Trumps Zölle lassen die Börsen erzittern, Anleger starren panisch auf ihr Depot. Diese Zeit würden sie besser anders nutzen und sich einen realistischen Überblick über die Ausgaben im Ruhestand verschaffen.
Viele Privatanleger blicken mit Schrecken auf ihr Portfolio. Die von Donald Trump angekündigten Zölle haben die Märkte auf Talfahrt geschickt. Gerade wenn man etwas älter ist, wirkt der Kurssturz besonders bedrohlich. Gerät die angedachte Frühpensionierung in Gefahr? Oder muss man nach der Pensionierung den Gürtel enger schnallen?
Auch in meinem Kopf kreisen diese Fragen derzeit. Allerdings musste ich kürzlich merken, dass ich mir während all der Krisen in den letzten Jahren besser über etwas anderes Gedanken gemacht hätte als über das unausweichliche Auf und Ab an den Börsen: über die Erstellung eines Budgets für die Zeit nach der Pensionierung.
Freunde fragen
Lange hielt ich mich für besonders klug, weil ich glaubte, ich hätte diesen unangenehmen Prozess mit einem Kniff umgangen. Meine Freunde machen ja unweigerlich eine ähnliche Entwicklung durch wie ich selbst. Sie beschäftigen sich auch nicht mehr nur damit, welcher Rotwein am besten zu rotem Fleisch passt oder welches Restaurant das beste in Zürich ist. Sie beginnen ebenfalls zu überlegen, wie ihre finanzielle Situation aussehen wird, wenn sie nicht mehr arbeiten.
Also fasste ich mir an einem entspannten Nachtessen mit guten Freunden ein Herz. Zwischen Hauptgang und Dessert fragte ich beiläufig, von welchem Geldverzehr sie nach der Pensionierung denn so ungefähr ausgingen. Sie nannten voller Selbstvertrauen eine Zahl. Da das Freundespaar in einer ähnlichen Lebenssituation ist wie wir, ging ich davon aus, dass diese wohl auch für uns stimmen würde. Und schon stand unser Budget.
Unser Finanzberater allerdings redete uns bald ins Gewissen und forderte uns auf, unser Budget doch mit einer besser fundierten Methode zu erstellen. Einige Jahre lang schafften wir es, ihn zu ignorieren. Doch letzte Woche machten wir uns endlich ans Werk. Und waren geschockt. Die leichtfertig von unseren Freunden übernommene Zahl lag völlig daneben. Oder genauer gesagt, viel zu tief.
Wir hatten uns immer eingebildet, relativ günstig zu leben. Bis wir im Detail aufstellten, was wir für Skiferien, Tennisstunden, Konzertbillette, Wein und vieles mehr ausgeben. Die Einsicht war brutal: Unsere Pensionierungsplanung war auf Sand gebaut. Wir hatten uns unsere Ausgaben schöngeredet.
Ich war zum Beispiel immer stolz darauf, dass wir bei unseren Städtereisen in Billighotels übernachten. Und blendete aus, dass das eingesparte Geld danach in überteuerten Sternerestaurants liegen bleibt.
Wie viel Geld verbrauche ich wirklich?
Bevor man sich nun also mit der Frage quält, ob man nicht besser diese oder jene Aktie verkaufte hätte oder ob man die Ländergewichtung seines Portfolios anpassen muss: Viel sinnvoller ist es, sich an einen Tisch zu setzen und genau aufzuschreiben, wie viel Geld man Woche für Woche und Monat für Monat verbraucht.
Oder was man einsparen kann, wenn man einmal weniger oder gar nicht mehr arbeitet. Oder wo man mit Mehrausgaben rechnen muss, weil man nach der Pensionierung ja wohl kaum jeden Tag auf dem Sofa sitzen wird, um Sportsendungen und den «Bestatter» zu schauen.