Donnerstag, Januar 23

Das österreichische Ötztal ist für Schweizer Skitouristen ein Geheimtipp. Die Orte Obergurgl, Hochgurgl sowie Sölden bieten nicht nur tolle Pisten, sondern auch eine feine Auswahl an Hotels und Restaurants mit guter Weinkarte.

Ein Abstecher ins österreichische Ötztal in Tirol bietet mit Gurgl und Sölden gleich zwei Skigebiete, die mit Weltcup-Rennen auftrumpfen können. Im letzteren Ort findet auf dem Gletscher jeweils die Saisoneröffnung statt. Seit 2023 beherbergt auch Gurgl jeweils im November die Ski-Elite und führt einen Slalom für Herren und Damen durch.

Doch auch die «normalen» Touristen und Touristinnen kommen auf ihre Rechnung. In Gurgl, aufgeteilt in Obergurgl (geschäftig) und Hochgurgl (ruhig), kann auf 112 Pistenkilometern dem Skifahren inmitten einer beeindruckenden Bergkulisse gefrönt werden. 25 Lifte stehen im «Diamond of the Alps» den Sportlern zur Verfügung. Gar deren 31 sind es in Sölden. Diese Anlagen verbinden insgesamt weitere 144 Kilometer.

Doch der Weg lohnt sich auch für Weinfreaks. In Obergurgl hat kürzlich erstmals ein Gourmetlokal im Ötztal vier Hauben des «Gault-Millau»-Führers erhalten. Sölden wiederum punktet mit einem Top-Restaurant, das auf 3048 Metern über Meer liegt, atemberaubender Ausblick inklusive. Neben diesen Gaststätten haben wir nach weiteren Beispielen gesucht, die dank einer exzellenten Weinkarte zum Einkehren lohnen. Das sind unsere fünf ultimativen Tipps.

Top-Hotel Hochgurgl, Hochgurgl

Das ruhige, direkt an der Skipiste gelegene Luxushotel bietet eine authentische, alpine Küche, wobei der Regionalität eine besondere Beachtung geschenkt wird. Die gut sortierte Weinkarte kommt vielen Geschmäcken entgegen. Der geneigte Gast kann unter rund 350 verschiedenen Weinen auswählen. Eine besondere Rubrik ist den «Diamanten aus dem Weinkeller» gewidmet. Meistens handelt es sich dabei um exklusive Gewächse wie beispielsweise den Corton 2020 der Burgunder Kult-Domaine de la Romanée-Conti. 1100 Euro kostet eine Flasche.

Das Angebot ist nach Ländern und Rebsorten geordnet. Österreich, Italien und Frankreich sind besonders prominent vertreten. Beispiele gefällig? Der Riesling Federspiel Terrassen 2023 der österreichischen Domäne Wachau (40 Euro) und der Chardonnay 2023 des Südtiroler Weinguts Alois Lageder (45 Euro) sind wahre Schnäppchen. Wer bei den Roten dem allgemeinen Mainstream ausweichen will, wählt den famosen Pinot noir Black Edition 2019 des Weinguts Ebner-Ebenauer aus dem Weinviertel, den es für 140 Euro gibt. Oder den Steinzeiler 2021 des Guts Kollwentz aus dem Burgenland. Die Cuvée aus Blaufränkisch, Zweigelt und Cabernet Sauvignon kostet 99 Euro. Gutes Angebot an Gross- und kleinen Flaschen.

Top-Hotel Hochgurgl, Hochgurglerstrasse 8, 6456 Hochgurgl

«Austria Stuben» im Austria Gourmet & Wine Hotel in Obergurgl

Das Restaurant ist das erste Lokal im Ötztal, das von «Gault-Millau» mit vier Hauben ausgezeichnet worden ist. Zur grossartigen Küche passt die ebenso grossartige Weinkarte. Sie zählt nicht weniger als 1500 verschiedene Positionen. Zum Menu gibt es ein überzeugendes Wein-Pairing, selektioniert von dem Head-Sommelier Maximilian Steiner, der 2023 als bester Sommelier Österreichs ausgezeichnet wurde.

Wer selbst wählen will, kann aus dem Vollen schöpfen. Österreich, Deutschland, Frankreich und Italien bilden die Schwerpunkte der Weinkarte. Man findet viele preiswerte Trouvaillen. Die berühmten Namen sind auch hier teuer. Bei den Weissen könnte man den Sauvignon blanc Ried Grassnitzberg 2016 des steirischen Top-Guts Sattlerhof probieren (89 Euro). Oder den Riesling Tonschiefer 2022 des deutschen Spitzenguts Dönnhoff für sehr faire 48 Euro. Und als Schweizer traut man seinen Augen nicht: Es gibt den Auvernier Chardonnay 2022 (90 Euro) und den Auvernier Chasselas sur lie 2023 (44 Euro) der Neuenburger Domaine de la Maison Carrée – Weine, die man normalerweise im Ausland nicht findet. Bei den Roten sind etwa der ausdrucksstarke Gattinara 2019 der Cantina Nervi/Conterno (135 Euro) und der Trévallon Rouge 2013 der gleichnamigen Domaine aus der Provence (120 Euro) bezahlbare Geheimtipps.

«Austria Stuben» im Austria Gourmet & Wine Hotel, Kressbrunnenweg 3 und 4 / U3, 6456 Obergurgl

Restaurant Ice Q, Sölden

Eines der besten Pistenrestaurants, das mir überhaupt im Laufe der Skikarriere begegnet ist, ist dieses spektakuläre Lokal. Es befindet sich auf 3048 Metern über Meer – mit grandiosem Ausblick auf die Bergwelt. Dazu kommt, dass sich ein Wein auf dieser Höhe etwas anders präsentiert als unten im Tal. Eine gute Säure und intensive Aromen sind etwa Voraussetzung, um diese wahrnehmen zu können. Das «Ice Q» zelebriert eine Gourmetküche, die mit zwei Hauben bewertet wird.

Es ist ein Leichtes, die dazu passenden auf der Weinkarte zu finden. Über 200 Positionen sind gelistet. Nicht weniger als 85 Prozent der Weine kommen aus Österreich. Gut fährt man mit dem Grünen Veltliner «Der Ott» 2022 von Bernhard Ott aus dem Wagram (60 Euro). Als Rotwein ist der Blaufränkisch Ried Ungerberg 2011 von Paul Achs aus dem Burgenland (88 Euro) eine Empfehlung. Wer einen «Wein aus aller Welt» wählt, landet beim Château Sociando-Mallet 2020 aus dem Bordelais für 123 Euro und beim Barolo 2019 von Prunotto (98 Euro). Besonders erwähnenswert: Über 20 Crus gibt es glasweise.

Restaurant Ice Q, Bergstation Gaislachkoglbahn, Dorfstrasse 115, 6450 Sölden

Restaurant Nederhütte, Obergurgl

Ungezwungen geht es in diesem beliebten Pistenrestaurant zu und her. Ab 16 Uhr gibt es an gewissen Tagen Après-Ski mit Musik. Das ist nicht jedermanns Sache. Viel besser geniesst man vorher ein traditionelles Gericht – und einen feinen Tropfen aus der 280 Positionen zählenden Weinkarte. Das ist eine bemerkenswert grosse und vielfältige Auswahl. Gut 20 Gewächse werden glasweise ausgeschenkt – eine gute Idee, wenn man bedenkt, dass noch eine Talabfahrt bevorsteht. Ein Muss ist der komplexe Chardonnay Ried Tatschler des Weinguts Kollwentz aus dem Burgenland (15.30 Euro für 0,125 Liter). Bei den Roten empfiehlt sich ein Glas Lagrein Tradition 2023 der Cantina Terlan aus dem Südtirol (6.50 Euro).

In der Nederhütte wird einheimisches Schaffen gewürdigt. Dementsprechend umfangreich ist die Auswahl an österreichischen Weinen, oft angereichert mit wertvollen Informationen zu den Anbaugebieten. Den Sauvignon blanc Zieregg des Top-Guts Tement aus der Steiermark (99 Euro) dürfte man ebenso wenig verpassen wie den Blaufränkisch Eisenberg Reserve 2012 (!) des Weinguts Krutzler aus dem Südburgenland. 48 Euro sind fast geschenkt.

Restaurant Nederhütte, Hütten Gurgl 305, 6456 Obergurgl

Restaurant Hohe Mut Alm, Obergurgl

Die «Hohe Mut Alm» preist sich als sonniges Alpenrestaurant an. Zu Recht, zumindest bei unserem Besuch. Es liegt auf 2620 Metern über Meer, direkt an der Bergstation der Luftseilbahn. Serviert wird eine währschafte Küche, die schmeckt und für neue Kräfte sorgt. Die Weinkarte ist nicht allzu gross gehalten, hält aber einige Überraschungen bereit. Es muss ja nicht zwingend Château Angélus aus dem Bordelais sein (495 Euro).

Der bekannte Rotwein Gabarinza (Zweigelt, Blaufränkisch, Merlot) des Weinguts Heinrich aus dem Burgenland ist eine empfehlenswerte Alternative für faire 78.50 Euro. Leider fehlen die entsprechenden Jahrgangsangaben. Bei den Weissen könnte man ja den Weissburgunder «Der Vollmondwein» des Weinguts Rainer Christ aus Wien versuchen (35.50 Euro). Der schmeckt auch, wenn nicht gerade Vollmond ist.

Restaurant Hohe Mut Alm, Gurglerstrasse 93, 6456 Obergurgl

Exit mobile version