Liebhaber von Antiquitäten müssen dieses Jahr vom Bürkliplatz auf Seitenstrassen ausweichen. Fast wäre es am Samstag zu einem Unglück gekommen.

Der Flohmarkt in der Zürcher Innenstadt besitzt eine eigene Tafel. In mehrfacher Ausführung. Auf diesen steht schwarz auf weiss geschrieben: «Der Flohmarkt findet von 7 bis 17 Uhr am Ersatzstandort statt. Fraumünsterstrasse/Börsenstrasse/Bahnhofstrasse/Münsterhof.» Auf der anderen Seite sind entsprechende Informationen zum Wochenmarkt zu finden.

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Diese Tafeln stehen rund um die Baustelle am Bürkliplatz. Der Platz wird derzeit saniert. Der Umbau der Stadthausanlage wird zu mehr Bäumen, einem neuen, schnittigen Kioskgebäude für das Café und (endlich) zu modernen WC führen, die sich dieses zentralen Zürcher Orts als würdig erweisen sollen. Die Vorgängerbauten zum See hin wird man nicht vermissen. Vor allem den grauen Abort-Klotz bei der Fraumünsterstrasse hätte die Stadt eigentlich schon vor Jahren entfernen sollen: hässlich, abschreckend, trist stand das Urinal da. Daneben: Blumenrabatten. Der Kontrast zwischen spriessender Natur und stinkendem Betonhäuschen hätte schmerzhafter nicht sein können.

Doch bis der neue Platz fertig wird, müssen der Flohmarkt (samstags) und der Wochenmarkt (dienstags und freitags) ins Exil. Neben den schlichten Metalltafeln weisen seit kurzem auch grosszügige Plakate auf der Absperrung der Baustelle darauf hin: Statt wie gewohnt auf dem Bürkliplatz um den lauschigen Musikpavillon in der Mitte müssen die beiden Märkte mit der Fraumünsterstrasse, deren Nebenstrassen und dem Münsterhof vorliebnehmen.

Ist das schlimm?

Man freut sich auf die neue Saison – trotz allem

Die Blumen-, Gemüse- und Comestibles-Verkäufer des Wochenmarkts zumindest befürchteten: ja. Die Pläne der Stadt seien existenzbedrohend. Man werde Umsatzeinbussen von bis zu 50 Prozent erleiden, verkündete die Vereinigung der Zürcher Marktfahrer im vergangenen Jahr an einer Medienkonferenz, die zur Veranschaulichung der Lage eigens auf dem Bürkliplatz über die Bühne ging. Unterstützung gab es von den Gemeinderäten Flurin Capaul (FDP) und Ivo Bieri (SP), die sich ebenfalls Sorgen machten und dem Stadtrat eine schriftliche Anfrage zukommen liessen. Der Bürklimarkt ist schliesslich eine Institution, ein Fixpunkt für viele Zürcherinnen und Zürcher, vor allem im Frühling und im Sommer.

Für die Marktfahrer war damals klar: Das wird nicht funktionieren. Ihr Hauptargument: zu wenig Parkplätze für Kunden, da Parkplätze in den besagten Strassen aufgehoben werden müssten, um Platz zu schaffen für die verschobenen Stände des Wochenmarkts – ein Szenario, mit dem sich auch die Verkäufer auf dem Flohmarkt auseinandersetzen mussten. Dieser hatte nach der Winterpause am vergangenen Samstag Premiere im neuen Baustellen-Regime.

Doch anders als die Blumen- und Lebensmittelverkäufer gaben sich die Flohmarktvertreter konziliant. Man freue sich auf die neue Saison, teilte die Vereinigung Zürcher Flohmarkt im Vorfeld mit, «trotz erschwerenden Umständen». Besucher wurden gebeten, mit den öffentlichen Verkehrsmitteln anzureisen. Und man hoffe auf besseres Wetter als im vergangenen Jahr, schrieben die Flohmarktbetreiber.

Lebensgefahr in der Kappelergasse

Aber Petrus hatte nach den wunderbaren Sommertagen der vergangenen Woche offenbar etwas anderes im Sinn. Am Nachmittag windete es sehr stark – und am frühen Morgen lösten sich vom Dach des Stadthauses plötzlich mehrere Ziegel, die ungebremst auf die Kappelergasse hinunterkrachten. Dort hätten Flohmarktstände eigentlich ihren Betrieb aufnehmen sollen. Doch die Situation war gefährlich. Die Berufsfeuerwehr musste ausrücken und die Strassenseite beim Stadthaus absperren.

Die Verkaufsstände in der unmittelbaren Gefahrenzone kamen dann woanders unter, wie Flohmarkt-Präsidentin Monika Luck am Montag auf Anfrage sagte. Abgesehen von dieser Schrecksekunde ging fast alles glatt am Samstag. Abgeschleppt werden mussten nur drei Autos, deren Halter das flohmarktbedingte Parkverbot in den betreffenden Strassen ignoriert oder vergessen hatten. Autoposer, die die Kappelergasse und die Börsenstrasse bereits kurz nach 17 Uhr in Beschlag nehmen wollten, wurden von Polizisten weggewiesen.

«Wir waren überrascht, wie gut es lief», sagte Luck. «Viele Besucher hatten Freude am neuen Ort in der Fraumünsterstrasse.» Einziger Wermutstropfen: Die Stände, die ihre Antiquitäten, Bilder oder Glaswaren vor dem Heimatwerk an der Bahnhofstrasse feilboten. Sie waren abgeschnitten vom übrigen Geschehen, dort hatte es nur wenige Kunden. Die Flohmarkt-Präsidentin will nun bei der Gewerbepolizei darauf hinwirken, dass die betroffenen Verkäufer künftig einen anderen Platz erhalten.

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