Dienstag, April 1

Seit Wochen jagen sich in Grossbritannien Verschwörungstheorien zum Gesundheitszustand von Prinzessin Kate. Ein Familienfoto sollte die Spekulationen beenden. Das Gegenteil geschah.

Grossbritannien steht wieder einmal im Banne eines königlichen Dramas. Im Zentrum steht ein offenbar von Prinz William aufgenommenes Familienfoto, das seine Gattin Kate und ihre drei Kinder zeigt. Doch Fragen zur Authentizität des Bildes, das Kate zum britischen Muttertag vom Sonntag veröffentlichte, sorgen für Wirbel, Verschwörungstheorien und fette Schlagzeilen in der Boulevardpresse: Der «Mirror» schrieb am Dienstag von einem «Bild des Chaos», die «Daily Mail» von einem «PR-Desaster», während die «Sun» die Verschwörungstheoretiker ultimativ aufforderte, Kate endlich in Ruhe zu lassen.

Auf den ersten Blick zeigt das Bild eine glückliche Familie: Im Zentrum sitzt Kate auf einem Stuhl, hinter und neben ihr stehen ihre strahlenden drei Kinder: Die Mutter umarmt mit der rechten Hand Prinz Louis, während ihre linke Hand Prinzessin Charlotte umschlingt. Hinter Kate steht Prinz George, der älteste Sohn von Kate und Thronfolger Prinz William.

Zahlreiche Ungereimtheiten

Auf den zweiten Blick aber sieht das Foto nach Aussagen vieler Experten unnatürlich aus. Spezialisten eruierten in den britischen Medien fast zwanzig Ungereimtheiten, die darauf hindeuteten, dass die Fotografie bearbeitet worden war. Bei einem Ärmel von Prinzessin Charlotte fehlt ein Stück Stoff. Kates Hand ist verschwommen, während der Pullover von Louis, den die Hand berührt, scharf ist. Die Fliesen und die Treppe im Hintergrund wirken verschoben. Und an Kates Hand fehlt der Ehering.

Am Ende zogen die vier Fotoagenturen AP, Getty Images, Reuters und AFP das Familienfoto wegen Verdachts auf Manipulation zurück. Und Kate musste in einer Stellungnahme auf der Plattform X einräumen, dass sie das Bild bearbeitet hatte. «Wie viele Amateur-Fotografen experimentiere auch ich gelegentlich mit der Bearbeitung von Bildern», schrieb sie. Sie wolle sich für die Verwirrung entschuldigen, die das Bild verursacht habe.

Absurde Verschwörungstheorien

Es kommt oft vor, dass Bilder von Prominenten bearbeitet werden, um die Protagonisten in ein günstiges Licht zu rücken. Doch erfolgte die Publikation des Bilds von Kate in einem speziellen Kontext. Die Fürstin von Wales unterzog sich im Januar einer geplanten Operation am Unterleib. Der Palast teilte mit, Kate werde sich bis Ostern vom Eingriff erholen und von öffentlichen Auftritten absehen. Dennoch kursierten in den vergangenen Wochen auf Social Media immer abstrusere Verschwörungstheorien über die Gründe für Kates Verschwinden.

Im Zentrum vieler Theorien stand die Vermutung, dass Kate wesentlich kranker sei als vom Palast zugegeben. Möglicherweise kämpfe die Prinzessin gar mit dem Tod oder liege im künstlichen Koma. Vielleicht habe sie sich auch einer Schönheitsoperation unterzogen, die missglückt sei. Andere Internetnutzer glaubten zu wissen, dass die Ehe mit William in die Brüche gegangen sei, weshalb die Prinzessin untergetaucht sei. Oder sei sie gar umgebracht worden, weshalb der Palast sie nun mit einer Doppelgängerin ersetzen werde?

So offensichtlich absurd diese Theorien auch anmuteten: Je länger Kate der Öffentlichkeit fernblieb, desto mehr Raum nahmen sie im Internet ein. Die Publikation des Familienfotos zum Muttertag war daher auch ein Versuch, die Gemüter zu beruhigen und die Gerüchte mit einem Beweis für Kates Wohlbefinden zum Verschwinden zu bringen.

Erreicht hat die Königsfamilie das Gegenteil. Die bearbeitete Fotografie heizte die Spekulationen zusätzlich an. Dass Kate am Montagnachmittag auf dem Rücksitz eines Autos an der Seite von William gesichtet und von Pressefotografen fotografiert wurde, vermochte bloss die Verbreiter der wildesten Verschwörungstheorien etwas zu beruhigen.

William will seine Familie schützen

Die Genauigkeit, mit der das königliche Familienbild analysiert wurde, ist auch eine Folge der technologischen Entwicklung. Medienorganisationen und Fotoagenturen haben ihre Fähigkeiten zur Authentifizierung ausgebaut, um gefälschte oder durch künstliche Intelligenz (KI) hergestellte Bilder zu erkennen und gegebenenfalls aus dem Verkehr zu ziehen. Auch zu Kates Bild gab es Spekulationen, dass dieses mit einem KI-Programm hergestellt worden sein könnte. Laut etlichen Experten ist dies allerdings unwahrscheinlich.

Der Wirbel ist ein Rückschlag für die Bemühungen von Prinz William, die Privatsphäre seiner Familie so gut wie möglich zu wahren. Während König Charles III. mit Offenheit und Transparenz mit seiner Krebserkrankung umgeht, hielt sich der Königspalast zu den genauen Umständen von Kates Eingriff bedeckt.

In Grossbritannien sagt man, William sei noch immer traumatisiert vom Tod seiner Mutter Diana, die von Paparazzi verfolgt wurde und 1997 in Paris nach einer Verfolgungsjagd mit der Presse bei einem Autounfall ihr Leben verlor. Daher schottet der Thronfolger seine drei Kinder, so gut es geht, von der Presse ab. Er behält sich auch vor, Termine aus «persönlichen Gründen» abzusagen, ohne diese weiter auszuführen. Dass William und Kate periodisch Familienbilder über die sozialen Netzwerke veröffentlichen, soll das Interesse der Öffentlichkeit stillen – und gleichzeitig die Nachfrage nach Fotografien von Paparazzi reduzieren.

Diese Strategie beruht aber darauf, dass die Bevölkerung auf die Authentizität der königlichen Fotografien und die Wahrhaftigkeit ihrer Kommunikation vertrauen kann. Simon Lewis, der ehemalige Pressesprecher von Queen Elizabeth II., erklärte am Dienstag gegenüber der BBC, die Panne könnte sich zur handfesten Affäre ausweiten, sollte das Originalbild an die Presse geleakt werden und einen erheblichen Umfang der Bearbeitung offenbaren. Die Königsfamilie hat bisher davon abgesehen, das Original der Fotografie zu veröffentlichen.

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