Sonntag, November 24

Mit einer elektrischen Reichweite von maximal 46 Kilometern gehört der französische Mittelklassewagen zu den letzten Vertretern einer Plug-in-Hybrid-Konstellation, die in der Praxis mehr Sprit verbraucht als versprochen. Können seine positiven Eigenschaften darüber hinwegtrösten?

Wer sich ans Thema Elektrifizierung im Auto herantasten will, wählt oft einen Wagen mit Hybridantrieb. Bei Peugeot hat man versucht, das Mittelklassemodell 508 mit sportlicher Plug-in-Hybridisierung vor allem hierzulande interessanter zu machen. Das ist auch nötig, denn der 508 verkauft sich in der Schweiz nur sehr mässig.

Im Test stellte sich der Peugeot 508 als Kombiversion SW (für Sports Wagon) mit dem Zusatz PSE (für Peugeot Sport Engineered) und 360 PS. Zum PSE-Paket gehören schnittige Felgen, schwarze und leuchtgelbe Design-Elemente sowie eine geringere Bodenfreiheit.

Der gut ausgestattete Wagen ist im Peugeot-Programm derzeit das Spitzenmodell und kostet mindestens 77 100 Franken. Der Testwagen war zusätzlich mit der Metallic-Lackierung in Okenite-Weiss (1000 Franken) sowie dem Schiebedachpaket mit elektrischem Panoramadach und beheizbarer Windschutzscheibe (1450 Franken) ausgerüstet. Damit liegt das Fahrzeug noch ganz knapp unter 80 000 Franken.

Interieur

Der Innenraum des 508 PSE entspricht der Bauart aller aktuellen Peugeot-Modelle, ist allerdings etwas sportlicher und eleganter ausgeführt. Typisch ist das sehr handliche Lenkrad mit einem vergleichsweise geringen Durchmesser, so dass das Kombiinstrument oberhalb des Lenkkranzes ablesbar ist. Peugeot nennt das I-Cockpit und polarisiert damit seit Jahren. Es macht das Fahren im 508 allerdings sehr handlich und gut beherrschbar.

Dank Alcantara-Bezügen, kombiniert mit Leder und edlen Holzeinlagen, fühlt man sich auf allen Plätzen sofort wohl. Der Seitenhalt ist auf den Vordersitzen recht gut. Hinten profitieren die Passagiere vor allem von einer ausreichenden Kopf- und Beinfreiheit, was den 508 PSE zum praktischen Reisewagen prädestiniert.

Mit einem Kofferrauminhalt von 530 Litern (erweiterbar auf 1780 Liter) liegt der Peugeot-Kombi zwar nicht an der Spitze seiner Klasse, doch genügt der Platz im Alltag und auf Reisen.

Set-up

Beim Fahrwerk hat die Sportabteilung von Peugeot viel Gutes geleistet. Der Wagen ist für die alltäglichen Fahrten nicht zu straff gefedert und drückt Querrillen einigermassen gutmütig weg. Wird die Gangart dynamischer, zeigt sich der 508 PSE jeder Kurve gewachsen. Die Wankbewegungen der Karosserie sind sehr gering, gute Traktion an allen Rädern ist auch dank Allradantrieb jederzeit gewährleistet.

Entsprechend souverän verdaut der Wagen schnelle Lastwechsel und liegt satt auf der Strasse. Das Leergewicht von fast zwei Tonnen hilft dem 508 SW dabei, genauso wie eine spontan ansprechende Lenkung.

Antrieb

Nominell ist der Plug-in-Hybridantrieb mit 360 PS für ein Fahrzeug dieser Klasse mehr als kräftig genug. Doch leider steht die Leistung aus Benzinmotor und zwei E-Maschinen nicht immer gleichzeitig zur Verfügung. Ist die Batterie einmal leer gefahren, kämpft der Benziner mit seinen 200 PS aus einem Hubraum von 1,6 Litern deutlich angestrengt mit dem Gewicht des Wagens – fast wie ein Mensch auf einem E-Bike mit leerem Akku.

Im Hybridmodus arbeiten E-Motoren und Benziner optimal zusammen, aber nur solange die kleine Batterie mit 12,4 kWh Kapazität noch Ladung aufweist. Bei tiefen Temperaturen oder hoher Leistungsabfrage ist sie aber bereits nach rund 20 Kilometern Fahrt weitgehend aufgebraucht.

Nachladen lässt der Akku sich entweder an der Steckdose, was die effizienteste Art ist. Oder aber im Sportmodus, wenn meist der Benziner für Leistung und Ladung sorgt. Mehr als 40 Prozent erreicht der Ladestand jedoch nicht mit dieser Methode. Das ist gut so, denn das Aufladen des Akku während der Fahrt verursacht zusätzlichen Benzinverbrauch.

Ökonomie

Aus der Konstellation mit kleiner Batterie und häufigem Fahren nur mit Benzinkraft ergibt sich, was der Europäische Rechnungshof unlängst aufgrund von Stichproben mit realen Verbrauchswerten errechnet hat: Im Schnitt um 250 Prozent wird der vom Hersteller versprochene Mischverbrauch überschritten, denn die auf dem Prüfstand erzielten Testwerte können im Alltag nur dann nachvollzogen werden, wenn der Wagen bei jeder längeren Fahrpause an der Steckdose aufgeladen wird.

Im Test erzielte der Peugeot 508 SW PSE einen Benzinverbrauch von 8,3 Litern je 100 Kilometer, einen für einen Sportkombi mit 360 PS ansprechenden Wert. Doch das ist mehr als das Vierfache des versprochenen Wertes. Der Stromverbrauch der Batterie konnte im Bordcomputer leider nicht abgelesen werden. Im Ergebnis aber ist auch dieser Plug-in-Hybrid eine Mogelpackung, denn in der Praxis ist der Akku bei den Fahrten nur selten voll aufgeladen – im Unterschied zur Versuchsanordnung auf dem Prüfstand.

Glücklicherweise stirbt diese Bauart von Plug-in-Hybriden bald aus. Die meisten neueren Fahrzeuge mit diesem Antrieb bieten elektrische Reichweiten um die 100 Kilometer. Erst dann bietet der Stecker-Hybrid auch im Alltag das, was der Hersteller an Sparverbrauch verspricht.

Fazit

Das Flaggschiff in der derzeitigen Palette von Peugeot zeigt sich als elegante Alternative zu den hierzulande dominierenden deutschen und tschechischen Produkten. Die Hybridleistung des allradgetriebenen Kombi ist ansprechend, jedoch nur im Idealzustand abrufbar. Wer sich auf die versprochenen Werte für volle Leistung und Verbrauch des Fahrzeugs verlässt, wird enttäuscht sein. Und dann stimmt auch der Preis von rund 80 000 Franken für den sportlich aussehenden Sports Wagon nicht mehr so ganz beim Gesamtpaket.

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