mehr gibt es nicht zu bemängeln.

Bewertung: 8,5/10

Die Gourmet-Bibel Paris

Die Mexikaner essen gern Fleisch, das steht fest. Dass es auch ohne geht, beweist die Autorin in diesem gut gestalteten und mit angenehm zurückhaltend aufgenommenen Fotos versehenen Buch. Die Rezepte lassen einem das Wasser im Munde zusammenlaufen, und zum Glück wurde nur sparsam dekoriert. Woher man in der Schweiz immer die richtigen Zutaten – Chipotle-Chili, Tomatillos und vieles mehr – bekommen soll, ist nichts, worüber sich die Autorin den Kopf zerbrechen muss.

Bewertung: 9,5/10

Mexiko vegetarisch

Neu ist dieses Buch nicht, aber immer noch so gut, dass es nicht schadet, es auch sechs Jahre nach seinem Erscheinen vorzustellen. Eine ganze Reihe von Autoren führt den Leser in die Kultur der japanischen Kneipen und der dort verabreichten Speisen ein. Überraschend viele der hier gezeigten Rezepte sind auch in Europa gut nachkochbar – von Tomaten-Ceviche bis zu den verführerischen Karaage-Gerichten.

Bewertung: 9/10

Izakaya

Sandra Jedliczka u. a.: Izakaya. Brandstätter, 2018. Fr. 49.90.

Mit verborgenen Schätzen ausserhalb der Touristenorte wirbt das Buch einer Reisejournalistin, aber das Versprechen lässt sich nur teilweise einhalten. Zu voll ist es, trotz den Eintrittsgebühren, zumindest im Sommer und Herbst in Venedig. Doch die Rezepte wirken gut ausgewählt, die Fotos vermitteln, soweit es geht, das echte Venedig. Und warum nicht eine Reise planen im Spätherbst oder Winter? Da ist garantiert weniger los als in der Hochsaison.

Bewertung: 8/10

Zu Gast in Venedig

Christine Gräfin von der Pahlen und Mayk Wendt: Zu Gast in Venedig. Callwey-Verlag, 2024. Fr. 59.90.

Bei Mauro Colagreco kann man sich auf etwas gefasst machen. Das habe ich schon vor drei Jahren in St. Moritz feststellen können, wo der aus Argentinien stammende, aber in Südfrankreich lebende Koch eine Dépendance eröffnete. Nun ist sein Kochbuch auf Deutsch erhältlich, und es gehört zu dem, was man in die Kategorie Monumentalität einsortieren kann. Dick, schwer, voll mit Informationen, manchmal ein bisschen arg esoterisch. Nicht alles ist daheim nachzukochen, aber Lust auf einen Besuch am Mittelmeer bekommt man beim Lesen allemal.

Bewertung: 9/10

Mirazur

Mauro Colagreco: Mirazur. Matthaes-Verlag, 2024. Fr. 99.90.

Wer Fleisch isst, hat oft ein schlechtes Gefühl. Wo kommt es her, wie wuchs es auf? Da bietet sich der Verzehr von Wild an, das man nicht unbedingt selbst schiessen muss, um an diesem Buch Freude zu haben. Man könnte ja einfach mal mit einer bereits ausgelösten Rehkeule beginnen und sich dann weiter vortasten. Eine ganze Menge alltagstauglicher Rezepte (Wildbratwurst!) gibt es auch.

Bewertung: 8/10

So einfach geht Wild

Der Echtzeit-Verlag hat sich darauf spezialisiert, die etwas anderen Kochbücher herauszubringen. Solche, die bei den grossen Häusern wohl kaum Anklang fänden. Solche, die auch Leuten Freude bereiten, die sonst keine Kochbücher mögen. Die buddhistische Nonne Jeongkwan Snim ist eine Küchenchefin, die ganzheitlich vorgeht und den Leser mitnimmt in eine andere Welt. Die Ruhe vermittelnden Fotos von Véronique Hoegger ergänzen die Texte perfekt.

Bewertung: 9,5/10

Ihre koreanische Tempelküche

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