Dienstag, Februar 25

Die Migros will die hiesigen Bio-Supermärkte des deutschen Händlers Alnatura nicht mehr weiterführen. Dieser kämpft auch in der Heimat mit Gegenwind.

Am Anfang waren die Erwartungen der Migros an die Alnatura-Läden hoch. Mit der Eröffnung von Bio-Supermärkten des deutschen Händlers in der Schweiz wollte man den Absatz von Bio-Produkten steigern – und zur Konkurrentin Coop aufschliessen.

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So begründete Jörg Blunschi die Kooperation mit Alnatura beim Start im Jahr 2012. Dabei half dem damaligen Chef der Migros Zürich auch ein guter Draht zum charismatischen Alnatura-Gründer Götz Rehn.

Dreizehn Jahre später ist die Euphorie verflogen, und Blunschis Nachfolger Patrik Pörtig steigt aus dem Projekt aus. Die Migros sei nicht mehr der beste Betreiber für die 25 Alnatura-Supermärkte in der Deutschschweiz.

Eine Erklärung dafür liefert Pörtig in der Mitteilung vom Dienstag gleich mit: «Auch dank unserer Partnerschaft mit Alnatura hat sich Bio in der Schweiz als nachhaltige Alternative zu konventionellen Produkten etabliert.» Auf die Supermärkte von Alnatura kann die Migros für die weitere Verbreitung von Bio-Produkten verzichten.

Tatsächlich führt die Migros in ihren eigenen Supermärkten rund 400 Alnatura-Produkte. Dieser Absatzkanal ist für die Bio-Ware des deutschen Händlers heute viel bedeutender als die Schweizer Alnatura-Läden.

Das heisst aber auch: Wenn viele Produkte sowieso im Migros-Regal stehen, gibt es für die Kundschaft weniger Gründe, einen Alnatura-Laden aufzusuchen. Dazu kommt, dass die Migros unterdessen wie die Konkurrentin Coop das Label der Bio-Knospe verwenden darf, das in der Schweiz quasi als Goldstandard gilt. Bis vor ein paar Jahren war ihr das noch verwehrt.

Die Genossenschaft Migros Zürich gibt keine Zahlen zu den Alnatura-Märkten bekannt. Wären sie hochprofitabel, hätte man die Läden aber vermutlich nicht aufgegeben. Der Umsatz lässt sich anhand des Geschäftsberichts nur annähernd abschätzen und dürfte im Bereich von rund 100 Millionen Franken liegen.

Potenzial für 50 Geschäfte?

Boris Pesek, Geschäftsführer von Alnatura in der Schweiz, bedauert den Schritt der Migros. «Wir hätten gerne mit der Genossenschaft Migros Zürich weitergemacht», sagt er. Er ist überzeugt davon, dass Alnatura-Märkte in der Schweiz eine Daseinsberechtigung haben.

Pesek glaubt sogar, dass es hierzulande Platz für bis zu 50 Geschäfte hat. Bis anhin sind die Bio-Märkte erst in der Deutschschweiz präsent. Eine Verdoppelung des Alnatura-Anteils am Bio-Markt von heute rund 3,5 Prozent hält er für möglich.

Für eine solche Expansion muss Alnatura aber erst einmal einen Partner finden – oder zu dem Schluss kommen, es aus eigener Kraft zu versuchen. Wie realistisch das in einem Markt ist, in dem die grossen Detailhändler Coop und Migros dominieren und auch die Discounter Aldi und Lidl ihre Bio-Anteile ausbauen, ist fraglich.

Laut Pesek soll bis im Sommer klar sein, «in welche Richtung es geht», also ob die Alnatura-Märkte weiterbestehen oder geschlossen werden.

Selbst wenn der Absatzkanal der Alnatura-Supermärkte wegfiele, hiesse das nicht das Aus für die Marke in der Schweiz. Denn neben der Migros sind gewisse Produkte auch bei Volg und in den Drogeriemärkten von Müller und Rossmann erhältlich.

Allerdings würde bei einer Schliessung der Supermärkte ein gewisser Werbeeffekt wegfallen, da die Läden nicht nur als Absatzkanal, sondern auch als Schaufenster für das Alnatura-Sortiment dienen.

Ein Verschwinden der Alnatura-Supermärkte in der Schweiz wäre ein weiterer Fall, wo der Erfolg der Bio-Idee letztlich einen Pionier der Branche überflüssig macht. Die Bio-Offensive der grossen Detailhändler hat bereits viele unabhängige Reformhäuser und Bio-Läden aus dem Markt gedrängt, aber auch die Schweizer Bio-Supermarkt-Kette Reformhaus Müller vor zwei Jahren.

Auseinandersetzung mit Edeka und dm

Die Sandwich-Position zwischen eigenen Geschäften und der Belieferung von Supermarktketten ist für Alnatura auch auf dem Heimmarkt Deutschland nicht immer einfach.

Als das Unternehmen in seinen deutschen Bio-Märkten etwa eine neue Tiefpreismarke einführte, verärgerte Alnatura damit seinen Grosskunden Edeka. Diesem war nun das herkömmliche Alnatura-Sortiment zu teuer, und er stockte seine eigenen Bio-Marken auf.

Vor rund zehn Jahren erlitt der Händler zudem einen Rückschlag, als die Drogeriemarktkette dm nach einem Streit Alnatura-Produkte aus dem Sortiment nahm.

Ob in rund zwei Jahren noch ein weiterer Kunde von Alnatura wegfällt, könnte dereinst wieder in Zürich entschieden werden. Dann nämlich, wenn die Genossenschaft Migros Zürich ein Urteil über die Zukunft ihrer deutschen Tochter Tegut fällt. Die kriselnde deutsche Supermarktkette in Migros-Besitz ist ebenfalls ein Abnehmer von Alnatura-Produkten.

Verkauf von Micasa, Schliessung von Do it + Garden

dba. Die grosse Aufräumaktion bei der Migros ist zu Ende. Nun ist klar, was mit den beiden verbleibenden Fachmärkten passiert. Der Möbelhändler Micasa wird von zwei bisherigen Migros-Managern mit Unterstützung der Firma Rethink übernommen und wird ab 1. September 2025 sämtliche Filialen weiterführen und die Mitarbeitenden weiterbeschäftigen. Weil für Do it + Garden kein Käufer gefunden wurde, werden die meisten Läden voraussichtlich geschlossen. Für die 466 Mitarbeitenden werden Lösungen gesucht. Die Schritte haben auch Folgen für die Dachgesellschaft Migros Fachmarkt AG. Diese wird bis Ende Januar 2026 ihre Aktivitäten einstellen. Davon sind 159 Mitarbeitende betroffen.

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