Dienstag, April 15

Der Wahlsieg des 37-jährigen Amtsinhabers fiel überraschend hoch aus. Die Oppositionskandidatin will das Ergebnis nicht anerkennen und fordert eine Neuauszählung der Stimmen.

Der rechtsliberale Präsident Ecuadors, Daniel Noboa, hat die Stichwahl mit einem deutlichen Vorsprung von rund zwölf Prozentpunkten vor seiner linken Herausforderin Luisa González gewonnen. Das gab der Nationale Wahlrat nach Auszählung von gut 90 Prozent der Stimmen bekannt.

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Der klare Sieg Noboas mit 56 Prozent gegenüber 44 Prozent für González kommt überraschend: Im ersten Wahlgang im Februar und auch in den Umfragen hatten die beiden Kandidaten stets gleichauf gelegen. González erklärte, sie erkenne das Ergebnis nicht an und forderte eine Neuauszählung der Stimmen.

Der Urnengang verlief ohne Zwischenfälle. Zahlreiche ausländische Wahlbeobachter waren in Ecuador. Ihr Bericht über die Wahlen wird für Mittwoch erwartet. Präsident Noboa hatte am Vortag für 60 Tage den Ausnahmezustand über die Hauptstadt Quito und einzelne Regionen verhängt. Er begründete dies mit der zunehmenden Gewalt organisierter bewaffneter Gruppen.

Aus Ecuadors Häfen kommt viel Kokain nach Europa

Die angespannte Sicherheitslage könnte ein Grund dafür sein, dass Noboa in der Wählergunst so stark zulegen konnte. Denn Ecuador, das noch vor wenigen Jahren als vergleichsweise sicher galt, ist heute das Land mit der höchsten Mordrate Südamerikas. Auch Erpressungen und Entführungen gehören zum Alltag. Die Häfen des Landes sind zu den wichtigsten Korridoren für den Kokainschmuggel nach Europa geworden.

Daran hat sich auch unter Noboa nicht viel geändert. Allerdings war der 37-jährige Präsident auch nur rund 17 Monate im Amt. Er war im November 2023 als Interimspräsident gewählt worden, nachdem sein Vorgänger Guillermo Lasso den Kongress aufgelöst hatte.

Zu Beginn seiner Amtszeit schickte Noboa das Militär auf die Strassen und in die Gefängnisse. Doch der Abschreckungseffekt war schnell verpufft. Anfang des Jahres lag die Mordrate noch höher als im Rekordjahr 2024. Doch Noboa konnte sich im Wahlkampf als der überzeugendere Kandidat in Sachen Verbrechensbekämpfung positionieren.

Seiner Gegenkandidatin warf er im Wahlkampf vor, hinter den Kulissen bereits mit den mächtigen Drogenkartellen zu verhandeln. González dürfte auch geschadet haben, dass sie die Beziehungen zum linksautoritär regierten Venezuela wieder aufnehmen wollte. Von dort sind Hunderttausende Flüchtlinge nach Ecuador gekommen.

Noboa verkörpert nun nicht mehr den Neuanfang

Noboa steht nun vor schwierigen Herausforderungen – nicht nur in Sachen Sicherheit. Das Land leidet unter ständigen Stromausfällen. Die Wirtschaft wächst kaum. Nach der Rezession im vergangenen Jahr rechnet der Internationale Währungsfonds für dieses Jahr mit einem schwachen Wachstum von 1,2 Prozent. Das ist zu wenig, um die hohe Arbeitslosigkeit zu senken.

Noboa hat zudem noch nicht bewiesen, dass er politisch in der Lage ist, Ecuador aus der Krise zu führen. Bei seinem ersten Wahlsieg verkörperte er für viele, vor allem junge Wähler, einen Neuanfang: Noboa stammt aus der reichsten Unternehmerfamilie des Landes, die mit dem Export von Bananen reich geworden ist.

Er stammt aus der Hafenstadt Guayaquil, dem Wirtschaftszentrum des Landes. Er hat in den USA an renommierten Universitäten mehrere Abschlüsse erworben und war erst zwei Jahre vor seiner ersten Wahl zum Präsidenten als Abgeordneter in die Politik eingestiegen.

Noboa beweist immer wieder ein gutes Gespür dafür, sich in der Öffentlichkeit und in den sozialen Medien ins rechte Licht zu rücken: So liess er die mexikanische Botschaft stürmen, als sich der ehemalige Vizepräsident vor einer Verhaftung dorthin geflüchtet hatte. Viele Regierungen weltweit verurteilten ihn dafür. In Ecuador brachte ihm das jedoch Pluspunkte.

Im Wahlkampf nutzte er auch die langjährigen guten Beziehungen seiner Familie zu US-Präsident Donald Trump: Kurz vor der Stichwahl um das ecuadorianische Präsidentenamt trafen sich Noboa und seine Influencer-Gattin mit Trump in dessen Residenz Mar-a-Lago in Florida, um über bilaterale Themen wie Sicherheit und Migration zu sprechen.

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