Donnerstag, Januar 30

Eigentlich hätte den Mitte-Nationalrat das Amt gereizt, seine Chancen waren intakt.

In den vergangenen Tagen hat der Zürcher Nationalrat Philipp Kutter etliche Nachrichten erhalten. Darunter waren viele Ermunterungen, viele Aufforderungen, als Bundesratskandidat anzutreten. Für die urbane und liberale Schweiz. Seltener hiess es in diesen Mitteilungen: Er solle auf eine Kandidatur verzichten, denn ein querschnittgelähmter Bundesrat bedeute auch Umbauten im Bundeshaus, und die würden zulasten der Steuerzahler gehen. Als gelte das Gleichstellungsgesetz nur ausserhalb des Bundeshauses. Jetzt hat er sich entschieden.

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Am Mittwoch hat Kutter mitgeteilt, dass er nicht für den Bundesrat kandidieren will. Er macht familiäre Gründe geltend. Kutter hat zwei schulpflichtige Töchter und ist mit seiner Familie in Wädenswil am Zürichsee verwurzelt. Eines aber macht er klar: Seine Beeinträchtigung habe mit dem Entscheid nichts zu tun.

Ein Bundesrat mit Beeinträchtigung wäre möglich

Seitdem Kutter sein Interesse an einer Bundesratskandidatur angemeldet hatte, ist in der Schweizer Öffentlichkeit darüber diskutiert worden, ob das Land bereit sei für einen Bundesrat mit Beeinträchtigung. Nachdem der Bauernpräsident Markus Ritter – vor Selbstbewusstsein strotzend – seine Kandidatur lanciert hatte, verschob sich die Diskussion.

Weg von Kutters Beeinträchtigung und hin zur Frage: Braucht die Schweiz jetzt nicht eine valable Alternative? Einen Politiker, der die Interessen der urbanen Bevölkerung vertritt und dem Einfluss der Landwirtschaft in der Regierung entgegentritt? Philipp Kutter wäre gern ein solcher Kandidat gewesen.

Die Entscheidung ist Kutter schwergefallen, das wird in einem kurzen Gespräch mit ihm deutlich. Er sagt, dass er sich das Amt zugetraut hätte. Er sei wach und könne klar denken. Zudem präsidiert Kutter im Nationalrat die Kommission für Verkehr und Fernmeldewesen und ist seit Jahren Stadtpräsident von Wädenswil.

In den vergangenen Tagen hat Kutter zudem in Bern abgeklärt, ob trotz Beeinträchtigung ein reibungsloser Alltag als Bundesrat möglich wäre. Bauliche Massnahmen und Unterstützung von persönlichen Mitarbeitern seien kein Hindernis für eine Kandidatur, hiess es dort.

Zudem haben wirtschaftsfreundliche und urbane Kreise zuletzt signalisiert, dass sie eine Kandidatur des Zürcher Nationalrates Kutter unterstützen würden. Er selbst sagt dazu, dass er sich durchaus Chancen ausgerechnet habe. Und weiter: «Es wäre spannend gewesen, zu sehen, welche Dynamiken sich in einem Wahlkampf zwischen mir und dem Bauernpräsidenten Markus Ritter entwickelt hätten.»

Doch letztlich stand ein zentraler Punkt all dem entgegen: Kutters Interessen als Familienvater.

Kutter sagt, dass er die Ausgangslage mit seiner Frau intensiv besprochen habe. Sogar einen Umzug der gesamten Familie nach Bern habe das Ehepaar diskutiert. Er hätte damit sein Berufs- und Familienleben harmonisieren wollen. Letztlich kamen die Kutters aber zum Entscheid, dass sie Wädenswil und ihr dortiges Umfeld brauchen.

Mehr folgt.

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