Der weltgrösste Schokoladehersteller geht durch turbulente Zeiten. Die Kunden müssen sich nochmals auf einen Preisschub bei Schokoladeprodukten einstellen.
«So etwas haben wir noch nie gesehen», sagte Peter Feld, der Konzernchef von Barry Callebaut, bei der Halbjahres-Pressekonferenz. Tatsächlich spielt die Schokoladenwelt derzeit verrückt. Der Weltmarktpreis für den Rohstoff Kakao hat sich seit Anfang Jahr mehr als verdoppelt. Das Angebot hat sich wegen schlechter Ernten in den Hauptanbauländern Côte d’Ivoire und Ghana derart verknappt, dass manche Abnehmer nicht mehr an genügend Kakaobohnen kommen.
Die Turbulenzen treffen den weltgrössten Schokoladehersteller in einer schwierigen Phase. Seit rund einem halben Jahr ist er mit einem grossen Konzernumbau beschäftigt. Gleichzeitig war wegen der weltweiten Inflation die Konsumlust der Menschen in den vergangenen zwei Jahren gedämpft.
«Wir haben genügend Kakaobohnen»
Der Schweizer Konzern kann allerdings gegenwärtig auch Stärken ausspielen. Zum einen ist er seit Jahrzehnten mit viel Personal in den Kakao-Anbauländern präsent und kennt die ganze Wertschöpfungskette vom Kakaobauern bis zur Schokoladefabrik. «Wir haben genügend Kakaobohnen», bekräftigte der Konzernchef Feld.
Zum andern wendet Barry Callebaut traditionell ein sogenanntes Cost-Plus-Modell an. Das heisst, dass er die höheren Rohwarenpreise eins zu eins an seine Abnehmer weitergeben kann. Barry Callebaut liefert selbst nicht an die Endkonsumenten. Seine Kunden sind die grossen Nahrungsmittelkonzerne der Welt wie Unilever, aber auch Gastronomen, Confiseure oder Bäckereien.
Teures Auffüllen der Lager
Dennoch ist die Explosion des Kakaopreises auch für Barry Callebaut ein Problem. Zum einen halten sich die Kunden tendenziell mit dem Kauf von Schokolade zurück, wenn die Preise steigen. Feld rechnet damit, dass der hohe Kakaopreis Schokoladeprodukte um weitere 3 bis 8 Prozent verteuern wird. Die Kunden müssen sich also auf einen neuerlichen Preisschub einstellen, nachdem Schokolade im Zuge der weltweiten Inflation bereits in den vergangenen zwei Jahren deutlich teurer geworden ist.
Trotz dem schwierigen Umfeld haben sich die Geschäfte von Barry Callebaut jüngst ordentlich entwickelt. Im ersten Halbjahr (per Ende Februar) vermochte das Unternehmen das Verkaufsvolumen leicht zu steigern (+0,7 Prozent), während der Weltmarkt für Schokolade schrumpfte.
Zum andern sind die hohen Kakaopreise für Barry Callebaut aber eine finanzielle Belastung. Für das Auffüllen seines Lagers an Kakaobohnen musste der Konzern jüngst 1,1 Milliarden Franken mehr aufwenden als üblich. Dadurch stiegen die kurzfristige Verschuldung und die Ausgaben für Zinszahlungen. Das scheint das Unternehmen vorerst nicht in Probleme zu bringen, aber die kommenden Monate dürften turbulent bleiben.
Konzernumbau kommt voran
Parallel zum laufenden Geschäft muss die Konzernführung den grossangelegten Konzernumbau durchziehen. Der vor einem Jahr angetretene Konzernchef Feld setzt die Axt an: Fast ein Fünftel der Belegschaft soll bis Frühling 2025 abgebaut werden. Feld zeichnete an der Halbjahres-Pressekonferenz das Bild eines Unternehmens, in dem es bisher viele Doppelspurigkeiten gab und das zu wenig agil war. Der Konzernchef möchte Barry Callebaut wieder näher an die Kunden rücken und die Prozesse im Unternehmen stärker digitalisieren. Auch werden die Produktpalette gestrafft und einige Produktionswerke geschlossen.
Im ersten Halbjahr wurden rund 160 Millionen Franken als Aufwendungen für den Konzernumbau verbucht. Das drückte den Betriebsgewinn (Ebit) deutlich (–49 Prozent auf 178 Millionen Franken) sowie auch den Reingewinn. Das Versprechen der Konzernführung lautet, dass Barry Callebaut dafür mittelfristig deutlich profitabler werden wird. Die Anleger nahmen das Halbjahresergebnis als Lichtblick wahr. Der Aktienkurs, der in den vergangenen 12 Monaten massiv nachgegeben hatte, legte am Mittwoch um rund 10 Prozent zu.