Mittwoch, Februar 5

Der Super Bowl ist das grösste Sportereignis in den USA und generiert durch Werbungen jedes Jahr Millionenumsätze. Doch dieses Jahr drehte sich alles um Taylor Swift.

Sie leidet, sie jubelt, sie ext ein Bier: Taylor Swift steht während des Super Bowl am Sonntag im Fokus der Kameras. Was Swift in ihrer Loge im Allegiant Stadium in Las Vegas treibt, wird von den TV-Kameras genauso akribisch festgehalten wie das Geschehen auf dem Rasen. Selbst beim entscheidenden Touchdown der Kansas City Chiefs schwenkte die Kamera sofort in die Loge der vierfachen Grammy-Gewinnerin.

Der Super Bowl ist von jeher nicht nur das Aufeinandertreffen der beiden besten Teams der National Football League (NFL). Er ist alljährlich auch eine Ansammlung amerikanischer Promis. Dieses Jahr wurden unter anderem Leonardo DiCaprio, Lady Gaga, Paul McCartney und LeBron James auf den Rängen gesichtet. Die Liste ist lange nicht abschliessend.

Seit Taylor Swift mit dem Footballspieler Travis Kelce von den Kansas City Chiefs zusammen ist, erlebt die NFL einen noch grösseren Hype. Swift hat in den vergangenen Monaten zahlreiche Spiele der Chiefs besucht und der Liga noch mehr Aufmerksamkeit als ohnehin schon beschert. Im inoffiziellen Nationalsport der Amerikaner führt mittlerweile kein Weg mehr an Taylor Swift vorbei.

Die grösste Frage vor dem diesjährigen Super Bowl war denn auch keine Sportliche, sondern ob es Swift rechtzeitig nach Las Vegas schaffen würde. Am Samstagabend spielte sie noch ein Konzert in Tokio. Dann eilte sie um die Welt. Mit dem Privatjet ging es die 9000 Kilometer nach Los Angeles und von dort aus weiter nach Las Vegas. Dort hatte Kelce bereits eine Luxus-Loge im Wert von über einer Million Dollar für seine Freundin und die beiden Familien reserviert.

Der Super Bowl ist gross, mit Taylor Swift noch grösser

In Las Vegas erwies sich Swift für Kelce, der mit den Chiefs den Super Bowl gewann, einmal mehr als Talisman. Doch auch für sein Franchise und die NFL ist sie ein Segen. Laut einer Studie der Apex Marketing Group hat die Künstlerin den Kansas City Chiefs und der Liga seit September einen Marketingwert von 331 Millionen Dollar beschert.

Unter anderem seien in den vergangenen Monaten die Trikotverkäufe in die Höhe geschossen und die Zuschauerzahlen stark angestiegen. Die Präsenz von Swift in Football-Stadien habe konkrete Auswirkungen, sagte der NFL-Boss Roger Goodell jüngst: «Es schafft eine Begeisterung, es schafft eine weitere Gruppe junger Fans – vor allem junge Frauen –, die wissen möchten: ‹Warum geht sie zu diesem Spiel? Warum interessiert sie sich für dieses Spiel?›»

Nun hat Swift auch den Gigantismus rund um den Super Bowl nochmals in neue Sphären getrieben. Vor und nach dem Mega-Sportereignis gab es kaum einen Bericht ohne ihren Namen. Normalerweise ist der Auftritt von Musikstars während der pompösen und von Apple gesponserten Halbzeit-Show im Vorfeld das grosse Gesprächsthema. Prince (2007), die Hip-Hop-Grössen Dr. Dre, 50 Cent und Snoop Dogg (2022) und vor allem Michael Jackson (1993) haben die 15-minütige Pause des Super Bowl mit ihren Auftritten zu einem Höhepunkt gemacht. Dass die Ehre in Las Vegas dieses Mal Usher zuteilwurde, verkam durch die Swift-Hysterie zur Randnotiz.

Bezahlt werden die Künstler für ihren Auftritt beim Super Bowl nicht. Er dient ihnen als Werbung. Denn der Super Bowl ist vor allem in den USA der grösste TV-Event des Jahres. 2022 verfolgten allein in den Staaten mehr als 115 Millionen Fernsehzuschauer den Anlass. Er generiert entsprechend hohe Umsätze. Ein 30-sekündiger Werbespot kostet während des Super Bowl 7 Millionen Franken. Der TV-Sender CBS, der bis 2033 die NFL-Rechte erworben hat, verkündete bereits drei Monate vor dem Final, dass alle Werbe-Slots ausverkauft seien.

So viel kostet eine 30-sekündige Werbung beim Super Bowl

Durchschnittliche Kosten in Millionen Dollar

Auch Lindt wirbt im Millionenmarkt

Rund siebzig Werbungen wurden dieses Jahr während des Super Bowl ausgespielt. In den Pausen flimmern jeweils eigens für den Grossevent produzierte Werbespots über die Bildschirme. Die Clips sind deshalb besonders kreativ. So warb dieses Jahr unter anderem Snoop Dogg für BIC-Feuerzeuge, Lionel Messi für die amerikanische Biermarke Michelob Ultra und die Beckhams für Uber Eats.

Superior Beach | Michelob ULTRA

Auf die Sparbremse getreten ist 2024 die Autoindustrie. Hatte sie in den vergangenen Jahren jeweils bei ihren Marketingbudgets aus dem Vollen geschöpft, warben dieses Jahr lediglich vier Autohersteller am Super Bowl. BMW strahlte ein selbstironisches Werk über, von und mit Schauspieler Christopher Walken aus. Damit warb der deutsche Hersteller für den neuen vollelektrischen BMW i5. Im Werbespot von Kia lieferte der neue vollelektrische Kia EV9 den Strom für die Musik und die Beleuchtung für eine Eislauf-Show. Toyota wollte dieses Jahr ursprünglich auf Werbung am Super Bowl verzichten, nutzte die Bühne nun aber trotzdem, um das neue Pick-up-Modell Tacoma zu bewerben. Und VW kehrte nach einer zehnjährigen Pause mit einem besonderen Fokus auf sein 75-jähriges Bestehen in den USA zurück auf den Bildschirm.

Der Schweizer Schokoladenhersteller Lindt kaufte sich hingegen erstmals einen Slot am Super Bowl. Der Werbespot heisst «Life is a ball» und zeigt laut Lindt die Reise einer Lindor-Kugel und was diese «besonders macht». Man sei in den USA eine junge Marke und wolle sich auf das Wachstumspotenzial in diesem Markt konzentrieren, teilte Lindt mit.

Die Tickets waren so teuer wie nie zuvor

Im vergangenen Jahr nahm der Super Bowl allein durch Werbung rund 600 Millionen Dollar ein. Diese Einnahmen haben sich seit 2012 verdoppelt. Auch in diesem Bereich dürfte Taylor Swift die Zahlen dieses Jahr nochmals erhöht haben. Gleich mehrere Kosmetikmarken schalteten dieses Jahr erstmals während des Super Bowl Werbung oder kehrten nach mehrjähriger Pause zurück. Die Devise war klar: die «Swifties», die vornehmlich weiblichen Fans von Taylor Swift, anzusprechen.

Und dann wären da noch die Einnahmen durch die Ticketverkäufe. Wer in Las Vegas live dabei sein wollte, musste dieses Jahr tief in die Tasche greifen. Die Preise für die 65 000 Tickets waren so hoch wie nie zuvor. Je nach Ticket-Kategorie variierten sie zwischen 10 000 und 40 000 Dollar. Im vergangenen Jahr lag der Durchschnittspreis noch bei 5600 Dollar, bei der Erstaustragung des Super Bowl 1967 bei lediglich 100 Dollar.

Der Gang aufs Spielfeld wurde nach dem Super Bowl aber nur dem Edel-Fan Swift gewährt. Und so waren beim Feiern des Sieges wieder alle Kameras auf Swift und Kelce gerichtet. Viel Zeit, den Triumph gemeinsam zu zelebrieren, bleibt den beiden nicht. Für Swift geht es bereits in den kommenden Tagen wieder rund um den Erdball. Am Freitag setzt sie ihre Tour im 13 000 Kilometer entfernten Melbourne fort. Die «Swifties» werden ihr diese Klimasünde verzeihen.

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