Mittwoch, November 20

Die politische Unsicherheit um den Regierungswechsel in den USA hat dem Gesundheitssektor in den letzten Tagen schwer zugesetzt. Doch die Reaktion ist übertrieben. Wer langfristig denkt, findet spannende Kaufgelegenheiten.

Die amerikanischen Aktienmärkte rappeln sich nach dem Dämpfer von letzter Woche auf. Der S&P 500 ist am Dienstagabend 0,4% fester aus dem Handel gegangen. Der Nasdaq 100 mit den grössten Technologiewerten hat 0,7% zugelegt.

Auftrieb gaben den Börsen in New York gestern vor allem die Schwergewichte Walmart und Nvidia. Walmart überraschte angenehm mit dem Quartalsabschluss. Nvidia präsentiert den Leistungsausweis zur vergangenen Berichtsperiode heute Abend nach Handelsschluss. Nachdem sich die Begeisterung für das Thema künstliche Intelligenz etwas abgekühlt hat, erhofft sich Wallstreet vom Ausblick des Chip-Designers neue Impulse.

Das grosse Thema an den Märkten sind und bleiben die anstehenden Veränderungen in Washington. Der Fokus hat sich «von der Unsicherheit um den Ausgang der Wahlen auf die Unsicherheit um politische Massnahmen» verlagert, hält Citigroup-Stratege Scott Chronert fest. Den potenziell positiven Effekten für die Börsen durch Steuerkürzungen, Deregulierung und eine Zunahme von Unternehmenstransaktionen stehen Risiken wie Zölle und Massenausschaffungen gegenüber.

«Nichts ist im Moment so wichtig wie die Frage zu den Zöllen und zu Donald Trumps anderen politischen Plänen, die realisiert werden oder auch nicht», meint der Ökonom David Rosenberg. «Sämtliche Konjunkturdaten werden in den kommenden Monaten gegenüber Nachrichten zur Steuer- und Handelspolitik in den Hintergrund treten», meint er weiter. Eine Schlüsselrolle werde auch spielen, wie die US-Notenbank reagiere.

Erste Anhaltspunkte zur künftigen US-Wirtschaftspolitik geben die Nominierungen für das neue Regierungskabinett. Besonders wichtig wird, wer das US-Finanzdepartement übernimmt. Nachdem Trump den Financier Howard Lutnick am Dienstag für den Posten des Wirtschaftsministers nominiert hat, gilt Marc Rowan, CEO der Private-Equity-Gruppe Apollo, als Favorit für das Treasury Department. Ebenfalls im Rennen soll der vormalige Fed-Gouverneur Kevin Warsh sein. Der Hedgefonds-Manager Scott Bessent rangiert an den Wettbörsen an dritter Stelle.

Sowohl Rowan als auch Warsh und Bessent dürften an den Märkten auf positive Resonanz stossen. Für Irritation sorgen hingegen andere Nominationen. Gegen Matt Gaetz, Trumps Wahl für das Justizdepartement, wird wegen sexueller Vergehen ermittelt. Pete Hegseth, der das Militärdepartement leiten soll, ist ein Scharfmacher beim TV-Sender «Fox News» und sympathisiert mit Rechtsextremismus. Die Putin-Apologetin Tulsi Gabbard ist für die Koordination der Nachrichtendienste vorgesehen.

Fragen ergeben sich ebenso zur Kommission, die unter der Leitung von Elon Musk und dem früheren Biotech-Investor Vivek Ramaswamy die Effizienz des Staatsapparats steigern soll. Obwohl ihre Kompetenzen nur vage definiert sind, nimmt die Nervosität in gewissen Segmenten wegen möglicher Budgetkürzungen zu. Aktien von Beratungsunternehmen wie Booz Allen Hamilton, CACI International und Tetra Tech, die einen bedeutenden Anteil der Einnahmen mit der US-Regierung erwirtschaften, sind deutlich unter Druck geraten.

Ängste vor Ausgabenkürzungen setzen ebenso dem Rüstungssektor zu. Wenn der Krieg in der Ukraine auf Drängen der USA bald beendet werden sollte, bedeutet das weniger Einnahmen für Konzerne wie Northrop Grumman, General Dynamics, L3Harris Technologies und Lockheed Martin, so die Überlegung. Entsprechend sind die Valoren in den letzten Wochen zurückgefallen.

Für die grösste Kontroverse sorgt Robert F. Kennedy Jr. Der Sohn des ehemaligen US-Justizministers und Senators Robert F. Kennedy sowie Neffe des ehemaligen US-Präsidenten John F. Kennedy ist als Chef des Departements für Gesundheitspflege und Soziale Dienste vorgesehen. Der vormalige Umweltanwalt und Impfgegner, der einen lockeren Umgang mit Verschwörungstheorien pflegt, soll demnach wichtigen Behördenstellen wie der Food and Drug Administration (FDA) vorstehen.

Kennedys Nominierung hat ein mittelschweres Kursbeben ausgelöst. Am meisten betroffen sind Aktien aus den Branchen Nahrungsmittel, Pharma und Biotech. Aus diesem Grund befasst sich «The Pulse» in der heutigen Ausgabe mit potenziellen Auswirkungen des US-Regierungswechsels auf das Gesundheitswesen. Wir gehen der Frage nach, inwiefern der Kursrücksetzer eine Möglichkeit für Investments eröffnet.

Big Problem für Big Pharma?

Temporäre Erschütterungen im Gesundheitssektor sind im Zusammenhang mit US-Präsidentschaftswahlen nicht ungewöhnlich. «In den letzten gut dreissig Jahren haben Aktien von Pharma- und Biotech-Konzernen üblicherweise schlechter als der Markt abgeschnitten, wenn es zu Phasen politischer Unsicherheit kam», halten Analysten von Morgan Stanley fest.

Meistens geht es um Fragen zu den Medikamentenpreisen. 1993 etwa verunsicherten Reformpläne der neuen Clinton-Administration den Markt, die allerdings nie umgesetzt wurden. 2009 machte die Debatte um Obamacare die Investoren nervös. Die Reform trat zwar im Frühjahr 2010 in Kraft, wirkte sich rückblickend aber positiv auf die Branche aus. Auch im Wahlkampf von 2016 kam der Sektor unter Druck, als Hillary Clinton Massnahmen gegen hohe Medikamentenpreise zu einem Kernthema ihrer Kampagne machte.

Das gegenwärtige Umfeld lässt sich gut mit solchen Episoden vergleichen. Aktien aus dem Gesundheitssektor waren aufgrund ihrer defensiven Qualitäten seit dem Frühjahr vermehrt gefragt. Anfang August akzentuierte sich der positive Trend mit dem Sommergewitter an den Finanzmärkten. Angesichts der Daten zur US-Wirtschaft, die besser ausfielen als erwartet, haben sich die Präferenzen dann aber im September zugunsten von Unternehmen aus den Sektoren zyklischer Konsum, Finanzen, Energie und Industrie verschoben.

Als Resultat dieser Rotation hinkt der Gesundheitssektor deutlich hinterher. Er hat in den vergangenen drei Monaten um mehr als 7% korrigiert, wogegen alle anderen Sektoren eine positive Performance verbuchen. Auch gemessen am Stand von Anfang Jahr schneidet der Gesundheitssektor mit einem Plus von bloss 3,5% am schwächsten ab. Der S&P 500 ist seit Januar gut 24% avanciert.

Unsere Empfehlung von Anfang August, mit Pharma- und Biotech-Aktien den Sturm auszusitzen, hat sich somit als Fehleinschätzung erwiesen. Im Nachgang der US-Wahlen hat sich die negative Einstellung gegenüber dem Sektor noch verstärkt. Der NYSE Arca Pharmaceutical Index mit bedeutenden Namen aus der internationalen Pharmaindustrie hat seit dem 5. November gut 7% verloren. Ähnliche Einbussen hat der Nasdaq Biotechnology Index erlitten.

Impfstoffe und Abnehmpräparate im Brennpunkt

Dem Druck auf den Sektor können sich selbst die Superstars Eli Lilly und Novo Nordisk nicht entziehen. Sie stachen angesichts des starken Wachstums von Abnehmpräparaten lange positiv hervor. Doch damit ist es vorerst vorbei, wofür ein enttäuschender Abschluss von Eli Lilly zum dritten Quartal wohl mitverantwortlich ist.

Auch andere Titel wie Amgen, Viking Therapeutics oder Structure Therapeutics, mit denen auf das Thema Obesity (Fettleibigkeit) gewettet wird, haben in den vergangenen Wochen Abgaben verzeichnet. Wie empfindlich die Börse reagieren kann, zeigt der Kursrutsch von Amgen. Ein zweifelhafter Analystenbericht zum Obesity-Kandidaten MariTide, in dem über negative Folgen für die Knochendichte spekuliert wurde, löschte an einem Tag mehr als 12 Mrd. $ Börsenwert aus. Daran änderte sich auch nichts, nachdem Amgen den angeblichen Befund dementiert hatte.

In diesem schwierigen Umfeld sorgt die Nominierung von Robert F. Kennedy Jr. zum obersten Chef des US-Gesundheitswesens für zusätzliche Verunsicherung. In der Branche hatte so gut wie niemand mit diesem Entscheid gerechnet. Trump hatte allerdings schon im Wahlkampf angekündigt, Kennedy in der Gesundheits- und Medizinpolitik «freie Bahn» zu lassen.

Was er damit genau meint, ist schwer zu sagen. Kennedy hat unter anderem gesagt, dass er Zuschüsse für GLP-1-Medikamente im Rahmen der staatlichen Krankenkasse Medicare für Verschwendung halte. Seinen Aussagen nach könnte man das Problem der zunehmenden Erkrankungen an Fettleibigkeit und Diabetes durch gesunde Ernährung zu «einem winzigen Bruchteil der Kosten über Nacht lösen».

Besonders kontrovers ist seine Einstellung zu Impfstoffen. Seiner Meinung nach können Vakzine bei Kindern Autismus verursachen – eine unfundierte Behauptung, die jeglichen wissenschaftlichen Daten widerspricht. Kurz nach den Wahlen sagte Kennedy, er werde «sofort» mit Untersuchungen zur Sicherheit und Wirksamkeit von Vakzinen beginnen, versprach aber auch, «niemandem Impfstoffe wegzunehmen».

Unternehmen wie Pfizer, Merck, GlaxoSmithKline, Sanofi und BioNTech, die einen wesentlichen Teil der Einnahmen mit Impfstoffen erwirtschaften, haben in den vergangenen Tagen deutliche Kurseinbussen erlitten. Besonders schwer hat es den mRNA-Spezialisten Moderna getroffen.

Insgesamt umfasst das Departement für Gesundheitspflege und Soziale Dienste dreizehn verschiedene Behördenstellen mit über 83’000 Mitarbeitenden. Dazu zählt das Amt zur Aufsicht über die grossen staatlichen Gesundheitsversicherungen Medicare und Medicaid (CMS), für dessen Leitung Trump am Dienstag den TV-Doktor Mehmet Oz ernannt hat. Er hat in der Medizinbranche ebenfalls keinen guten Ruf und soll fortan eng mit Kennedy zusammenarbeiten.

In der Gesundheitsindustrie wird deshalb befürchtet, dass viele kompetente Fachkräfte aus den Aufsichtsbehörden vertrieben werden könnten. Als Risiko gilt zudem, dass sich die von Musk und Ramaswamy geleitete Kommission für Effizienzverbesserungen in die Gesundheitspolitik einmischen und wichtige Institutionen wie das Zentrum für Seuchenkontrolle und Prävention (CDC) und das Nationale Gesundheitsinstitut (NIH) durch unverhältnismässige Sparmassnahmen einschränken könnte.

Die grösste Sorge gilt in dieser Hinsicht der FDA. «Kennedy hat die Abschaffung ganzer Abteilungen bei der Behörde aus Gründen der Effizienz oder wegen Korruption öffentlich in Erwägung gezogen», meinen die Pharma-Analysten von UBS. «Dies könnte zu Problemen bei den Zeitplänen für regulatorische Entscheide und zu Verzögerungen bei der Zulassung von Produkten führen», warnen sie.

Kein Grund zu Panik

Das klingt alles nicht gut, doch es muss nicht zwangsläufig so schlimm werden, wie befürchtet. Trump ist bereits zu Beginn seiner ersten Präsidentschaft am Versuch gescheitert, das Gesundheitswesen zu reformieren. Auf seiner Agenda stehen andere Prioritäten, und bis zu den Zwischenwahlen sind es bloss zwei Jahre.

Im Gegensatz zum letzten grossen Sieg der Republikaner bei den Wahlen im Herbst 2016 sind die Machtverhältnisse im Kongress dieses Mal wesentlich enger verteilt. Im Repräsentantenhaus wird die Partei bloss eine hauchdünne Mehrheit haben. Damit wird es ausgesprochen schwierig, Trumps geplante Steuerkürzungen durchzubringen. Es ist daher fraglich, ob er viel Zeit und Energie für Eingriffe im Gesundheitssektor einsetzen will.

Nominierungen für das Gesundheitsdepartement und für einzelne Behördenstellen wie die FDA müssen vom Senat mit einem einfachen Mehr bestätigt werden. Die neue Legislaturperiode beginnt am 3. Januar, wobei die Republikaner 52 von 100 Sitzen kontrollieren werden. Trump wird am 20. Januar vereidigt. Somit dürfte sich erst gegen Mitte Januar/Anfang Februar abzeichnen, welche seiner Kandidaten im Senat tatsächlich durchkommen dürften. Als grobe Orientierung: Der derzeitige Vorsteher des Departements wurde am 18. März 2021 bestätigt.

«Unserer Meinung nach ist die Wahrscheinlichkeit sehr hoch, dass die Nominierung von Kennedy für den Posten des Gesundheitsministers im Senat abgelehnt wird», glauben Analysten der Investmentbank Stifel. «Um bestätigt zu werden, muss er zuerst beim Finanzausschuss des Senats durchkommen, wo er bei den Republikanern bestenfalls auf lauwarme Unterstützung zählen kann», wenden sie ein. Sollte er dennoch bestätigt werden, dürften kontroverse Massnahmen umgehend vor Gericht angefochten werden.

Die Leitung des Gesundheitsdepartements ist zudem in erster Linie eine administrative Aufgabe, die üblicherweise einem Politiker oder Anwalt übertragen wird. Mindestens so wichtig wird, für wen sich Trump als Leiter der FDA entscheidet. Seine beiden Kandidaten in der ersten Amtszeit, Scott Gottlieb und Stephen Hahn, hatten beide einen soliden medizinischen Hintergrund und gute Verbindungen zur Branche. Nominiert Trump erneut jemanden mit ausgewiesenen Fachkenntnissen, sollte das für eine gewisse Erleichterung sorgen.

Weiter hat Trump die Deregulierung zu einem seiner Hauptziele erklärt. Unter der Biden-Administration haben sich Unternehmenszusammenschlüsse im Gesundheitssektor tendenziell eher schwierig gestaltet. Kommt es nach dem Regierungswechsel zu einer Belebung im Markt für Übernahmen und Fusionen, könnten Investoren in Biotech-Firmen davon profitieren. Ebenso werden sich potenzielle Steuerkürzungen positiv auf den Sektor auswirken.

Was spezifisch GLP-1-Abnehmpräparate betrifft, könnte Trump ausserdem eine andere Ansicht haben als Kennedy. Offensichtlich ist, dass Trump seit rund einem Jahr erheblich an Gewicht verloren hat. Seinen Behauptungen zufolge ist der Grund dafür eine gesündere Ernährung und mehr Bewegung. Wie es heisst, sollen Vermutungen aber gut begründet sein, dass er selber ein GLP-1-Präparat benutzt.

Chancen für Contrarian-Investoren

Alles in allem sind wir deshalb der Ansicht, dass die negative Reaktion der Börse übertrieben ist. Vergleichbare Phasen mit hoher politischer Unsicherheit haben sich auf mittlere bis lange Sicht stets als Kaufgelegenheit erwiesen. Nicht vergessen werden sollte, dass die Gesundheitsindustrie über eine einflussreiche Lobby in Washington verfügt.

Aufgrund saisonaler Muster besteht zwar das Risiko, dass Aktien von Pharma- und Biotech-Unternehmen wegen ihrer schwachen Performance in den nächsten Wochen weiter unter Druck stehen werden. Dies, weil Investoren durch den Verkauf der Titel Verlustvorträge beanspruchen könnten, um ihre Steuern zu optimieren (Tax-Loss Harvesting).

Andererseits gibt es aber gute Gründe, die für Engagements sprechen. Erstens ist die derzeitige Konstellation aus einer Contrarian-Perspektive überaus attraktiv. Der Konsens an den Märkten lautet einhellig, dass die Konjunktur in den USA weiterhin gut laufen wird und Trumps expansive Wirtschaftspolitik das Wachstumstempo beschleunigt. Defensive Sektoren wie Gesundheit werden demnach auch 2025 einen schweren Stand haben.

Doch wenn alle das Gleiche denken, kommt es nicht selten anders. Bereits ein, zwei enttäuschende Berichte zum US-Arbeitsmarkt dürften reichen, damit der Sektor in der Wahrnehmung der breiten Masse wieder attraktiver erscheint. Angesichts der strapazierten US-Staatsfinanzen, der knappen Mehrheit der Republikaner im Kongress sowie Trumps erratischem Charakter ist auch längst nicht sicher, dass die angehende Administration ihre wirtschaftspolitischen Ziele zur Förderung des Wachstums umsetzen kann.

In einem Markt, in dem vielerorts ein perfektes Szenario eingepreist ist, haben Aktien aus dem Gesundheitssektor somit reichlich Spielraum für positive Überraschungen. Auf Basis der Analystenschätzungen für die kommenden zwölf Monate beträgt das Kurs-Gewinn-Verhältnis für die Branche nur 17,5. Das ist historisch nicht teuer. Der Vergleichswert für den S&P 500 beträgt nahezu 23, womit die Schere bei der Bewertung weit auseinanderklafft. Hinzu kommt in vielen Fällen eine attraktive Dividendenrendite.

Wer einen breiten Ansatz wählen will, hält sich am besten an einen ETF wie den Health Care Select Sector SPDR Fund (Börsenkürzel: XLV). Einen breiten Korb an international etablierten Pharmawerten bietet der VanEck Pharmaceutical ETF (PPH). Für Investments im Biotech-Sektor bieten sich der iShares Biotechnology ETF (IBB) oder der SPDR S&P Biotech ETF (XBI) an.

An der Schweizer Börse erschliesst sich mit Novartis und Roche eine einfache Möglichkeit, sich Zugang zum Sektor zu verschaffen. Mit BB Biotech und HBM Healthcare Investments stehen ebenso zwei spezialisierte Fonds zur Wahl, die zu einem attraktiven Bewertungsabschlag handeln (hier eine detaillierte Analyse zu den beiden Gesellschaften).

Bei US-Einzelaktien glauben wir weiterhin, dass sich Pfizer zu einer spannenden Value-Story entwickeln wird. Aus dem Biotech-Sektor haben wir vor wenigen Wochen Vertex Pharmaceuticals vorgestellt. Auch in Regeneron Pharmaceuticals und Gilead Sciences steckt Potenzial. Im Fall von Amgen stehen bis Ende Jahr wichtige Studiendaten zum Abnehmpräparat MariTide an. Investoren müssen sich bewusst sein, dass die Resultate für grössere Kursbewegungen sorgen dürften – hoffentlich nach oben und nicht nach unten.


Deep Diving

An dieser Stelle präsentieren wir wie immer einige Links, die einen vertieften Einblick in ein aktuelles Thema geben:

  • Das Thema sorgt für hitzige Debatten hinsichtlich des Potenzials von künstlicher Intelligenz: Haben grosse Sprachmodelle wie ChatGPT und Gemini bereits das Ende der Skalierbarkeit erreicht? Anders gesagt: Nehmen die Verbesserungen der Technologie ab, auch wenn man die Grösse der Modelle, die Menge an Daten und die Rechenkapazität immer weiter erhöht? Casey Newton, Gründer der Online-Publikation «Platformer», geht dieser Frage und den möglichen Konsequenzen nach.
  • Die Film- und Fernsehbranche befindet sich in einem existenziellen Umbruch. Ben Affleck, mehrfacher Oscar-Preisträger und Gründer des Filmstudios Artists Equity, äussert sich in dieser Podiumsdiskussion zusammen mit dem Investor Gerry Cardinale zur Zukunft der Branche angesichts des technologischen Wandels. Interessant sind vor allem seine Einschätzungen zu den Auswirkungen von künstlicher Intelligenz gegen den Schluss des Gesprächs.
  • Venture-Capital-Investments werden nicht ohne Grund als ausgesprochen riskant bezeichnet. Je nach Informationsquelle überleben bis zu 90% aller Startups nicht. In solchen Fällen kommt oft Better Source ins Spiel. Das Unternehmen liquidiert das Inventar gescheiterter Tech-Firmen aus der Bay Area von San Francisco. Das Magazin «SFGate» berichtet in dieser Reportage, wie Better Source mit diesem Geschäft Millionen verdient.

Und zum Schluss noch dies: The Fresh Prince of Bel Air

Der Machtwechsel in Washington sorgt für Emotionen. Während die Euphorie am breiten Markt abflacht, geht die Spekulation in riskanten Tech-Aktien munter weiter. Tesla hat zuletzt erneut Auftrieb verspürt und ist seit der Wahlnacht 37% vorgeprescht. Der ARK ETF von Cathie Wood, ein Sammelsurium spekulativer Technologiewerte, notiert über die vergangenen fünf Handelstage 10% im Plus.

Besonders heiss läuft der Handel mit Kryptowährungen. Bitcoin ist am Dienstag auf ein neues Rekordhoch von knapp 93’000 $ geklettert. Dogecoin, 2013 als Scherz lanciert und später von Elon Musk gehypt, hat seit der Wahlnacht einen Sprung von 123% gemacht. Gemäss dem Krypto-Portal CoinDesk ist Dogecoin nun zu 59 Mrd. $ bewertet, was den Börsenwert von 60% der Unternehmen aus dem S&P 500 übertrifft.

Wer das noch nicht aufregend genug findet, hat jetzt eine weitere Möglichkeit, auf Kryptowährungen zu wetten. Die Börsenbetreiberin Nasdaq hat am Dienstag den Handel mit Optionen auf den iShares Bitcoin Trust von BlackRock lanciert, den mit einem Anlagevolumen von 43 Mrd. $ grössten Bitcoin-ETF. «Der Schritt bietet eine neue Möglichkeit, die Kryptowährung zu handeln, sich damit abzusichern und damit zu spekulieren», berichtet das Anlegermagazin «Barron’s» begeistert.

Wie lange das Fieber dieses Mal anhält, wird sich zeigen. Klar ist, dass ein Spekulationsboom dieser Dimensionen meist auch illegale Aktivitäten begünstigt. Gerade bei Kryptowährungen ist dieses Problem seit langer Zeit bekannt. Zu den extremeren Beispielen zählt der aufsehenerregende Prozess gegen den «Krypto-Entrepreneur» Adam Iza, der gegenwärtig wegen Finanzbetrug und Erpressung in Los Angeles vor Gericht steht.

Der 24-jährige Iraker, der in den Akten des FBI auch als Ahmed Faiq und «The Godfather» erscheint, ist der Gründer der Krypto-Trading-Plattform Zort. Er lockte Kunden mit dem Versprechen an, ihnen dank künstlicher Intelligenz Vorteile im Handel zu verschaffen. Tatsächlich floss das Geld dann aber in seine eigene Tasche, wobei ihm korrupte Mitarbeiter von Facebook beim Anheuern seiner Opfer mit betrügerischen Online-Werbungen halfen.

«Iza setzte das Geld für persönliche Ausgaben ein, darunter zahlreiche Luxusautos, Mietzahlungen für eine Villa in Bel Air, Schönheitsoperationen zur Verlängerung seiner Beine und diverse andere Luxusausgaben», hält FBI-Sonderermittlerin Barbara Johnson in ihrem Bericht fest. «In den Jahren 2020 bis 2022 verheimlichte Iza den Erhalt von Dutzenden von Millionen Dollar und zahlte keine Einkommensteuer», heisst es darin weiter.

Besonders brisant an dem Fall: In die Machenschaften sind diverse Mitarbeitende des Los Angeles Police Department involviert. Gemäss den Gerichtsunterlagen wurden sie von Iza als Bodyguards und Handlanger bezahlt. Laut Recherchen der «Los Angeles Times» haben sich mindestens sechs Polizeibeamte an Straftaten beteiligt und weitere stehen unter Verdacht.

Das Register der Verstösse ist lang und erinnert an das Verhalten von Gangsterbossen aus Hollywood-Filmen. Während einer Party in Izas Villa im Luxusviertel Bel Air beispielsweise hielten seine Leibwächter – von denen mindestens einer bei der Polizei arbeitete – den angeheuerten Organisator mit vorgehaltener Waffe fest. Iza nahm dem Opfer dann das Smartphone weg und überwies damit Geld an sich selbst, weil er mit der Party unzufrieden war.

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