Freitag, April 25

Die US-Notenbank wird am Mittwoch aller Voraussicht nach den Leitzins weiter senken. Aber die hartnäckige Inflation und Fragen um die Unabhängigkeit ihrer Institution werden die Währungshüter über den Jahreswechsel hinaus beschäftigen.

Die US-Notenbank Fed dürfte reif sein für die Weihnachtspause. Ein turbulentes Jahr neigt sich dem Ende zu – dank hohen Leitzinsen ist es dem Fed endlich gelungen, die Inflation unter Kontrolle zu bringen –, ein weiteres turbulentes Jahr liegt vor den Währungshütern.

Der designierte Präsident Donald Trump könnte nach seinem Amtsantritt am 20. Januar mit einer expansiven Fiskalpolitik und einer konfrontativen Handelspolitik die Inflation erneut anfachen. Vielleicht wird er sich auch einen Machtkampf mit dem Fed-Chef Jerome Powell um den «richtigen» Leitzins liefern und die institutionelle Unabhängigkeit der Notenbank testen. Vielleicht wird sich Trump aber auch auf andere Politikfelder konzentrieren und Powell in Ruhe arbeiten lassen, bis dessen Amtszeit 2026 ausläuft. Niemand weiss es so genau.

Weitere Zinssenkung erwartet

Bevor der Fed-Chef und die anderen Mitglieder des Zinskomitees in die Weihnachtsferien entschwinden und unter dem Tannenbaum über diese Fragen sinnieren, müssen sie an diesem Mittwoch aber noch ihren letzten Zinsentscheid im alten Jahr treffen. Die Kollegen in Europa haben vor einer Woche vorgelegt: Die Europäische Zentralbank senkt den massgebenden Einlagenzins im Euro-Raum um 0,25 Prozentpunkte auf 3 Prozent. Die Schweizerische Nationalbank hat sogar eine Senkung um 0,5 Prozentpunkte beschlossen. In der Schweiz liegt der Leitzins daher bereits wieder auf tiefen 0,5 Prozent.

Die meisten Investoren erwarten vom Fed eine Zinssenkung um 0,25 Prozentpunkte, aber auch ein Signal von Powell, dass die Notenbank mit weiteren Senkungen zuwarten wird. Die Mitglieder des Fed-Zinskomitees werden zudem ihre neuen Wirtschaftsprognosen publik machen. Fallen diese Prognosen pessimistischer aus als gedacht, könnte das die Euphorie an den Märkten ebenfalls etwas bremsen.

Die amerikanische Wirtschaft befindet sich immer noch in ansprechender Form. Amerikanische Firmen stellen zwar nicht mehr so viele Personen ein wie im vergangenen Jahr – aber sie entlassen auch nur wenige Angestellte, so dass sich der Arbeitsmarkt in einem guten Gleichgewicht befindet. Die Arbeitslosenquote ist seit Jahresbeginn von 3,7 auf 4,2 Prozent angestiegen, was aber kein schlechter Wert ist.

Zugleich ist Powell bewusst, dass das Fed die Teuerung nicht ganz aus den Augen verlieren darf, will man einen Jo-Jo-Effekt verhindern. Die Inflation ist dank der strikten Geldpolitik in den vergangenen zwei Jahren stark zurückgegangen, hält sich aber hartnäckig über dem 2-Prozent-Ziel der Notenbank. Zwei wichtige Treiber des Inflationsschubs ab 2021 helfen ihr, sich dem Ziel anzunähern: Benzin ist 2024 dank dem sinkenden Ölpreis billiger geworden, und auch die Teuerung bei Nahrungsmitteln hat nachgelassen.

Vor allem die Wohnkosten steigen aber weiter an, ebenso die Preise von Transport- und Gesundheitsdienstleistungen. Eigentlich sollten die Banken die Hypothekarzinsen nach unten drücken, nachdem das Fed seine Leitzinsen gesenkt hat. Am amerikanischen Wohnungsmarkt kann es aber sehr lange dauern, bis dieser Effekt durchschlägt. Und natürlich bestimmen auch das Angebot und die Nachfrage den Preis für Wohnungen und Häuser. Sie werden von Faktoren wie der (eher hohen) Zuwanderung oder der (längere Zeit eher niedrigen) Bautätigkeit angetrieben, auf die das Fed höchstens einen indirekten Einfluss ausüben kann.

Rauchzeichen aus Mar-a-Lago

Der Zinsentscheid von diesem Mittwoch wird der letzte vor dem Amtsantritt von Donald Trump sein. An der Pressekonferenz im vergangenen Monat haben die Journalisten Powell noch gelöchert mit Fragen nach dem Verhältnis des Fed zum designierten Präsidenten. Powell hat ruhig, aber dezidiert seinen Standpunkt klargemacht: Das Fed werde seine Unabhängigkeit behalten, und er selbst würde auch auf Drängen von Trump nicht vorzeitig aus dem Amt scheiden.

In der Zwischenzeit hat Trump Scott Bessent zum Finanzminister ernannt; seine Bestätigung durch den Senat sollte reine Formsache sein. Bessent gilt der Wall Street als sicherer Wert. Der Hedge-Fund-Manager hat in Interviews aber auch schon unkonventionelle Ideen diskutiert; etwa dass der Präsident frühzeitig einen «Schattenchef» für das Fed nominieren könnte, der Powell zusehends die Show stehlen würde.

Am Finanzmarkt gehen viele aber davon aus, dass ein Showdown zwischen Trump und Powell 2025 ausbleiben könnte. Zum einen senkt das Fed die Leitzinsen derzeit ohnehin und verhält sich daher so, wie es auch Präsident Trump gefallen dürfte. Zum anderen dürfte die Politik der republikanischen Regierung, selbst falls sie wenig nachhaltig sein sollte, die Inflation kaum unmittelbar erhöhen.

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