Der Stiftungsrat des World Economic Forum (WEF) bekommt Zuwachs: Der Vize-Chairman von Blackrock wurde in das Gremium berufen – auch zur Freude von Klaus Schwab.
In den Turbulenzen um den plötzlichen Rücktritt von Klaus Schwab, des Gründers des Weltwirtschaftsforums (WEF), lichtet sich der Nebel langsam etwas. An seiner Sitzung vom vergangenen Dienstag hat der WEF-Stiftungsrat den ehemaligen Nationalbankpräsidenten und heutigen Vize-Chairman des amerikanischen Vermögensverwalters Blackrock in sein Gremium gewählt.
Philipp Hildebrand sei wegen seiner langjährigen Erfahrung im öffentlichen Leben der Schweiz und seinem Fachwissen im Spannungsfeld zwischen Wirtschaftspolitik und internationalen Angelegenheiten als wichtige Ergänzung in den derzeit noch 27-köpfigen Stiftungsrat gewählt worden, bestätigt das WEF. Der Stiftungsrat wird seit dem Rücktritt des Gründers Klaus Schwab an Ostern übergangsweise vom 80-jährigen ehemaligen Nestlé-Chairman Peter Brabeck geleitet.
Noch unter Klaus Schwab war darüber diskutiert worden, Hildebrand in den Stiftungsrat zu holen. Er soll nach dem Abgang von Schwab sicherstellen, dass das WEF und seine jeweils Anfang Jahr in Davos durchgeführte Jahresversammlung der Schweiz eng verbunden bleiben. Schwab zeigte sich auf Anfrage denn auch erfreut über die Wahl. Mit seiner internationalen Erfahrung und seiner Vernetzung in der Schweiz sei Hildebrand eine ideale Wahl, um die Zukunft des WEF als internationale Plattform für den Dialog zwischen Wirtschaft und Politik und die Anbindung des WEF an die Schweiz weiter zu stärken, sagt Schwab. Von Hildebrand selbst war vorerst keine Stellungnahme erhältlich.
Der Stiftungsrat will nach Schwabs Abgang sicherstellen, dass das WEF mit seinen weltweit 1000 Mitarbeitern von einer Gründer-geführten zu einer institutionell breit abgestützten Organisation wird. Neben organisatorischen Änderungen wird es dazu eine geeignete Nachfolgerin oder einen Nachfolger für den zurückgetretenen Gründer finden müssen.
Lagarde als Wunsch-Kandidatin
Es gilt als offenes Geheimnis, dass Schwab mit seinen 87 Jahren noch als Vorsitzender des Stiftungsrates ausharrte, weil er hoffte, die EZB-Präsidentin Christine Lagarde als seine Nachfolgerin gewinnen zu können. Diese ist aber im Prinzip noch bis 2027 an die EZB gebunden.
Lagarde ist selber Mitglied des Stiftungsrates des WEF und wird zumindest von Teilen weiterhin als ideale Kandidatin gesehen. Es gibt bisher keine Hinweise darauf, dass sie die EZB frühzeitig verlassen will. Zudem dürfte sie nun auch abwarten wollen, bis sich der Streit mit Schwab gelegt hat. Um eine Einigung mit Schwab auszuloten, hat der Stiftungsrat eines seiner Mitglieder als Verbindungsperson zu Schwab ernannt.
Wiederholte Vorwürfe aus dem Innern der Organisation
Anonyme «ehemalige und gegenwärtige Angestellte» hatten am Mittwoch vor Ostern in einem elfseitigen Schreiben an die Mitglieder des Stiftungsrats behauptet, Schwab und seine Frau Hilde hätten die Governance-Regeln des WEF wiederholt verletzt und ihre Stellung zur persönlichen Vorteilnahme missbraucht. Ende Juni 2024 hatte bereits das «Wall Street Journal» ähnliche Vorwürfe publik gemacht, die in der Folge von einer schweizerischen und einer amerikanischen Anwaltskanzlei untersucht wurden. Sie führten zwar zum Abgang von Schwabs Sohn Olivier aus der Geschäftsleitung des WEF, hatten aber soweit bekannt keine rechtlichen Konsequenzen.
Schwab zeigte sich über die erneuten Vorwürfe empört, wehrte sich gegen neue Untersuchungen und erhob seinerseits Anklage gegen Unbekannt wegen Verleumdung. Nachdem sich der Stiftungsrat gleichwohl entschied, wegen der anonymen Vorwürfe der Whistleblower eine neue Untersuchung einleiten zu wollen, trat Schwab als Vorsitzender des Stiftungsrats zurück und wies in einer öffentlichen Stellungnahme alle Vorwürfe zurück. Der Stiftungsrat sperrte Schwab den Zugang zu seinem Büro, seinen Dokumenten, E-mails und forderte ihn auf, von jeglichen Kontakten mit dem WEF vorerst abzusehen.
Schwab betont auf Anfrage, dass er sein Lebenswerk nicht gefährden möchte. Gleichzeitig kämpft er aber um seinen Ruf.