Nach einer längeren Pause sind an der renommierten New Yorker Universität erneut antiisraelische Proteste aufgeflammt. Die herbeigerufene Polizei verhaftete zahlreiche Teilnehmer, nachdem Demonstranten in ein zentrales Gebäude eingedrungen waren.

Am Mittwochabend hat die New Yorker Polizei etwa achtzig Demonstranten an der Columbia Universität festgenommen. Sie hatten einen Teil der zentralen Bibliothek auf dem Campus besetzt. Nach einem Handgemenge, bei dem zwei Sicherheitsleute verletzt wurden, rief die Universitätsleitung die Polizei. Eric Adams, der Bürgermeister von New York, kündigte persönlich an, dass die Stadtpolizei das Universitätsgelände betrete, um Unbefugte zu entfernen. Er betonte, die Stadt verteidige das Recht auf friedlichen Protest, aber niemals Gesetzlosigkeit.

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«Columbia wird für die Märtyrer brennen»

Laut der Universitätszeitung «Columbia Spectator» versammelte sich gegen 17 Uhr eine Menschenmenge vor der Butler-Bibliothek. Die Demonstranten, von denen viele mit dem Palästinensertuch Kufiya vermummt waren, versuchten sich gegen den Widerstand der Sicherheitsbeamten Zutritt zum Saal zu verschaffen, wo gegenwärtig viele Studenten für die Abschlussprüfungen lernen. Den Protestierenden wurde mitgeteilt, sie sollten ihre Studentenausweise vorzeigen; andernfalls müssten sie das Gebäude verlassen oder mit Konsequenzen rechnen. Als Reaktion verkündeten die Aktivisten in den sozialen Netzwerken, dass sie sich weigerten, ihre Ausweise unter der Androhung einer militarisierten Verhaftung vorzuzeigen. «Wir weigern uns, leise zu gehen», schrieben sie.

Einige Demonstranten beschmierten Wände und Pulte der Bibliothek mit Slogans wie «Free Gaza» oder «Columbia wird für die Märtyrer brennen».

Columbia University Apartheid Divest, eine propalästinensische Gruppe auf dem Campus, postete währenddessen, dass der Hauptlesesaal der Bibliothek besetzt und in «Basil-al-Araj-Volksuniversität» umbenannt worden sei, in Erinnerung an den palästinensischen Aktivisten und Autor. Zu Fotos der Aktion schrieben sie: «Wenn Columbia von ihrer reichen Geschichte und ihrem Engagement für die Aufrechterhaltung ihrer Werte spricht, sind dies die Werte, von denen sie spricht: Tod, Vertreibung, Imperialismus, Segregation, Kolonialismus, Nazismus, staatliche Gewalt, Entführungen, Anti-Schwarze-Rassismus, Zionismus und weisse westliche Hegemonie.»

Die Gruppe fordert von der Universität den Rückzug aller Investitionen in Israel, Amnestie für Studierende, Fakultätsmitglieder und Mitarbeiter, die universitären Disziplinarmassnahmen ausgesetzt seien, sowie die Entfernung der Stadtpolizei sowie von Beamten der Einwanderungspolizei ICE vom Campus. In einer E-Mail schrieben die Demonstranten: «Wir lassen uns von der Unterdrückung durch die Universität nicht einschüchtern. Columbia kann die studentische Intifada nicht ‹vertreiben›.» Während die «zionistische Einheit» ihre Zerstörung des Gazastreifens eskaliere, müsse es auch an den Universitäten zur Eskalation kommen.

Reaktion auf Befragung im Kongress und geplante Gaza-Besetzung

Die amtierende Präsidentin der Universität, Claire Shipman, sagte zur Besetzung: «Diese Handlungen sind empörend.» Störungen des akademischen Betriebs würden nicht toleriert. «Columbia verurteilt Gewalt auf ihrem Campus sowie Antisemitismus und alle Formen von Hass und Diskriminierung, von denen wir einige heute erlebt haben, aufs Schärfste», fügte sie hinzu.

Columbia war letztes Jahr das Zentrum antiisraelischer Demonstrationen im Zusammenhang mit dem Gaza-Krieg gewesen. Die Regierung kündigte nach dem Amtsantritt von Präsident Trump im Januar an, staatliche Forschungsgelder für die Universität um 400 Millionen Dollar zu kürzen, weil Columbia jüdische Studierende nicht vor Diskriminierung geschützt habe. Die Universitätsleitung hat sich den Forderungen gebeugt.

Der neue Protest begann am Mittwoch, kurz nachdem ein Kongressausschuss drei Universitätspräsidenten zu Antisemitismus befragt hatte. Ein weiterer aktueller Anlass für den erneuten Protest war laut amerikanischen Medien die Ankündigung der israelischen Regierung am Montag, weite Teile des Gazastreifens längerfristig zu besetzen.

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