Sonntag, November 24

Bis Ende November können Versicherte ihre Krankenkasse wechseln. Concordia hat weiterhin die niedrigsten Prämien. Wer 2025 sonst noch günstig ist und bei wem die Versicherten viel bezahlen.

Nach dem «Prämien-Hammer» ist vor dem Prämienschock. Nachdem die Krankenkassenprämien in den Vorjahren bereits um 5,2 Prozent sowie 8,7 Prozent gestiegen sind, hat das Bundesamt für Gesundheit (BAG) nun für 2025 eine Erhöhung von im Durchschnitt 6 Prozent angekündigt.

Die Entwicklung dürfte dazu führen, dass die Versicherten die Konditionen ihrer Krankenkassen in der Grundversicherung nun besonders genau unter die Lupe nehmen – bis zum 30. November können sie wechseln.

Weiterhin hohe Wechsel-Quote erwartet

Das Beratungsunternehmen Deloitte rechnet in einer neuen Krankenkassen-Studie mit einer hohen Wechsel-Quote von 8 bis 12 Prozent der Versicherten. Dies würde 700 000 bis 1,1 Millionen Wechslern entsprechen. Auf dieses Jahr hin hatten bereits mehr als 12 Prozent der Versicherten eine neue Kasse gewählt und weitere 18 Prozent ihr Versicherungsmodell oder ihre Franchise geändert.

«Die vielen Wechsel zeigen, dass die Versicherten sehr preissensibel geworden sind», sagt der Berner Gesundheitsökonom Heinz Locher. Die Wechsel-Quote sei auch immer abhängig vom Ausmass der Prämienerhöhungen. Dies schaffe letztlich einen Markt, in dem es viel Volatilität und Unruhe gebe und in dem es schwierig sei, eine konstante Geschäftspolitik zu betreiben. Dass aber auch grosse Krankenkassen dies nicht schafften, erstaune ihn. Problematisch sei auch, dass es in der Schweiz zu viele Krankenkassen gebe.

Für Angaben zu den Wechseln von Versicherten ist es derzeit noch zu früh, schliesslich läuft die Wechsel-Frist noch einige Wochen. Die Informationen zur Entwicklung der Prämien bei den zwölf grössten Krankenkassen der Schweiz lassen aber bereits einige Schlüsse zu, wo Versicherte sparen können – und welche der Kassen in dieser Prämienrunde zu den Gewinnern und welche zu den Verlierern zählen dürften.

Mögliche Gewinner und Verlierer der Prämienrunde

Concordia 18 Mal in den Top 3 vertreten: Laut der Auswertung von Deloitte hat Concordia im Durchschnitt und nach der Bevölkerung gewichtet weiterhin die günstigsten Prämien in der Schweiz: Die Luzerner Krankenkasse kommt auf einen Durchschnittsrang bei den Prämien von 4,7 und liegt damit unter den zwölf grössten Krankenkassen ganz vorne.

Zudem gehört Concordia in 18 der 42 der Schweizer Prämienregionen zu den drei günstigsten Anbietern. Liegt eine Kasse in einer Region auf einem der drei ersten Ränge, ist die Wahrscheinlichkeit gross, dass sie dort weitere Versicherte hinzugewinnen dürfte. Concordia strebe ein konstantes, möglichst gleichmässiges Kundenwachstum an, sagt die Sprecherin Astrid Brändlin. In der letzten Prämienrunde hat Concordia ein Nettowachstum von rund 70 000 Versicherten verbucht.

«Concordia hat sich im Vergleich mit dem Vorjahr, als sie bereits eine sehr gute Prämiensituation hatte, noch einmal leicht verbessert», sagt Marcel Thom, Leiter Krankenversicherungen bei Deloitte Schweiz. Dies gelte insbesondere für die Prämien in Bern, Luzern, der Waadt und im Wallis. Auch bei der Solvenzquote steht Concordia mit einem Wert von 174 Prozent im Vergleich gut da.

Mehrere Krankenkassen weisen hier bedenkliche Werte von unter 100 Prozent auf – bei den zwölf grössten zählen hierzu Assura, Groupe Mutuel und CSS. Eine niedrige Solvenzquote deutet darauf hin, dass eine Krankenkasse den Spielraum mit nicht kostendeckenden Prämien möglicherweise zu stark ausgereizt hat. «Die Reservepolster vieler Krankenkassen sind zunehmend aufgebraucht», sagt Thom.

Helsana hat Position stark verbessert: Helsana ist unter den Schweizer Krankenkassen ein Branchenführer, hatte in der Prämienrunde 2023 aber 84 000 Kundinnen und Kunden in der Grundversicherung verloren. Dies lag an den höheren Prämien, mit denen die Krankenkasse eine nachhaltig gute Solvenz sicherstellen wollte, wie ihr Chef Roman Sonderegger damals sagte.

Laut der Deloitte-Studie hat Helsana für 2025 nun sehr gute Prämien-Positionen aufzuweisen und kommt schweizweit auf einen Durchschnittsrang von 5,5 – den zweitbesten Wert nach Concordia. In fast 60 Prozent aller Regionen liegt die Krankenkasse auf den Rängen zwei bis fünf. Hervorzuheben seien die sehr guten Positionen in den Kantonen Bern, Basel, St. Gallen und Waadt. Auch die finanzielle Stabilität der Kasse ist gut, sie kommt auf eine Solvenzquote von 119 Prozent.

«Die starken Aufschläge bei den Prämien, die viele Krankenversicherungen jetzt vornehmen, hat Helsana bereits vor zwei Jahren vorweggenommen», sagt der Kommunikationschef Can Arikan und ergänzt, «dass sich die damalige Prognose nun bewahrheitet, dass andere Versicherer später nachziehen müssen».

Sanitas, Atupri, ÖKK und Sympany mit Verbesserungen: «Neben Concordia und Helsana dürfte Sanitas die beste Ausgangslage für das Herbstgeschäft aufweisen», sagt Thom. Die Prämien der Krankenkasse liegen in fast 50 Prozent der Regionen auf den Rängen zwei bis fünf.

Ausserdem sind die Anbieter Atupri, ÖKK und Sympany laut der Studie gut positioniert. Atupri ist in elf Prämienregionen in den Top 3 zu finden. Die Kasse ist stark in den Kantonen Glarus, Schwyz und Uri positioniert. Die ÖKK hat es in zwölf Prämienregionen unter die jeweils drei Anbieter mit den günstigsten Prämien geschafft. Besonders stark ist die Kasse im Graubündner Heimatmarkt, in Baselland, Bern und Schaffhausen. Die Krankenkasse Sympany erreicht sogar in 17 Prämienregionen einen Platz unter den besten drei. Laut der Studie ist sie besonders stark in den Kantonen Luzern, Jura, Nidwalden, Uri und Basel-Stadt positioniert.

CSS: Branchenprimus vor dem Abstieg? Auffällig ist in der Auswertung die schlechtere Prämien-Positionierung des Branchen-Platzhirsches CSS. «In fast allen Regionen hat es eine signifikante Verschlechterung des Prämien-Rangs gegeben», sagt Thom. Die Luzerner Krankenkasse habe in keiner Prämienregion eine Top-5-Position erreicht und sei in 80 Prozent der Regionen schlechter als Rang zehn positioniert.

Für Kritik sorgt die niedrige Solvenzquote von CSS, in diesem Jahr beträgt diese nur noch 84 Prozent. Laut Thom könnte dies zu einem «perfekten Sturm» führen, ein herausforderndes Herbstgeschäft dürfte bevorstehen. «CSS ist eine Macht im Krankenversicherungsmarkt und hat einen sehr starken Vertrieb», sagt Thom. Die Krankenkasse habe aber viele Reserven abgebaut, und es habe auch viele personelle Wechsel gegeben. Er geht davon aus, dass CSS bei der Zahl der Kunden in der Grundversicherung auch nach dieser Prämienrunde die Nummer eins bleiben dürfte. «Der Vorsprung dürfte aber schmelzen.»

Die Prämien der CSS widerspiegelten die angefallenen und erwarteten Leistungskosten, das gegenwärtige Prämienniveau und den Reserve-Abbau der Vorjahre – und damit auch die Solvenz-Situation, teilt CSS-Sprecherin Sabine Betschart mit. «Man kann sicher sagen, dass die Leistungskosten etwas stärker gestiegen sind, als wir angenommen hatten», fährt sie fort.

«In diesem Zusammenhang hätten wir den in den letzten Jahren vom Bundesamt erwarteten Abbau unserer Reserven rückblickend etwas weniger schnell vollzogen.» Um die Solvenz wieder zu erhöhen, komme es in diesem Jahr zu einer einmalig überdurchschnittlichen Prämienerhöhung. 2025 sei als «Aufholjahr» zu sehen. «Wir legen damit die Basis, um in den kommenden Jahren unsere Politik der unterdurchschnittlichen Prämien konsequent fortzusetzen.»

Schwierigere Situation bei Groupe Mutuel: Auch bei der Groupe Mutuel ist die Ausgangslage schwieriger geworden. Laut der Studie ist die Position bei den Prämien schwach, und auch die Kundenzufriedenheit ist gering. In mehr als drei Vierteln der Prämienregionen habe es Rang-Verschlechterungen gegeben, auch in Regionen mit hohen Marktanteilen wie Freiburg, Genf und der Waadt. In den meisten Prämienregionen liege Groupe Mutuel nun im hinteren Mittelfeld.

Auch die Solvenzquote lässt mit 85 Prozent zu wünschen übrig. «Da kleinere Kassen eine höhere Volatilität bezüglich Solvenz aufweisen, fusionieren auf den 1. Januar 2025 Supra mit Mutuel und Easy Sana mit Avenir», sagt die Sprecherin Lisa Flückiger. Damit sowie mit den Berechnungen der Prämien für 2024 und 2025 rechne Groupe Mutuel mit einer Rückkehr zu einer Solvenzquote von über 100 Prozent.

KPT: das Ende des «Wunders von Bern»? Die Berner Krankenkasse KPT hat auf das Jahr 2023 hin mit niedrigen Prämien rund 180 000 Kunden in der Grundversicherung gewonnen und wurde allen Unkenrufen zum Trotz im Folgejahr nicht «durchgereicht». In der Branche wurde diese Entwicklung scherzhaft als «das Wunder von Bern» bezeichnet. Damit könnte es nun aber vorbei sein. Auf 2025 hin hat sich die Prämien-Position von KPT in über 65 Prozent der Regionen verschlechtert. Dies gelte auch für Bern und das Wallis, wo KPT hohe Marktanteile hat, heisst es in der Studie. KPT liegt mit ihren Prämien nun im Mittelfeld. Die Solvenzquote liegt nur knapp über 100 Prozent.

Etwas höhere Solvenzquote bei Assura: Auch Assura weist weiterhin eine unterdurchschnittliche Solvenzquote auf, diese liegt in diesem Jahr bei 88 Prozent. Im Vergleich mit dem Vorjahr gab es hier aber immerhin eine Verbesserung um 15 Prozentpunkte. In einigen Schlüsselregionen habe die Kasse ihre Marktposition verbessert, wenn auch nicht flächendeckend, sagt Thom, der Assura «auf dem Stabilisierungspfad» sieht. In der Waadt, Genf, Neuenburg, im Jura und im Tessin hat Assura laut der Studie eine gute Prämienposition erreicht. Hinzu komme der erste Rang bei den Prämien in der Stadt Zürich.

Swica und Visana im Mittelfeld: Bei den Prämien befinden sich die beiden Anbieter Swica und Visana im Mittelfeld. Laut der Studie bietet Swica nach dem schwierigen Vorjahr wieder deutlich attraktivere Prämien an. Die Krankenkasse habe zudem die höchste Kundenzufriedenheit und -bindung im Markt.

Laut dem Berater dürfte auch Visana mit ihrem starken Vertrieb, der hohen Kundenzufriedenheit und ihrer finanziellen Stabilität gut dafür aufgestellt sein, ihren Prämienrang zu nutzen. Die Kasse ist gut in ihrem Heimmarkt Bern positioniert und hat sich in 29 Prämienregionen im Vergleich mit dem Vorjahr verbessert.

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