Mittwoch, März 26

Im vergangenen Sommer stellte die HRS in Reinach und Aesch zwei Wohntürme fertig. Die Nachbarschaft ist verärgert. Wenn Wind durch die Siedlung weht, entsteht ein lautes Pfeifen. Mit grossem Aufwand sucht die Bauherrin nach dem Grund. Und ist vielleicht am Ziel.

Der Lärm klang wie das Schleifen eines bremsenden Zuges – allerdings langgezogen und dauerhaft, solange der Wind wehte. Seit dem vergangenen September haben sich in den Gemeinden Aesch, Reinach und Dornach mehrere Personen beschwert. Wenn es aus Südwesten blies, hörten sie das nervtötende Geräusch. Mehrere Medien beschrieben es als «ohrenbetäubenden Tinnitus».

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Die Ursache war lange unklar. Es gab Personen, die über Kopfschmerzen klagten, die nachts nicht schlafen und tagsüber schlecht arbeiten konnten. Eine Dornacherin sagte zu CH Media: «Das halbe Dorf steht nachts im Bett. Auf dem Balkon habe ich 85 Dezibel gemessen, im Haus drinnen 65 Dezibel. Das ist enorm.» Ist man dauerhaft mehr als 60 Dezibel ausgesetzt, sind auch Hörschäden zu befürchten.

Max Towers stehen unter Verdacht

Die Ursache wurde in den Max Towers vermutet. Mit 44 Metern Höhe ragen die zwei Türme auf dem Gebiet von Reinach und Aesch hoch in den Himmel. 120 Eigentumswohnungen sind seit vergangenem Sommer bezugsbereit und fast ausverkauft. In einem zweiten Schritt stellt die HRS derzeit den Rest der Siedlung Aere fertig. Sie besteht aus weiteren 130 Wohnungen, einem Altersheim und Geschäftslokalen.

Die Lage sorgte für Verärgerung und Forderungen. Geplagte Anwohner mutmassten, zu kleine Abstände zwischen den Türmen könnten zum pfeifenden Geräusch führen. Politiker riefen dazu auf, vor dem Bau die Akustik genauer abzuklären.

Monatelange Suche und etwas Glück

Aber ein grundlegendes Problem mit falsch berechneten Abständen schloss die Bauherrin HRS schon von Beginn an aus. Der Windfluss war von den Planern im Vorfeld berechnet worden. Die erste Vermutung des Unternehmens stellte sich als falsch heraus: Offene Stellen an den Balkongeländern aus Metall wurden geschlossen. Als der Südwestwind wieder blies, pfiff es immer noch.

Die Nachforschungen nach der Ursache seien komplex, sagt Hans Klaus, Kommunikationsberater für die HRS. «Es ist wie die Suche nach der Nadel im Heuhaufen.» Das Areal sei riesig, es stünden noch Baukrane herum, Container und Mulden. Gebäude sind weiterhin im Bau und nicht geschlossen, Gerüste stehen um die Häuser – das alles sind mögliche Geräuschquellen. Zudem sind die Experten bei ihrer Suche auf eine Windstärke von mindestens 40 bis 50 Kilometern pro Stunde angewiesen. «Vielleicht hatten wir aber Glück», so Klaus.

Denn inzwischen legten die Fachmänner für Bauphysik und Akustik eine neue These vor. Die Experten arbeiteten mit Akustik-Kameras. Sie ähneln Satellitenschüsseln und nehmen mit Video und zahlreichen Lautsprechern die Geräusche auf. «Anhand der Tonkurve ist es möglich, ungefähr den Gegenstand zu eruieren, der das Geräusch verursacht haben könnte», sagt Klaus.

Dank akustischem Phantombild fündig?

So erstellten die Experten sozusagen ein akustisches Phantombild: Grund für den Lärm könnte ein Rohr von 50 bis 80 Zentimetern Länge sein, mit einem Durchmesser von rund 15 Zentimetern. Weiterhin war aber unklar, ob es sich um ein rundes oder eckiges Rohr handelte, ob es horizontal oder vertikal verbaut war. «Trotzdem waren diese Angaben aufschlussreich», so Klaus, «und wir sind uns zu 80 Prozent sicher, dass wir etwas gefunden haben.»

Im Februar waren die Windverhältnisse wieder ungünstig für die Anwohner – und günstig für die Experten. Während der Wind blies, suchten sie mit der Akustik-Kamera mögliche Standorte am Gebäude nach den Rohren ab. Dabei erstellte das Gerät nebst der Tonkurve auch ein Wärmebild. Und dieses scheint eindeutig zu sein. «Die Experten sind sich ziemlich sicher», sagt Klaus.

Die Geräuschquellen befinden sich laut Klaus nicht an den Max Towers, sondern an anderen Gebäuden der Siedlung. Es handle sich nur um eine Handvoll undichter Stellen. Inzwischen hat die HRS sie schliessen lassen.

Wo genau am Gebäude sie sich befinden, kann Klaus nicht verraten. Entwarnung ist noch nicht angesagt. Zuerst muss nochmals kräftig der Wind blasen. Erst dann werden die Experten überprüfen können, ob sie richtig lagen. Und erst dann können die Nachbarn wieder ruhig schlafen.

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