Mittwoch, Januar 15

Aktien, Bitcoin und auch Gold notieren auf Höchstkursen. Während die Kryptowährung und Aktien allerdings kräftige Zuflüsse verzeichnen, wenden sich Anleger vom Edelmetall ab. Das sind gute Voraussetzungen für weitere Avancen.

Stell Dir vor, der Goldpreis erklimmt ein Rekordhoch und keinen interessiert es.

Diese Woche ist die Notierung für Gold 📈 auf 2160 $ pro Feinunze geklettert. Auch in Franken ist eine neuer Rekord nur noch eine Frage der Zeit. Damit scheint das Edelmetall im vierten Anlauf endlich den Ausbruch nach oben geschafft zu haben. 2020, 2022 und 2023 fand die Aufwärtsbewegung jeweils ein jähes Ende.

Ein nachhaltiges Überwinden der 2000-$-Marke ist von grosser Bedeutung, da damit nicht nur die seit 2020 bestehende Handelsspanne aufgelöst würde, sondern auch eine über zwölfjährige Konsolidierung, die mit dem im September 2011 verzeichneten Höchst begann. Damit scheint einem weiteren Kursanstieg nichts mehr im Weg zu stehen.

Im Schatten von KI und Bitcoin

Aufmerksamkeit unter den Marktteilnehmern erlangen derzeit allerdings vor allem der Höhenflug von Technologieaktien und Bitcoin. Der Goldpreis interessiert vergleichsweise wenig. Nicht nur das: Finanzinvestoren bauen aktiv Positionen ab, wie ein Blick auf die Holdings aller bekannten Gold-ETF zeigt.

Verwalteten Exchange Traded Funds Ende 2020 – kurz nachdem Gold erstmals die Marke von 2000 $ durchbrochen hatte – noch etwas über 110 Mio. Unzen Gold (blaue Linie, rechte Skala), sind es derzeit bloss noch 82 Mio. Unzen. Das entspricht einem Rückgang von einem Viertel innerhalb von drei Jahren.

Grosse Nachfrage aus Asien

Wie kann Gold steigen, wenn die Investoren abseits stehen? Während Finanzinvestoren aus dem Westen zum Rückzug blasen, stocken Anleger aus Asien auf: Gemäss Daten des World Gold Council stellen China und Indien gemeinsam rund zwei Drittel der globalen Goldnachfrage, während das übrige Asien und der Nahe Osten ein weiteres Viertel ausmachen.

Während das rasante Wachstum und der zunehmende Wohlstand Indiens dazu führt, dass die Nachfrage nach Goldschmuck steigt, suchen Chinesen angesichts des kränkelnden Immobilienmarktes nach alternativen Wertaufbewahrungsmitteln. Zudem sorgt die People’s Bank of China mit Liquiditätsspritzen für Unterstützung.

Hinzu kommen die Notenbanken vor allem aus dem «Globalen Süden», die seit einigen Jahren als fleissige Käufer auf den Plan treten. Insbesondere die Sanktionen gegen Russland und die Enteignung seiner Dollar-Währungsreserven waren ein klares Warnsignal, dass Dollarreserven jederzeit konfisziert werden können und damit keineswegs risikolos sind. Plötzlich wird Gold, das «barbarische Relikt», das kein Gegenparteirisiko aufweist, wieder geschätzt.

Zwar ist der Goldpreis zuletzt etwas gar rasant gestiegen, und eine Verschnaufpause scheint angezeigt zu sein. Die strukturellen Treiber – Käufe von Notenbanken, starke Nachfrage aus Asien – bleiben aber intakt. Angesichts der näherrückenden US-Präsidentschaftswahlen, möglicher Zinssenkungen durch die US-Notenbank und der geringen Positionierung spekulativer Anleger dürfte die Rally aber noch nicht zu Ende sein.

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